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Bunin ist ein Repräsentant des alten Rußland, dem er durch sein Schaffen und seine literarische Laufbahn verbunden ist. Im Jahre 1908 erhielt er von der russischen Akademie den Puschkin-Preis, ihre höchste Auszeichnung. Bekanntlich ist diese Würde ihm neuerdings durch die Verleihung des Nobelpreises im internationalen Maßstab bestätigt worden. Von deutschen Lesern ist Bunin schon längst und zumal als Novellist geschätzt gewesen.
Sein bekanntestes Buch »Der Herr aus San Francisco« Iwan Bunin, Der Herr aus San Francisco. Novellen. Übersetzt von Käthe Rosenberg. Berlin 1922. ist eine Sammlung trauriger oder satirischer, in jedem Fall herber Geschichten, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatten. Dem vorliegenden Werk Iwan Bunin, Im Anbruch der Tage. Arssenjews Leben. (Übertragen von J. Steinberg. Berlin 1922. haben Jugenderinnerungen des Verfassers zum Vorwurf gedient. Es erhebt sich nur selten über den stofflichen Reiz, den man dem – heute schon entlegenen – Gegenstande nicht absprechen kann. Der Verfasser stammt aus einer alten Adelsfamilie und ist auf dem großen Gute seines Vaters herangewachsen. Den patriarchalischen Verhältnissen, aus denen er kommt, hat er, wie der Familie, wie der Landschaft, seine ganze Liebe bewahrt. In diese friedliche Umwelt tritt die dichterische Berufung, die in den Jünglingsjahren an den Verfasser ergeht, als überwältigendes Geschehen ein, das dem Jüngling den Blick auf alle Sorgen und Probleme des späteren Daseins verstellt. Bunin erinnert sich dieses Geschehens nicht ohne eine oft gerührte Ironie. Aber sei es die unvollkommene Gestaltung des Stoffes im Urtext, sei es eine öfters nachlassende Übersetzung – es fehlt dieser Ironie die Frische, dieser Rührung die Diskretion.
Häufig begnügt sich Bunin, in sehr kurzen Kapiteln Stimmungen des Augenblicks aufleben zu lassen. Das ist, wenn es überhaupt eine Form ist, eine sehr anspruchsvolle. Zu ihr passen nicht offenkundige Lässigkeiten. Selbst in einem Durchschnittsroman liest man ungern im Verlauf einundderselben Handlung »Die Nacht war angebrochen«, auf der unmittelbar darauffolgenden Seite »Die Nacht war noch nicht angebrochen« (Seite 242/243). Im Zuge einer getragenen, ja manchmal rhetorischen Darstellung ist solch ein Verfahren anstößig. Diese Jugenderinnerungen fügen dem Ruhm Bunins nichts hinzu.