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Wie der Graf einen verwegenen Schalk bestellte, er solle Leufried heimlich auf der Jagd umbringen und dann vorgeben, es habe ihn ein Schwein erhauen.

Wenig Ruhe hatte der Graf weder Tag noch Nacht; denn er dachte stets nach, auf welche Art er Leufried umbringen möchte. Zuletzt riet ihm ein böser Engel folgendes: Er hatte an seinem Hof einen überschwenglich bösen Buben, derselbe war ein Jäger, dem kein Mutwille noch Schande zuviel war. Eines Tages rief ihn der Graf heimlich in sein Gemach, legte ihm seinen bösen Anschlag vor und sprach:

»Mein lieber Diener, du mußt wissen, daß ich dir vor allen meinen anderen Dienern wohl traue; ich habe nun alle meine Hoffnung zu dir gestellt, du werdest mich in einem gewissen Vorhaben treulich unterstützen. Wisse, daß mich einer meiner Diener gröblich an meiner Hoheit geschmäht hat, und ich kann nicht ruhen, bis ich ihn schwer gestraft. Damit ich das aber leichter anrichten könne, so will ich ihn mit dir und anderen Jägern auf die Jagd schicken, und du sollst ihn dort zur Seite führen und ermorden, dann magst du leicht vorgeben, er sei durch ein hauendes Schwein umgekommen. Wo du mir aber in diesem Fall dienst, sollst du reichlich von mir belohnt werden. Ich will aber, daß du keinem Menschen davon sagst, wie geheim er dir auch sei. So weiß ich dich auch mannlich genug, einen solchen ohne andere Hilfe selbst zu erschlagen. Darum, mein lieber Diener, magst du mir deinen Willen zu erkennen geben.«

Der schalkhaftige Jäger sprach:

»Gnädiger Herr, sollte ich mich in Eurem Dienst in noch größere Gefahr und Sorge begeben, so sollte mir das nicht beschwerlich fallen; denn an einem Manne ist mir wenig gelegen. Solange ich ein Jäger bin, habe ich mich nie vor einem Bären, Schwein oder Hirsch entsetzt. Ja, je feuriger die gewesen sind, je größere Lust habe ich empfangen, sie zu erlegen. Darum möge Euer Gnaden mir noch mehrere anzeigen, die Euch widerwärtig, und sie mir mit Namen nennen, ich will die Sache mit aller Lust zu Ende bringen, ohne daß jemals ein Mensch davon erfährt.«

»So gelobe mir das«, sprach der Graf, »damit ich dir ganz vertrauen mag.«

Zur Hand gelobte ihm das der Schalk. Nun sprach der Graf:

»Es ist Leufried, den ich vor allen meinen Dienern geliebt und an meinem Hofe groß gemacht habe, der übernimmt sich also, daß er sich untersteht, meine Tochter zu seinem Weibe zu begehren. Dies habe ich auf einem seltsamen Wege erfahren, und du sollst mir den stolzen Knaben ohne Erbarmen ermorden.«

Der lose Vogel, so böse und frevel er auch war, entsetzte er sich doch nicht wenig, als er Leufrieds Namen hörte; denn ihm war unverborgen, wie dieser oftmals so ganz mannlich gehandelt hatte.

»Gnädiger Herr«, sagte er, »jeden unter Eurem Hofgesinde wollte ich mich lieber unterstehen zu erschlagen als diesen; denn ich weiß wohl, wo er mich nur ein wenig in Verdacht nimmt, werde ich den Kampf nicht bestehen, darum muß ich ihn durch große List überwinden. Zudem wird er auch niemals allein gesehen, daß nicht Walter, sein Landsmann und geschworener Bruder, bei ihm sei, wiewohl ich mich Walters auch gar nicht entsetze.«

Der Graf merkte an dem Schalk, daß ihn der Scherz gereuen wollte, darum stärkte er ihn mit großen Zusagungen und sprach:

»Du sollst dich weder Walters noch irgendeines anderen entsetzen, sondern wer sich Leufrieds annimmt, den schlage gleich ihm zu Tode, damit tust du mir einen großen Gefallen.«

Also ward Leufried und sein getreuer Bruder jämmerlich an die Axt gegeben, aber durch ihren Leuen aus aller Angst und Not erlöst, der von seinen Gesellen in keiner Not gewichen ist.

Als nun der Graf vermeinte, seinen Anschlag mit dem Verräter beschlossen zu haben, hat er ihn wieder heimlich entlassen, und als er allein war, gedachte er bei sich selbst:

Nun ist es doch immer schade um einen solchen kühnen Helden, der sich keines Mannes je entsetzt hat und soll von einem solchen Schalk so ganz ungewarnt erschlagen werden. Was gedenke ich, solches Übel zu vollbringen! Könnte ich doch den Jüngling an des Königs Hof nach Lissabon verschicken und ihm dabei zu verstehen geben, wo er sich mehr an meinem Hof finden ließ, daß ich ihn ohne alle Gnade wollte hängen lassen. Aber das mag sich auch nicht schicken; denn erführ solches meine Tochter, so möchte sich noch Ärgeres begeben, ich weiß ja wohl, daß solches Feuer nicht zu löschen sein wird. Auch ist vielleicht der Jüngling zu großem Glücke geboren, da es sich so wundersam mit seiner Geburt und seinem ganzen Leben verhalten hat. Ist ihm nun ein solches Glück von dem Himmel verheißen, so vermag ich dies doch nimmermehr von ihm zu wenden.

Nun aber, was würde man sagen, wenn meine Tochter an eines Hirten Sohn vermählt würde, um die so mancher Graf und Ritter geworben, wahrlich, ich würde aller Welt zu großem Spotte werden. Aber was ist das mehr? Ist doch auch David von geringem Stamme gewesen, und hat ihm doch Saul seine Tochter gegeben. Solches will aber die Welt jetzt nicht mehr bedenken und daß wir gleich alle von einem Vater und einer Mutter gekommen. Und sind jetzt wohl gleich viel große Stände auf Erden, so kommen sie doch allein von Tugend, welche Leufried so sehr ziert. Aber dem allem sei, wie ihm wolle, so hat er doch darin den Tod verschuldet, daß er sich hinter meinem Rücken untersteht, um meine Tochter zu werben, da ich ihm doch nie Arges zugetraut habe. Darum muß mein Wille ergehen, es komme mir daraus, was da wolle.

Also redete der Graf lange mit sich selbst und nahm sich vor, den Verräter selbst, sobald er den Totschlag begangen, auch zu ermorden.


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