O daß im Dichtergarten sprösse
Ein Kraut auch für den tiefsten Schmerz
Damit ich linden Balsam gösse
In's schwer betrübte Vaterherz!
Schon manche herben Qualen lösten
Durch Lieder sich in Wehmuth auf;
Kann auch die Dichtkunst nimmer trösten,
Der Thräne gibt sie freien Lauf.
Als Pfeil mit glühend heißem Bolzen
Brennt in der Brust verhaltnes Leid;
In warmen Thränen hingeschmolzen
Wird's Heimweh nach der Ewigkeit.
Jen's spricht: O wäre nie geboren
Was hingewelkt Ihr nun begrabt!
Dies spricht: Du hast nicht nur verloren,
O nein, du hast es auch gehabt.
Und wahrlich, dankbar darfst du wenden
Den Blick auf jene Zeit zurück
Da Clara noch mit lieben Händen
Dein Haus erfüllt mit trautem Glück.
Sie war so schön; ihr Auge blaute
So hell und klar, so treu und mild
Und süßen Himmelsfrieden thaute
In jedes Herz ihr holdes Bild.
Wie jener zarte Reif der Pflaume
Der schwindet beim geringsten Druck,
Umhauchte sie vom Kindheitstraume
Der Herzensunschuld keuscher Schmuck.
Ja, rufst du dir aus frühern Tagen
Dies liebe, schöne Bild zurück,
So darfst du freilich trauernd klagen
Um ein verlornes hohes Glück.
Doch laß dein Auge nicht umfloren;
Denn was im Schmerze noch dich labt,
Das hast du doch nicht nur verloren,
O nein, du hast es auch gehabt.
Die Tröstung liegt nicht im Vergessen;
Der Christ verschmäht den Lethetrank.
Er denkt des Glücks das er besessen
Und sein Gedenken wird zum Dank. |