Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Sieg.

1.
        Mit kalter Strenge wollt' ich heilen
Mein Herz von dieser Leidenschaft;
Ich sehe dich sie mit mir theilen
Und fühle wanken meine Kraft.

Ich hatte schon dein Bild vertrieben
Aus meinem Sinn – es kam zurück.
Ich darf es nicht, und muß dich lieben
Und träumen vom versagten Glück.

So treibt vom Ufer losgerissen
Mein Kahn in's wildbewegte Meer;
Ein Ziel verwehrt mir mein Gewissen,
Mein Fühlen jede Wiederkehr.

Dich zu begehren ist vermessen,
Zu hoffen, gegen das Gebot;
Vor dir entfliehen, dich vergessen,
Das wäre der lebendge Tod.

Wo soll ich Frieden, Freiheit suchen
Vom Zaubernetz das mich umstrickt?
Muß ich durchaus dem Tage fluchen
An dem ich dich zuerst erblickt?

 
2.
Und frag' ich noch? Ist nicht Verzichten
Des edeln Mannes stetes Loos?
Und kann ich denn nicht seelig flüchten,
O Poesie, in deinen Schooß?

Da wird der Seelenkampf zum Feste,
Zum Siegerstolz das bittre Muß;
Da nehm' ich doch von Dir das Beste
Für mich in seeligen Genuß.

Ja, mich verlangt nach höherm Ruhme
Als daß ich mir dein Herz gewann;
Ich will in seinem Heiligthume
Verehrt sein als ein ganzer Mann.

Drum fort mit allen weichen Klagen.
Ein hohes Glück ist mir bescheert,
Ich bin geliebt – ich muß entsagen –
Ich kanns – und bleibe deiner werth.

So wirst du denn in edler Weise,
Geliebte, dennoch ewig mein.
In meiner Dichtung Zauberkreise
Tritt nun dein holdes Bild hinein.

Ich will damit die Welt entzücken
Und wann dein Ohr das auch vernimmt
Mag der Gedanke dich beglücken
Daß Du die Lyra mir gestimmt.

So sei mir denn der Tag gesegnet
Mit allem Schmerz und Seelenstreit
An dem ich Dir zuerst begegnet
Um Dein zu denken allezeit.


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