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Extrablatt darüber
Ich habe hundertmal, mit meinem juristischen onus probandi (Last zu beweisen) auf dem Buckel, an die Weiber gedacht, die imstande sind, durch einige Anstrengung sowohl ohne alle Gründe zu handeln als zu glauben. Denn am Ende muß doch jeder (nach allen Philosophen) sich zu Handlungen und Meinungen bequemen, denen Gründe fehlen; denn da jeder Grund sich auf einen neuen beruft, und dieser sich wieder auf einen stützt, der uns zu einem schickt, welcher wieder seinen haben muß: so müssen wir (wenn wir nicht ewig gehen und suchen wollen) endlich zu einem gelangen, den wir ohne allen Grund annehmen. Nur fehlet der Gelehrte darin, daß er gerade die wichtigsten Wahrheiten – die obersten Prinzipien der Moral, der Metaphysik etc. – ohne Gründe glaubt und sie in der Angst – er will sich dadurch helfen – notwendige Wahrheiten benennt. Die Frau hingegen macht kleinere Wahrheiten – z. B. es muß morgen weggefahren, eingeladen, gewaschen werden etc. – zu notwendigen Wahrheiten, die ohne die Assekuranz und Reassekuranz der Gründe angenommen werden müssen – und dies ists eben, was ihr einen solchen Schein von Gründlichkeit anstreicht. – – Ihnen wird es leicht, sich vom Philosophen zu unterscheiden, der denkt, und dem die Wahrheitsonne so waagrecht in die Augen flammt, daß er darüber weder Weg noch Gegend sieht. Der Philosoph muß in den wichtigsten Handlungen, in den moralischen, sein eigner Gesetzgeber und Gesetzhalter sein, ohne daß ihm sein Gewissen die Gründe dazu sagt. Bei einer Frau ist jede Neigung ein kleines Gewissen und hasset Heteronomien und sagt weiter keine Gründe, so gut wie das große Gewissen. Und durch diese Gabe, mehr aus eigner Machtvollkommenheit als aus Gründen zu handeln, passen eben die Weiber recht für die Männer, weil diese lieber ihnen zehn Befehle als drei Gründe geben.
Ende des Extrablattes darüber
Was ebenso schlimm war, ist, daß Joachime ihm endlich, um nur seine Aktenstöße von Beschwerden und Reichs-gravaminibus wegzubringen, die Finger ließ, ohne nur den geringsten Grund dazu zu sagen. Er konnte also keinen Titel seines Besitzstandes aufweisen und hätte im Notfall niemand gehabt, der ihn darin schützen können.
Es ist aber eine gegründete Rechtsregel oder ein männliches Brokardikon: daß alles bei den Weibern fester werde, wenn man darauf bauet, und daß uns eine kleine gestohlne Gunst rechtmäßig gehöre, sobald wir um eine größere anhalten. Die Rechtsregel gründet sich darauf, daß die Mädchen uns, wie den Juden im Handel, allemal die Hälfte abbrechen und nur ein paar Finger geben, wenn wir die Hand haben wollen. Hat man aber die Finger: so tritt ein neuer Titel aus den Institutionen ein, der uns die Hand zuerkennt; die Hand gibt ein Recht auf den Arm, und der Arm auf alles, was daran hängt, als accessorium. So müssen diese Dinge betrieben werden, wenn Recht Recht bleiben soll. Es muß überhaupt von mir oder von einem andern ehrlichen Mann ein kleines Lesebuch geschrieben werden, worin man dem weiblichen Geschlecht die Modos (Arten), solches zu akquirieren (zu erwerben), mit der juristischen Fackel vorträgt und aufhellt. Viele Modi kommen sonst ab. So bin ich z. B. nach dem bürgerlichen Rechte rechtmäßiger Besitzer einer beweglichen Sache, wenn sie vor dreißig Jahren gestohlen worden (im Grunde sollt' es eher sein, und es sollte mir nichts schaden, daß man später zu stehlen angefangen) – ebenso fällt mir durch eine Verjährung von dreißig Minuten (die Zeit ist relativ) alles von einer Schönen rechtmäßig anheim, was ich ihr Bewegliches (und an ihr ist alles beweglich) entwendet, und man kann daher nicht früh genug zu stehlen anfangen, weil sonst vor dem Diebstahl die Verjährung nicht anheben kann.
