Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Duldsam.

(Einer Freundin vor eine Dichtung
religiösen Inhalts geschrieben.
)

          Ein Wölkchen Funkenstaub vom All
Benannten Wir mit großem Wort
»Die Welt«, ein Fünkchen »Sonnenball«,
Und »Gott« was Uns vom Grundakkord
Erreicht als ferner Wiederhall.

Wie zahlreich auch das Sternenheer,
Es läßt von seinem Wiederglanz
Milliarden Tropfen lange leer;
Doch viel zu klein, den Himmel ganz
Zu spiegeln, bleibt das ganze Meer.

Wo dennoch nun ein Himmelsstern
In eines Tropfens Spiegel fällt,
Da glaubt der glückberauschte gern,
Er spiegle nun das Licht der Welt,
Das rechte Auge ihres Herrn.

Er irrt und hat im Irrthum recht;
Denn auch das Sternchen seiner Wahl
Entsandte unerborgt und ächt
Als Auge Gottes jenen Strahl
Den er als Spiegel färbt und schwächt.

Doch fehlend irrt wer zürnt und schilt
Wenn anders Andre sich erbaun.
Was ehrlich aus der Seele quillt
Vernahm ihr Ohr, empfing ihr Schaun
Als Himmelston und Gottesbild.

So schreib ich denn vor dies Gedicht
In solchem Sinn: Gedenke mein!
In andrer Farbenfolge bricht
Mein Lied den Himmelswiederschein,
Doch strahlt es aus dasselbe Licht.


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