Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Zweiter Teil. Wanderjahre
Max Eyth

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53.

Megagga, den 12. April 1872.

Wie ich und meine letzten fünf Dampfpflüge nach Megagga kamen, könnte nur in einer modernen Odyssee würdig genug besungen werden. Da von der Rückkehr des Vizekönigs nach Minieh noch immer nichts verlautete, stellte ich die dortigen Maschinen in militärischer Ordnung auf ein freies Feld und überließ sie ihrem Schicksal. Kaum damit zu Ende, erhielt ich ein Telegramm von Rousseau: auf den Wunsch Sr. Hoheit sofort nach Kairo zu kommen. Dort zeigte sich nach mancherlei Herumstehen und vielen Salaams, daß ich mich mit Fedrigo-Pascha, dem früheren Konteradmiral der ägyptischen Flotte, über Seiltauerei unterhalten solle. Der Mann, der offenbar einer Vergnügungsreise nach Europa freudig entgegensah, war von der Vortrefflichkeit des Gedankens leicht zu überzeugen und reiste nach London ab, um – da seine Frau eine Engländerin ist – von dort aus die Sache in Belgien zu studieren.

Nun bat ich Rousseau-Bei, mir ein Schreiben an den Mafetisch von Feschna mitzugeben, um den Mann amtlich davon zu unterrichten, daß er, wie nunmehr bestimmt schien, gleichfalls mit fünf Dampfpflügen gesegnet werden solle. Diese waren ursprünglich nach Minieh gesandt worden und teilweise dort angekommen. Das Zurücksenden nach Feschna versprach allerdings einen Zustand der Verwirrung, der mich mit wachsender Besorgnis erfüllte. In Feschna angekommen, fand ich, daß der dortige Mafetisch bereits zwei Bahnzüge voll meiner Sachen erhalten hatte. Der eine war halb abgeladen, aber eben im Begriff, wieder beladen zu werden. Es stellte sich heraus, daß der Mann, erschreckt durch die Ankunft von Zügen voll Maschinen, von denen er nichts wußte, nach der nächsten Amtsstadt und Zuckerfabrik Megagga gegangen war und sich mit seinem dortigen Amtsgenossen und dessen Mechaniker, einem unsrer alten Leute aus Leeds, beraten hatte. Dabei verabredeten sie sich, alles nach Megagga zu schicken. Dort fand ich einen dritten mir gehörigen Bahnzug ebenfalls bereits halb entladen. Da Megagga manche Erleichterungen für die Zusammenstellung schwerer Maschinen bietet, die in Feschna nicht zu haben sind, so ergab ich mich in die Veränderung mit Vergnügen und fuhr nach Feschna zurück, um den Leuten dort Füße zu machen. Mittlerweile hatte jedoch der Mafetisch von Feschna Rousseaus Brief studiert und wollte nunmehr in gerechter Angst das bei ihm liegende Material nicht mehr gehen lassen. Weiteres Schreiben an Rousseau; dritte Änderung des Bestimmungsorts. Und so befinde ich mich endlich hier und habe fast alle meine sieben Sachen beisammen. Ein Wagen steht zwar noch in Feschna; vier Wagen sollen in Beni Massar liegen; etliche sind in Minieh und ein halbes Dutzend Räder und Kisten befindet sich wahrscheinlich in Alexandrien zwischen Hafen und Eisenbahn. Da habt Ihr ein Bild mohammedanischer Verwaltungstätigkeit und christlicher Geduldsprüfungen, unter denen ich lebe und leide.


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