Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
1. | |
Dein Leben naht sich nun der Mittagshelle, Vorüber ist die Zeit der Kinderspiele, Und wenn bisher mit kaum gelenktem Kiele Dein Schifflein sorglos trieb auf jeder Welle, So gilt es nun daß sich das Steuer stelle Du nahtest mir mit kindlichem Vertrauen, Nachdem ich Dich zu kennen kaum begonnen |
|
2. |
|
Du bist so schön. Es wird noch Jahre dauern Bevor zum Sommer nur dein Frühling neigt; Wie kommt es doch, daß mir ein leises Trauern Bei deinem Anblick in die Seele schleicht? Du bist so reich; du bist der Neid der Welt; Ist's Ueberhebung nur der Eitelkeit Beim Himmel, nein! Von ganzer Seele gönnte |
|
3. |
|
Kampf heißt das Weltgesetz. Aus ihren Bahnen Einander zerren wollen selbst die Sterne; Denn jeder wirkt in unermessne Ferne Und seine Zugkraft wirbt um Unterthanen. Die Pflanze kämpft. Sie will die ganze Erde Der Hirsch beweist in tödtlichem Gefecht Es kämpft was lebt denn Kraft ist Kampfesfrucht; |
|
4. |
|
Noch nicht die Sorge für sein Aermelfutter Benimmt man Einem völlig ohne Schaden: Ein Kraftatom wird seiner Last entladen Und die Belastung ist der Tragkraft Mutter. Weh dem, den Rang und Reichthum hocherhaben Ihm ist die Welt ein Freitisch. Durchgenascht Erst ein Verschwender, wird er dann ein Filz |
|
5. |
|
Gar schmeichelhaft in traulich süßem Schwärmen Verglichst du mich mit einem Sonnenstrahl. Wie soll ich deuten deines Bildes Wahl? Wie kann ich dich erleuchten und erwärmen? Wohl glimmt in mir ein Funke Himmelslicht; Die Wenigen die drin zu Hause waren, Ich darf zu Dir, das möchtest du wohl meinen, |
|
6. |
|
Erwähle dreist den Dichter zum Vertrauten, Ihm darfst du rückhaltslos dein Herz ergießen; Was er empfängt, das wird er treu verschließen Und dein Geheimniß läßt er nie verlauten. Von deinen Lippen sinkt durch seine Ohren Wie Blumen aus versenktem Saatkorn steigen, Das ist der Wahn der Welt: was man berichtet |
|
7. |
|
Ich möchte Strophen zur Erhaltung dichten Aus jedes liebe Wort aus deinem Munde, In meinen Reimen jeder schönen Stunde Die wir verlebt ein Monument errichten. Zur Feder greifend muß ich oft verzichten; Ein altes Kleid, ein Knochenspan, ein Theilchen Er sieht, er tastet, glaubt – und ist gesunder. |
|
8. |
|
Zusammen wohnen hier in engem Zimmer, In meiner Brust, die feindlichen Gefährten, Der fromme Pilger mit dem Aufgeklärten, Und ihr Gezänk wird alle Tage schlimmer. »Du bist ein Thor mit deinem Aberglauben. Was predigst du mir salbungsvoll dagegen? Muß Alles denn, um schön und lieb zu sein |
|
9. |
|
Ich pflege dichtend auf und ab zu schreiten Bis Wahrheit, Wohllaut dicht zusammen kamen. Nun folgen mir dabei nach allen Seiten Zwei Augen die mein Herz gefangen nahmen. Anstatt zum vollsten Reim den Vers zu leiten Hinauf, hindurch! Du lebst, – dein Auge lacht, Ich fühle dich die Hand auf's Haupt mir legen, – |
|
10. |
|
Ich sah dich hier in diesem Stuhle lehnen, Mir war als müßt' ich, daß die lieben Züge Recht klar und fest die Seelentafel trüge, So weit als möglich die Pupillen dehnen. Wir plauderten von kühn entworfnen Plänen Heut weihtest du die stille Dichterklause, Mein Glück der Dampf auf seinen Feuerschwingen! |
|
11. |
|
Willkommen heißt dich in den eignen Wänden Der ferne Freund, der gern in stäter Nähe Dich täglich grüßte, täglich hörte, sähe, Dich schirmend, führend mit getreuen Händen. Wie klar voraus ein Dichterauge spähe Den Wunsch verwarf ich sonst mit harter Strenge Doch sicher fühl' ich meine größre Kraft |