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(116) Wie der verrûmbt Held Teurdank der Künigin
Ernreich ir Begern zů vollziehen zůsagt, und zwischen in
die Ee auf sein Widerkunft beschlossen ward.

Teurdank hin zů der Künigin gieng,
Gar freundlichen si in empfieng,
Füert in in ir kostlich Gemach,
Darin si stetz zů wonen pflag;
Nam darzů etlich ir geheim Ret,
Desgleichen auch Teurdank der Held tet.
Auf dasselb si anfieng und sprach:
»Herr, habt Ir Euch auf dise Sach
Bedacht, so Ernhold geworben hat
Von meintwegen und meinem Rat,
So wollt mir ein Antwurt geben.«
Teurdank der sprach: »Ich hab eben
Mein Ernhold in seiner Red vernommen
Und bin darumb her zu Euch kommen,
Euch zůvor etwas zů fragen,
Ee ich mein Antwurt will sagen.
Edle Künigin, ich hab daran
Kein Zweifel, Ir habt von vil Mann
Erfarn, daß ich vor langer Zeit
Von meim Vater daheim aus reit,
Frömbde Land und Leut zů bauen,
Ob ich zůletzt Euch möcht schauen,
Und ee ich bin kommen hieher,
Uberstanden ganz manch Gefer
Für all Künig und Fürsten mee,
So Eur begert han zů der Ee.
Eurem Feind hab ich Schaden tan,
Wiewol mich die drei bösen Mann
Geren hetten geirrt darin;
Die sein aber darumb dahin.
Was ich dann noch nit hab verbracht,
Darauf will ich auch sein bedacht,
Nochmals nach dem Vermögen mein
Zů tun, in was Weg das mag sein.
Bitt darauf Eur jungfreulich Zucht,
Zů der ich hab all mein Zůflucht,
Ir wellt solche Sach bedenken
Und mich darumb an alles Wenken
Vor andern erweln für Eurn Mann.
Mocht ich aber solchs an Euch nicht han,
Sonder hett ein bessern Willen
Zů eim andern, sagt mirs in stillen,
Daß ich umbsonst nit Hoffnung hab.
Doch trau ich, Ir werds nit schlagen ab,
Dann Euch, der allerschönsten Maid,
Bin ich zů dienen allzeit breit.
Wann ich darauf hab Eurn Verstand Verstand: Meinung.,
Alsdann will ich weiter zůhand
Euch meines Willen berichten.«
Die Künigin antwort mit Zichten:
»Hochgeborner Fûrst, Herr Teurdank,
Warlichen, es ist nit gar lang,
Daß vil großer Künig und Herren,
Kinder von nahend und ferren,
Haben umb mich werben lassen,
Doch hab ichs mit gůten Maßen
Allzeit in Rů und Anstand gestellt,
Dann ich weiß, daß Ir, edler Held,
Seid vor andern weis und klůg
Und habt bisher mit Eurm Unfůg Unfůg: hier positiv, etwa: Treiben.
Beschirmet wol mein Land und Leut.
Darumb wer es mir ein Schand heut,
Wo ich Euch des nit genießen ließ.
Mein Vater mich auch dasselb hieß,
Daß ich keinen nem zů eim Mann
Dann Euch, edler Held wolgetan.
Darzů hab ich Euch auserwelt,
Als Eur Wesen mir wolgefellt,
Will Euch drauf nemen zů der Ee,
Doch daß Ir mich einer Bett ee
Gweren wollt, die ich will sagen.
Ganz vor kurz verschinen Tagen
Haben die Feind aus Übermůet
Vergossen vil christenlich Blůt
Und mir verhert mein Leut und Land
Mit Hinfüeren, Raub, Mord und Brand;
Dann mein Erbland an einem Ort
Grenz mit den Ungelaubigen dort.
Solch Not und Widerwertigkeit
Ist ein Abbruch der Christenheit.
Das alls leit mir jetz heftig an.
Wo Ir Euch dann wollt understan,
Zů vertilgen derselben Gwalt,
So will ich Euch on Ufenthalt
Die Ee geloben an Eur Hand,
Darzů geben reich Leut und Land,
Doch also und mit dermaßen,
Daß Ir den Beischlaf wöllt lassen
Ansteen, bis Euch der ewig Gott
Wider heim hilft aus diser Not.
Dise Reis laßt Euch nit sein schwer,
Dann Ir dardurch erlangt vil Eer.
Gelaubt, wo ich ein andern mocht
Finden, der zů solcher Reis docht,
Ich wollt Euch nit lassen von mir.«
Der Held merkt der Künigin Begir,
Daß si die Sachen meinte gůt.
Indem kam im auch in sein Můt,
Was im vor der englische Geist
Hett gestern darin underweist,
Gewann darin einen Můt fest,
Gedacht: Es mag mir sein das best,
Daß ich mich der Sach underfach.
Kert sich gen der Künigin und sprach:
»Eur Lieb hat mich so fast umbgebn,
Daß ich Euch in meinem Leben
Billichen nichts versagen soll,
Dann ich bin aller Freuden voll,
Daß ich Euch allein tu gefallen
Vor den andern Fürsten allen,
So umb Euch auch geworben han.
Die Reis will ich gern nemen an,
Gott well mir darzů Glück geben
Und mir darin fristen mein Leben,
Daß ich dieselb müg mit Eren
Vollbringen und mein Lob meren
Und Euch wider finden gesund.«
Die Küngin kußt in an den Mund,
Mit Freuden si den Held umbfieng.
Damit ein Priester herzů gieng,
Gab si bede elich zůsammen.
Darnach die andern Ret kamen,
Wunschten inen Gelückes vil.
Die Künigin die sprach: »Herr, ich will
Euch nach Notdurft zů solchem Zug
Mit gůtem Volk versehen gnůg,
Und was Ir darzů bedürft mer.«
Der Held sprach: »Ich will mein Beger,
Was ich bedarf, anzeigen wol,
Und ich noch darzů haben soll.«
Die göttlich Ee was zů der Zeit
Beschlossen und der eerlich Streit.
Darin welle behüeten Gott
Si bedesambt vor aller Not.

(117) (Nicht ausgeführt)


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