Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Auf der Düne.

          Wir saßen wie spielende Kinder
Am sonnigen Meeresstrand,
Wir banden da Gräser zusammen
Und bestreuten uns scherzend mit Sand.

Hier die Düne, da drüben die Insel
Mit dem steilen röthlichen Rand
Und dies einfache Bild von des Meeres
Unendlichem Rahmen umspannt.

Hier schwebte die schneeweiße Möve
Dort ein segelbeflügelter Kiel,
Doch wählte das schweifende Auge
Sich nirgend ein einzelnes Ziel.

Es schaute des Erdsterns Antliz
Vom heitersten Lächeln durchsonnt
Und ruhte fraglos befriedigt
Am gehobenen Fluthhorizont.

Dort vereinigte Himmel und Erde
Das Meer als vermählendes Glied,
Hier sangen am Ufer die Wogen
Der Schöpfung Wiegenlied.

Zu hören, zu schauen und athmen
War ein süßes genügendes Glück;
Denn Wünschen und Wollen verstummte,
Wir dachten nicht vor noch zurück.

Nur wann sich zuweilen die Augen
Begegneten sagten sie stumm:
Jetzt wissen wir daß wir leben
Und fragen nicht länger warum.

Denn Himmel und Erde vereinte
Das Meer als vermählendes Glied
Und die Wogen am Ufer sangen
Der Schöpfung Wiegenlied.


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