Spezifikation ist ein guter Modus. Nur muß man wie ich ein Prokulejaner sein und glauben, daß eine fremde Sache dem, der ihr eine andre Form erteilt, zugehöre, z. B. mir die Hand, die ich durch den Druck in eine andre Form gebracht.
Der sel. Siegwart sagte: confusio (Vermischung der Tränen) ist mein Modus. Aber commixtio (Vermischung trockner Sachen, z. B. der Finger, der Haare) ist jetzt fast unser aller modus acquirendi.
Ich wollt' einmal die ganze Sache nach der Lehre von den Servituten, wo eine Frau tausend Dinge zu leiden hat, behandeln (wiewohl alle diese Servituten durch die Konsolidation der Ehe gänzlich erlöschen); aber ich weiß die Lehre von den Servituten selber nicht mehr recht und wollte lieber darin examinieren als examiniert werden. – –
Ich kehre zum Medikus zurück. Da er also wußte, daß eine geküßte Hand ein Schenkbrief der Wangen ist – die Wangen aber die Opfertafeln der Lippen sind – diese der Augen – die Augen des Halses –: so wollt' er genau nach seinem Lehrbuch verfahren. Aber bei Joachimen, wie bei allen Gegenfüßlerinnen der Koketten, bahnte keine Gunstbezeugung der andern den Weg, nicht einmal die große der kleinen – aus einem Vorzimmer kam man ins andre – und was sagte mein Held dazu? Nichts als: »Gottlob! daß eine besser ist, als sie schien, daß sie unter dem Schein, unser Spielzeug zu sein, unsere Spielerin ist, und daß sie die Koketterie zum Schleier der Tugend macht.«
Er fühlte jetzt, sooft ihr Name erwähnt wurde, eine sanfte Wärme durch seinen Busen wehen.
Vom Ende des Kirchenjahrs (1ten Dezember) bis zum Ende des bürgerlichen (31sten Dezember)
Flamin, dessen patriotische Flammen in der Sessionstube keine Luft antrafen und ihn selber zuerst erstickten, wurde täglich scheuer und wilder. Es war ihm etwas Neues, daß ganze Kollegien und Kommissionen das tun mußten, was einer hätte machen können – daß die Glieder des Staats (wie es doch die Glieder des Körpers auch sind) am kurzen Arme des Hebels bewegt werden, um mit größerer Kraft weniger zu tun, und daß besonders ein Kollegium dem Leibe gleiche, der nach Borellus 2900mal mehr Kraft bei einem Sprunge anwendet, als die Last erfodert, die er zu heben hat. Er haßte alle Große und kam zu keinem; der Hofjunker Matz nicht einmal bekam seine Visiten. Mein Sebastian machte seine bei ihm seltener, weil seine Muße und seine Lustbarkeiten-Windstille gerade in Flamins Arbeitstunden fielen. Diese Entfernung und das ewige Sitzen bei Schleunes – welches Flamin aus Unbekanntschaft mit Joachimens Einfluß, auf alle Fälle Klotildens ihrem zurechnen mußte, zu deren künftigen Besuchen sich Viktor durch seine jetzigen den Vorwand verschaffe – und selber die fürstliche Gunst gegen diesen, die in Flamins Augen keine Folge seines Freiheitgeistes und seiner Aufrichtigkeit sein konnte – alles dieses zog die verschlungenen Freundschafthände beider, deren Leben sonst ein vierhändiges Tonstück gewesen, immer weiter auseinander; die Fehler und den moralischen Staub, den sonst Viktor von seinem Liebling wegwischen konnte, durfte er kaum wegzublasen wagen; sie betrugen sich zärter und aufmerksamer gegeneinander. Aber mein Viktor, an dessen Herz das Schicksal so viele saugende Vampyre legte, und der in eine Brust den Schmerz der entbehrten Liebe und den Kummer