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(100) Wie der wolkünnend Held Teurdank vor der
Künigin von sechs Rittern, Ritterspil zů treiben, angesprochen
ward.

Darauf antwort der Held hochgeborn:
»Dieweil ir mich habt auserkorn,
Zů treiben mit euch Ritterspil,
Wiewol ich nit hab Harnisch vil,
Roß und was mir notdurftig ist,
So hoff ich doch, was mir gebrist,
In der edlen Küngin Harnischhaus
Zů finden und mich rüsten daraus.
Darumb nimb ich eur Bett hiemit an,
Soll es anders gesellklich zůgan.«
Darauf si im Antwurt gaben:
»Herr, Ir bedurft kein Sorg haben,
Gesellklich well wir mit Euch gebarn.«
Teurdank sprach: »So mügt ir hinfarn
Und euch rüsten der Notdurft nach,
Alsbald da kumbt der morgnig Tag,
So will ich mit eim scharpf Rennen
Und ein zů dem Fůß Turnir nennen.
Ob ich schon von euch underlig,
Bedarf ich doch desselben mich
Gar in kein Weis noch Weg schamen,
Dann manicher mit hohem Namen
Ist von mir auch nidergelegen.«
Indem er sprach: »Ich můß pflegen,
Frau Künigin, Euer Hilf und Rat,
Dann Ir habt gehört, was jetz hat
Eur Hofgesind angeboten mich.
Nun so hab auf Gelauben ich
Weder Roß oder Harnasch hie,
Darumb ich nit gar wol weiß, wie
Ich disen Sachen doch tun soll.
Ir möcht mir hirinnen helfen wol,
Wo Ir mir Harnasch und Roß wollt
Darzů leihen. Warlich ich sollt
Das umb Euch verdienen geren;
Ich bitt Euch, tut mich geweren.«
Die Künigin zů dem Helden sprach:
»Das gib ich Euch warlich nicht nach,
Dann ich han Wissen gůter Maß
Vorhin ganz wol von Euch, daß
Ir dergleichen Ritterspil
Habt zum dickern zum dickern Mal: des öfteren. Mal triben vil
Und seid gewest in vil Fechten,
Allererst zů mir kommen nechten,
Daß Ir sollt hie han Eur Rů;
Darumb will ich nicht leihen darzů.«
Teurdank sprach: »Ach, edle Künigin,
Ich bitt Euch, Ir wellt mir hirin
Mein Begeren nit abschlagen.
Ir habt allein hören sagen
Von mir und dem Ritterspil mein,
Aber das mit dem Augenschein
Bisher nie von mir gesehen.«
Die Künigin sprach: »Ich laß beschehen
Und můß mein Gunst darzů geben.
Ich bitt, versorget Euch eben,
Damit Euch kein Leid widerfar.
Roß, Harnasch und alls anders gar
Braucht nach Eurem Wolgefallen,
Dann Ir habt des zů tun allen
Gewalt und gůt Gerechtigkeit.«
Teurdank ir des großen Dank seit,
Nam darauf mit Worten hoflich
Urlaub von ir und füeget sich
Wider in sein verordent Gemach.
Als es nun am Morgen wurd Tag,
Seinen Harnaschmeister er hieß,
Daß er auf das best bestellen ließ,
Was zum Rennen gůt und not wer.
Das tet mit Fleiß der Harnaschmeister.


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