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Wie bei dem Nachtimbiß Walter von Leufried um seine versprochene Geschichte gefragt ward, und wie sie einander erst erkannten, was für große Freude brach da nicht aus!

Der Imbiß ward freudig begonnen. Leufried aber, begierig, die versprochene Erzählung Walters zu hören, sprach zu diesem:

»Guter Mann, ich bitte Euch, Ihr wollet mir versprochenermaßen anzeigen, was Eures Gewerbes ist und was Euch in diesen Wald gebracht.« Da sprach Walter:

»Ihr habt mir und meinem Gesellen zu gebieten; was Ihr Mögliches von uns begehrt, soll geschehen; denn Ihr habt uns heute aus großer Not geholfen.«

Da begann er:

»Mein Vater heißt Herrmann und treibt große Kaufmannschaft zu Salamanka durch den Wechsel Handel. nach Venedig, Brabant, Spanien und in viel andere Lande« – und so erzählte Walter fein ordentlich und mit vieler Liebe alles, was sich mit dem Hirten Erich, mit dem Leuen und mit Leufried zugetragen, auch von seinem unglücklichen Königreich in der Schule und wie Leufried entflohen, auch wie er sich von Jugend auf vorgenommen, sobald er zu mannbaren Jahren kommen werde, nicht eher zu ruhen, bis er seinen lieben Gesellen und Bruder wiederfinde.

»Und dies war nun die Ursache meiner Reise, in der mir solcher Unfall begegnete.«

Leufried empfand eine gar große Lust und Freude, seinen liebsten Bruder so reden zu hören, tat sich auch eine große Gewalt an und ließ ihn immerfort erzählen; denn, wenn ihm gleich alles bekannt war, so hörte er solches doch mit großer Freude so unerkannt aus seines liebsten Bruders Mund. Noch hätte er gern gewußt, welche Gestalt es zur Stunde mit seinem liebsten Vater und seiner Mutter hätte, und fragte weiter: »Lieber, guter Gesell, ist dir es keine Beschwerde, so sage mir deinen Namen.«

»Ich heiße Walter«, sagte der Jüngling, »denn also nennt mich jedermann.«

»Nun, mein liebster Walter«, sagte da Leufried, »wie ist es denn seither dem armen Hirten und seinem Weib gegangen, sind sie auch noch am Leben?«

»Sicher, ja«, erwiderte da Walter, »sie fahren wohl mit ihrer Armut; denn mein Vater hat den halben Hof, Vieh, Frucht und Acker ihnen zu eigen gegeben, dazu alle Frucht in der Scheuer mit ihnen geteilt und den Hof ihnen und ihren Kindern zu einem ewigen Erblehen ausgesetzt.«

Da Leufried dies alles vernommen hatte, konnte er die Tränen in seinen Augen nicht länger mehr zurückhalten; er hatte der Freude zu große Gewalt angetan und mußte nun weinen. Da er sich nun ein wenig ein männliches Gemüt geschöpft hatte, bot er dem Jüngling Walter seine Hand und sagte mit lauter Stimme:

»Freue dich, mein liebster Bruder und Gesell! Leufried, den du suchst, der bin ich selbst. Darum laß dein Trauern fahren und sei fröhlich mit mir! Ich bin auf meiner ersten Ausflucht gleich in eines Grafen Dienst zu Merida gekommen, bei welchem es mir gar wohl ergeht. Nun bitte ich dich, reite mit mir gen Lissabon und dann mit an meines gnädigen Grafen Hof. Dir soll wohl dort gepflegt werden, und ich hoffe, da Erlaubnis von meinem Herrn zu erlangen, meine Heimat, Eltern und Ernährer zu besuchen.«

Da Walter diese Worte von Leufried hörte, umgab ihn so große Freude, daß er nicht wußte, ob er lebendig oder tot war. Er fing vor großer Freude an zu weinen, daß er schluchzte. Die anderen Kaufleute verwunderten sich sehr ob dieser unversehenen Sachen. Also begannen sie von neuem fröhlich zu trinken und Freude miteinander zu haben, vertrieben den größten Teil der Nacht mit Freuden, und den Morgen darauf nahmen sie ihren Weg durch den finsteren Wald über das wilde Gebirge mit großen Freuden.


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