Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Verschiedene Stimmen.

Erste.
              Umsonst bemühst du dich, im Farbentone,
In edler Form das Höchste zu erreichen.
Die Gilde herrscht; sie lobt nur ihresgleichen;
Ihr Lob ist Gold: so greife zur Schablone.
 
Zweite.
Dem stolzen Traum von einer Sternenkrone
Gestatte nie dich lockend zu beschleichen;
Mag jede Leistung jetzt der deinen weichen,
Du hoffst umsonst, du bist ein Epigone.

Ihr habt ererbt was große Dichter schufen;
Sie haben das Verdienst, ihr nur die Pflichten
Und längst vergeben ist der Kranz des Ruhmes.
Nicht höher wollt die Pyramide schichten,

Nur glätten könnt ihr die granitnen Stufen;
Das ist das Loos des Epigonenthumes.

 
Dritte.
1.
So redet amtsgemäß ein – Schleppenhalter,
Der meint, er thät' uns wunderwelche Güte
Und sei, indem er jeden Feilspan hüte
Den Schiller fortwarf, Heiligthumsverwalter.

Im Kommen ist des deutschen Volkes Blüthe
Und sie erst bringt der Dichtung Sommerfalter.
Daß schon gewesen unser goldnes Alter –
Nicht länger laß dich irren diese Mythe.

    Der Küfer muß wohl sagen: diese Sorte
Wächst niemals wieder, doch verlacht's der Winzer.
    So manchem Käfer gilt der Mist als Torte
Und Hobelspäne sind's den Herren Düntzer.
    So präge fort an unserm goldnen Horte
Und lache still zum Groll der Messingmünzer.

2.
Wenn du dein Ziel nach tausend Hindernissen,
Wenn du den Sieg nach heißem Streit gewannst –
Daß du der Neider Hochmuthsvorwurf bannst
Sei lieber gar nicht, als umsonst beflissen.

Sie hassen dich weil sie die Kraft vermissen
Mit welcher du dein Loos dir selber spannest;
Verziehn wird selten was du bist und kannst,
Nie, was du seist und könnest selbst zu wissen.

Du bist und kannst es nur durch Selbstvertrauen.
    An deinem Dom das Schlußgewölbe fugend
Geziemt es dir mit fester Hand zu bauen.
    Drum heuchle nicht die Schüchternheit der Jugend,
Nein, ihren Aerger laß sie offen schauen:
    Wirf ab das Mäntelchen der Lumpentugend.

3.
Mit diesen Leuten, die zuerst in Scherben
Das Große schlagen, dann es kleinlich meistern
Und sich ihr Kleid von euern Schnitzeln kleistern,
Mit diesem Pack willst Du die Zeit verderben?

Ein kleiner Kreis von auserwählten Geistern
Gestattet dir von ihrem Schatz zu erben
Und ruft dich auf, um einen Stuhl zu werben
Auf lichter Höhe bei des Liedes Meistern.

    Homer und Sophokles, den Hiobsdichter,
Den ernsten Dante und den Avonsschwan,
Sie alle siehst du dir die Hände reichen.

    Durch Uns empor zu Uns ist deine Bahn,
Komm her zu Uns, nur Wir sind deine Richter,
So rufen sie, und sei bei deinesgleichen.


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