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Wie Angliana nach Walter schickt, ihm alle Sachen offenbart, wie Leufried vorhanden, auch was sie in eigener Person mit ihm geredet habe.

Leufried war jetzund wieder bei seinem Freund und vertrauten Bruder in dem Wald. Angliana dachte fleißig nach, durch welche Mittel sie zuwege bringen möchte, daß Leufried von seinem Fürnehmen abstünde und daß er nicht von ihr verreisen sollte, sondern an dem Hof bleiben; denn sein Hinscheiden war ihr ganz beschwerlich.

Alsbald sie von Tisch aufgestanden, schickte sie nach Walter, daß er ohne Verzug zu ihr käme. Walter war der Jungfrau Befehl gehorsam und ist eilends zu ihr gekommen, und Angliana hat ihn gar freundlich und mit großen Freuden empfangen und mit lachendem Munde also zu ihm geredet:

»O Walter, so du heute bei mir gewesen wärst, du hättest deinen lieben Bruder Leufried in eigener Person gesehen und mit ihm reden mögen.«

Walter sagte:

»Gnädige Jungfrau, das kann ich gar nicht verstehen, wie ihr es meint; denn ich je nicht denke, daß Leufried so nahe gekommen sei und sich vor mir verborgen hätte, und wo ein solches geschehen wäre, sollte es mich nicht wenig an ihm verdrießen.«

Darauf antwortete Angliana:

»Du sollst, mein lieber Walter, in keinem Weg gedenken, daß dies aus Mißtrauen oder Argwohn geschehen sei. Daß Leufried mit mir geredet, ist in verborgener und veränderter Gestalt gewesen. Er sprach mit mir vor allen meinen Jungfrauen, deren ihn aber keine erkannt hat; denn er war in eines Waldbruders Kleidung. Daß er sich aber vor dir verhalten, ist darum geschehen, daß er gesorgt hat, du würdest entweder so gar erschrocken oder so gar fröhlich geworden sein, daß an deiner Gebärde abzunehmen gewesen wäre, Leufried stecke in dieser verborgenen Kleidung. Er aber hat mir ernstlich geschrieben, du sollest auf den morgenden Tag mit dem Schildbuben zu ihm kommen; denn der Bube weiß den Ort wohl, wo sich dein Bruder diesmal aufhält, nämlich bei Reichard, dem Waldbruder, im Forst.«

Da dies Walter von der Jungfrau vernahm, ging ihm vor Freude und Angst sein Haar gen Berg, wiewohl er keine Sorge des Grafen halber mehr haben durfte; brauchte. denn er war täglich um den Grafen und merkte nichts anderes von ihm, als daß er ein gutes Herz zu Leufried trug. Er sorgte aber, wo der Graf inne würde, daß Leufried in solcher Verkleidung an den Hof gekommen wäre, ihm aber auf sein Schreiben so gar abgeschlagen hätte zu kommen, möchte er ihm das zu großem Arg und übel aufnehmen und vielleicht gedenken, Leufried hätte einen heimlichen Anschlag auf ihn gemacht.

»Oh, gnädige Jungfrau«, sagte Walter, »dieweil Leufried willens gewesen ist herzukommen, warum ist er dann nicht mit uns geritten, da ihm mein gnädiger Herr so freundlich zugeschrieben und sicheres Geleit zugesagt hat? Ach, was gedenkt er doch? Mit seiner Weise könnte er mich auch bei meinem Herrn in Argwohn bringen, als wenn ich auch in keinem Guten hergekommen wäre.«

Darauf sagte Angliana:

»Lieber Walter, sei mit alledem zufrieden; denn ich habe einen Weg gefunden, dadurch wir allesamt wieder zu Frieden und Ruhe kommen werden, wo mir anders Leufried und du folgen wollen. Aber vor allen Dingen mußt du dich zu Leufried fügen und ihm sagen, daß er gedenke und nicht hinwegscheide, er habe dann zuvor, wie ich ihm befohlen, sich meinem Vater in nämlicher Kleidung sehen lassen.«

Also nahm Walter seinen Abschied und versprach der Jungfrau Angliana eigentlich, fest, bestimmt. auf den morgenden Tag Leufried in dem Wald zu besuchen, ging mit Urlaub von ihr, den Schildbuben zu suchen, und machte auch seinen endlichen Bescheid mit ihm, daß er morgens ohne alle Gesellschaft mit ihm zu Leufried reiten wollte; wie dann des Morgens geschah.


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