der fallenden Freundschaft einzuschließen hatte, wurde durch alles – recht lustig. O es gibt eine gewisse Lustigkeit der Verstockung und des Grams, die die erschöpfte Seele bezeichnet, ein Lächeln, wie das an Menschen, die an Wunden des Zwerchfells sterben, oder das an eingedorrten zurückgespannten Mumien-Lippen! Viktor warf sich in den Strom der Lustbarkeiten, um unter demselben seine eigne Seufzer nicht zu hören. Aber freilich oft, wenn er den ganzen Tag über niedergerissene Narrheiten komisches Salz ausgesäet hatte, das ebensooft die Hand des Säemanns wund beißet, und er den ganzen Tag sich an keinem Auge erquicken können, dem er in seinem eine Träne hätte zeigen dürfen – wenn er so müde der Gegenwart, so gleichgültig gegen die Zukunft, so wund von der Vergangenheit neben dem letzten Narren, neben dem Apotheker, vorbei war, und wenn er in seinem Erker in die voll Welten hängende Nacht und in den stillenden Mond und an die Morgenwolken über St. Lüne blickte: dann ging allezeit das geschwollne Herz und der geschwollne Augapfel entzwei, und die von der Nacht verdeckten Tränen strömten von seinem Erker auf die harten Steine hernieder: »O nur eine Seele,« rief sein Innerstes mit allen Tönen der Wehmut, »nur eine gib, du ewige liebende schaffende Natur, diesem armen verschmachtenden Herzen, das so hart scheint und so weich ist, so fröhlich scheint und so trübe ist, so kalt scheint und so warm ist.«
Dann war es gut, daß an einem ähnlichen solchen Abend kein Kammerherr, kein Weltmensch im Erker stand, wenn gerade die arme Marie – auf welche das vorige Leben wie eine erdrückende Lawine herübergestürzt ist – seine Frühstück-Befehle begehrte; denn er stand, ohne einen Tropfen abzuwischen, freundlich auf und ging ihr entgegen und faßte ihre weiche, aber rotgearbeitete Hand, die sie aus Furcht nicht wegzog – wiewohl sie aus Furcht ihr gegen die Hoffnung versteinertes Gesicht abdrehte –, und sagte dann, indem er sanft ihre Augenbraunen waagrecht strich, mit seiner aus dem gerührtesten Herzen steigenden Stimme: »Du arme Marie, sag mir was – du hast wohl wenig Freude – in deine guten Augen kommt wohl wenig mehr, was sie gerne sehen, wenns nicht deine Tränen sind – du Liebe, warum hast du keinen Mut zu mir, warum sagst du deinen Gram nicht mir? Du gutes gemartertes Herz – ich will für dich sprechen, für dich handeln – sag mir, was dich drückt, und wenn es dir einmal an einem Abend zu schwer wird und du drunten nicht weinen darfst, so komm herauf zu mir.. schau mich jetzo frei an.. wahrlich ich vergieße Tränen mit dir, und ich will mich den Henker um alles scheren.« – Ob sie es gleich für unhöflich hielt, vor einem so vornehmen Herrn zu weinen: so war ihrs doch unmöglich, durch die gewaltsame Abbeugung des Gesichts alle Tränen, die seine Zunge voll Liebe in Bächen aus ihr preßte, zu entfernen.... Verübelt es seiner überwallenden Seele nicht, daß er dann seinen heißen Mund an ihre kalten verachteten und ohne Widerstand bebenden Lippen drückte und zu ihr sagte: »O! warum sind wir Menschen so unglücklich, wenn wir zu weich sind?« – In seinem Zimmer schien sie alles für Spott zu nehmen – aber die ganze Nacht hindurch hörte sie das Echo des menschenfreundlichen Menschen – sogar als Spott hätt' ihr so viel Liebe wohlgetan – dann kristallisierten sich ihre vergangnen Blumen noch einmal im Fenster-Eis ihres jetzigen Winters – dann war ihr, als würde sie heute erst unglücklich. – Am Morgen schwieg sie gegen alle und war bloß diensteifriger gegen Sebastian, aber nicht mutiger; nur zuweilen fiel sie drunten dem Provisor, wenn er ihn lobte, mit den Worten, aber ohne weitere Erklärung, bei: »Man sollte sein eignes Herz in kleine Stückchen zerschneiden und hingeben für den engländischen Herrn.«
