Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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61.

Wien, den 1. Januar 1873.

Die Aufgaben des kommenden Jahres werfen ihre – Strahlen voraus und machen uns schon in den kühlsten Wintermonaten ordentlich warm. Horsky in Böhmen mit allen möglichen Plänen, ein neuer Pflug für Ungarn und Rußland, wo wir den Leuten nicht flach genug pflügen können, die Vorbereitungen für die Wiener Weltausstellung vertreiben mir die Zeit schneller, als mir lieb ist.

Das Schlimmste und vielleicht das Beste kam in der letzten Woche. Einer der ersten Kanäle in England, der Bridgewaterkanal, zwischen Manchester und Liverpool, ist plötzlich aufgewacht. Er will Seilschiffahrt einführen, und zwar so bald als tunlich und so gut als möglich. In England selbst haben wir bis jetzt nichts mit der Tauerei machen können. Dieser erste Kanal ist ein wahrer Gottessegen. Er sollte uns die halbe Welt der Kanäle (England, Indien, Kanada und die Vereinigten Staaten) eröffnen. Denn die englische Welt glaubt nur an das, was in der englischen Welt geschieht, und die Schwierigkeit war, unser kontinentales Pflänzchen auf den zähen und doch so fruchtbaren Boden dieser Insulaner zu verpflanzen. Nun bietet sich endlich eine Gelegenheit hierzu. Nur muß die Sache richtig und tüchtig angegriffen und ausgeführt werden. Unglücklicherweise aber bin ich der einzige an Ort und Stelle, der sie in all ihren Einzelheiten kennt, und meine ganze Arbeitszeit ist anderwärts in Anspruch genommen. Ich habe deshalb die Feiertage mit Kanalstudien, mit Plänen von Schiffen und Schiffsmaschinen, mit Kostenberechnungen über Seil- und Kettenschiffahrt gefeiert und bin leider nicht so weit gekommen, als ich hoffte. Aushilfe? In solchen Dingen ist sie einfach nicht zu haben. »Selber allein!« Der Wahlspruch, den sich mein kleiner Bruder als vierjähriges Kerlchen erfand, muß heute noch auch mir dienen.


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