Wilhelm Jordan
Strophen und Stäbe
Wilhelm Jordan

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Bergfahrt.

1.
          Wie sind die schönen Stunden
So schnell dahingeschwunden
Auf unsrer Bergesfahrt.
Wann wir im Wagen saßen,
Wie schien so dicht der Straßen
Beginn und Ziel gepaart.

Auf traute Worte lauschend,
Der Seelen Tiefstes tauschend
Begehrt man ewig weit
Den Weg hinaus zu dehnen,
Und eben dieses Sehnen
Beflügelt nur die Zeit.

 
2.
Als hell das waldbekränzte
Gebirg am Morgen glänzte,
Wie schien der Gipfel fern.
Bald eilten wir die Matten
Hinab im Abendschatten,
Bald blinkte Stern an Stern.

Doch wenn ich rückwärts lenke
Den Blick und überdenke
Wie reich der kurze Traum,
So staun' ich nun und frage,
Wie hat in einem Tage
Das Alles Alles Raum?

Wenn sollst die Quellen sprangen,
Wenn sonst die Vögel sangen,
Wo war die Melodie?
Des Himmels Tiefen blauten,
Die goldnen Sterne schauten
So schön wie heut noch nie.

Woher in allen Dingen
Dies Leuchten und dies Klingen
Das ich bisher vermißt?
Kann Alles anders werden
Im Himmel und auf Erden
In solcher kurzen Frist?

 
3.
Ach, an den alten Stellen
Sind Berge, Bäume, Quellen,
Sind Wald und Wiesenflur;
Die Sterne leuchten heute
Wie sonst, – was sich erneute,
Nicht war das die Natur.

Ich der ich nicht in Jahren
Empfunden und erfahren
Was heute mich beglückt,
Ich bin ein völlig Andrer
Hellt Abend als der Wandrer
Der morgens ausgerückt.

So kann auf kurzen Meilen
Das Menschenherz durcheilen
Gebiete, himmelweit;
Ein Tag nur ist verflossen
Allein er hielt umschlossen
Gefühl der Ewigkeit.


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