Arme Marie, sagt mein eignes Inneres dem Doktor nach; und setzet noch dazu: vielleicht liest mich jetzt gerade eine ebenso Unglückliche, ein ebenso Unglücklicher. Und mir ist, als müßt' ich ihnen, da ich die Trauerglocken ihrer vergangnen trüben Stunden angezogen, auch ein Wort des Trostes schreiben. Ich weiß aber für den, der immer über neue gaffende Eisspalten des Lebens schreiten muß, kein Mittel als meines: wirf sogleich, wenns arg wird, alle mögliche Hoffnungen zum Henker und ziehe dich verzichtend in dein Ich zurück und frage: wie nun, wenns Schlimmste auch gar käme, was wär's denn? Söhne deine Phantasie nie mit dem nächsten Unglück aus, sondern mit dem größten. Nichts löset mehr den Mut auf als die warmen, mit kalter Angst abwechselnden Hoffnungen. Ist dieses Mittel dir zu heroisch: so suche für deine Tränen ein Auge, das sie nachahmt, und eine Stimme, die dich fraget, warum du so bist. Und denke nach: der Widerhall des zweiten Lebens, die Stimme unserer bescheidnen, schönern, frömmern Seele wird nur in einem vom Kummer verdunkelten Busen laut, wie die Nachtigallen schlagen, wenn man ihren Käfig überhüllt.
Oft betrübte sich Sebastian darüber, daß er hier so wenig seine edlern Kräfte für die Menschheit anspannen können, daß seine Träume, durch den Fürsten Übel zu verhüten, Gutes auszurichten, Fieberträume blieben, weil z. B. sogar die besten Männer am Ruder des Staats Ämter durchaus nur nach Verhältnissen und Empfehlungen besetzten und fremde und eigne Ämter nie für Pflichten, sondern für Bergwerkkuxen hielten. Er betrübte sich über seine Unnützlichkeit; aber er tröstete sich mit ihrer Notwendigkeit: »In einem Jahr, wenn mein Vater kömmt, sag' ich mich los und richte mich zu etwas Besserem auf«, und sein Gewissen setzte dazu, daß seine persönliche Unnützlichkeit der Tugend seines Vaters diene, und daß es besser sei, in einem Rade, bei der Tüchtigkeit zu einem Perpendikel, ein Zahn zu sein, ohne welchen das Gehwerk stocken würde, als der Perpendikel eines ungezähnten Rades zu werden.
In solchen Lagen fragte er sich immer von neuem: »Ist vielleicht Joachime, wie du, besser, weicher, weniger kokett, als sie scheint? und warum willst du sie nach einem äußern Schein verdammen, der ja auch der deinige ist?« Ihr Betragen bestätigte selten diese guten Vermutungen, ja es widerlegte sie oft gar; gleichwohl fuhr er fort, sich neuen Widerlegungen auszusetzen und Bestätigungen zu begehren. Das Bedürfnis zu lieben zwingt zu größern Torheiten als die Liebe selber; Viktor ließ sich jede Woche eine Vollkommenheit mehr vom weiblichen Ideal abdingen, für das er wie für den unbekannten Gott schon seit Jahren die Altäre in seinem Kopfe fertig hatte. Unter diesem Abdingen wäre der ganze Dezember verflossen, wäre nicht der erste Weihnachttag gewesen.
An diesem, wo er hinter jedem Fenster lachende Gesichter und Hesperiden-Gärten sah, wollt' er auch fröhlich sein und flog unter den Kirchenmusiken in Joachimens Toilettenzimmer, um da sich selber eine Weihnachtfreude zu machen. Er beschere ihr, sagte er, einen Flaschenkeller aus Likören, ein ganzes Lager von Rataffia, weil er wisse, wie Damen tränken. Als er endlich seinen Lagerbaum voll Flaschen aus der – Tasche zog: wars eine elende kleine Schachtel voll Baumwolle, in der nette Fläschchen wohlriechender Wasser, fast von der Länge der Zaunkönig-Eier, eingebettet standen. Das Niedliche freuet, wie das Prächtige, Mädchen allezeit. Joachimen hielt er eine lange Rede über die Mäßigkeit ihres Geschlechts, das so wenig esse wie Kolibri, und so wenig trinke wie Adler – mit einigen Schaugerichten und mit einem Flakon woll' er 5 000 Mann weiblichen Geschlechts speisen, und es sollte noch übrig bleiben – die Ärzte bemerkten, daß die, die den Hunger am längsten ertragen hätten, Weiber gewesen wären – sogar in mittlern Ständen bestände die ganze Bienenflora, wovon diese Holden lebten, in einem Farbenbande, das sie als Schärpe oder Schleife umlegten, statt eines nährenden Umschlags und Suppentäfelchens, und woran sie noch höchstens einen Liebhaber anmachten. Joachime zog unter der Lobrede eine Flasche heraus, weil sie sie für wächsern hielt. Viktor, um sie zu widerlegen – oder auch sonst weswegen –, drückte ihr sie stark in die Hand und zerdrückte sie glücklich. Ein Berghauptmann von meiner Denkart nähme das Zerbrechen einer Flasche, die man auf keine Eymannschen Gurken decken kann, schwerlich in seine Hundposttage auf – weil er gern Dinge von Gewicht aufträgt –, wenn nicht die Flasche selber dadurch eines bekäme, daß sie die weichste Hand, auf der noch der härteste Juwel Schimmer auswarf, blutig schnitt. Der Doktor erschrak – die Blutende lächelte – er küßte die Wunde, und diese drei Tropfen fielen, gleich Jasons Blut, oder gleich einem von einem Alchimisten rektifizierten Blute, als drei Funken in sein entzündbares, und die Blutkohle der Liebe bekam drei anglimmende Punkte – ja es hätte wenig gefehlt, so hätt' er ihr gehorcht, da sie ihm scherzend befahl (um ihm eine größere Verlegenheit zu ersparen, als er hatte), die Pariser veraltete Mode, an Damen mit rosenfarbner Dinte zu schreiben, wieder aufzuwecken und hier auf der Stelle drei Zeilen mit ihrem Blut an sie abzufertigen. Soviel ist wenigstens gewiß, daß er zu ihr sagte: er wollte, er wäre der Teufel. Bekanntlich wird dem letzten das guarentigiatische Instrument oder vielmehr der Partagetraktat über die Seele mit dem Blute des Eigners als Faust- und Fraispfand zugefertigt. – Blut ist der Same der Kirche, sagt die katholische; und hier ist gar vom Tempel für eine Schöne die Rede.
Dabei wars – und bliebs –, als Cour bei der Fürstin auf heute angesagt wurde. Das war ihm erstlich fatal, weil der heutige Abend versalzen war – und zweitens lieb, weil Joachime heute den Hut wegtun mußte, den er und sie so liebten. Da, wie gewöhnlich, den Damen von der Fürstin die Roben und Frisuren vorgeschrieben wurden, worin sie den Courtag, d. h. den Brandsonntag ihrer Freiheit, bei ihr begehen mußten: so konnte sie heute ihren Florhut nicht aufbehalten, den sie so liebte und Viktor auch, aber an ihr nicht; denn es war gerade der, welchen Klotilde getragen, als sie unter dem Konzerte ihre nasse Augen mit dem schwarzen Spitzenflor verhüllte, der nachher immer über seine beraubte Augen herüberhing.