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Unfallo derselbig Böswicht
Rüet auf das nicht lang, sonder dicht,
Wie er dem Held mocht kommen zů,
Dann sein Gedank stund spat und frů,
Dem Held Teurdank zů füegen Leid.
Darnach begab sich auf ein Zeit,
Daß spaziren ging Unfallo,
Sach er auf eim Baumb sitzen do
Ein Vogel, was wunderbarlich.
Des er von Herzen erfreuet sich,
Dacht: Das wird mir ein ebne Sach,
Den Held zů bringen in Ungemach.
Lief bald, do er den Helden fund,
Sprach: »Teuer Held, ich tů Euch kund,
Daß ich ein frembden Vogel han
Gesehen dauß
dauß: draußen. auf eim Baumb stan.
Wollt Ir den schießen, so will ich
Euch den weisen, dann gewißlich
Sitzt er noch an derselben Statt,
Kein Mensch dergleichen Vogel hat
Vor mer gesehen, das ist war.«
Teurdank sprach: »Laß mich füeren dar«,
Und schůf, daß man sein Armbrust brecht.
Unfallo sprach: »Mein Stahel ist recht
Fûr Euch, dann ee Eur Armbrost kem,
Villeicht der Vogel sein Flug nem
Hinweg, so reuet mich das seer.«
Teurdank sprach: »So lang
lang: reich. mir den heer.«
Unfallo gab den seinem Knecht,
Sprach: »Gee bald, fûr den Helden recht
Zů dem Baumb, do der Vogel steet.«
Der Knecht tet, was im sein Herr hett
Geheißen. Zů dem Baum er kam,
Der Held von im den Stahel nam.
Nun weßt Unfallo vorhin, daß
Der Stahel ein wenig auf tůn was,
Also, wann man daraus schießen wollt,
Daß ein Stuck darvon springen sollt,
Der Hoffnung, es wurd den Held
Treffen. Doch sein Anschlag im felt,
Wie Ir hernach wol hören werdt.
Der Held spannt den Stahel und gert,
Den Vogel zů schießen herab.
Als der Held anschlůg und druckt ab,
Ein groß Stuck von dem Stahel brach.
Den Held das bracht in Ungemach,
Dann es schlůg im von seinem Haubt
Sein Birett, dabei in beraubt
Seiner Sterk, dann er darvon ward
Anmechtig. Also ganz hart
Den Helden schlůg dasselbig Stuck.
Unfallo Diener hett kein Gelück;
Zůnächst er hinder dem Held stund,
Das Stuck im zů treffen begund
An seinen Kopf mit solicher Maß,
Daß sein Gesicht ward vor Blůt naß;
Fiel zů der Erd, als er tot wer.
Dem Held kam sein Kraft wider heer,
Sach den Knecht ligen, als wer er tot;
Teurdank im half aus solicher Not
Und bracht im wider die Kraft sein,
Daß er auf stund; gingen mit ein
Wider hinein zů Unfallo.
Derselbig ward von Herzen fro,
Als er sach, daß zerbrochen was
Der Stahel; heimlich im Fenster saß,
Sach, ob der Held nicht hett Schaden
Empfangen. Sein Herz was beladen
Mit Schmerz, Angst und gar großem Leid,
Do er sach den Held unverzeit
Noch ganz gesund an alle Meil
Meil: Makel, Schaden.,
Sprach: »Ach Gott, wie ein lange Weil
Macht mir der Held, daß kein Anschlag
Will geraten! Es ist ein Plag
Von Gott. Ich und die Gesellen mein
Mûssen durch in kommen in Pein.«
Mit dem der Held in die Stub trat,
Unfallo den Held fründlich
fründlich: freundlich. bat,
Daß er im sagt, wo der Vogel wer.
Teurdank sprach: »Du sollt mir nit mer
Leihen ein Stahel, dann mir ist
Mein Leben nie zu keiner Frist
Gestanden in Geferlicheit
Als heut.« Damit anfing und seit
Unfallo nach der Leng die Mer,
Wie es dem Knecht und im gangen wer.
Unfallo stellet sich dergleich,
Als wers im leid herziglich,
Sprach: »Herr, es ist geraten wol.
Hört, was man von Unfall sagen soll,
Wie bald kompt der eim zůhanden.«
Gedacht im heimlich: Zůschanden
Wo dich hett der Stahel bracht,
Dasselb hett mir mer Freud gemacht,
Dann daß ich soll sehen dich
Frisch und gesund. Und er kert sich
Zů dem Helden mit Züchten, sprach:
»Kein Stahel will ich mein Lebtag
Euch leihen, das sollt Ir sehen!
Dann wers übel geraten, jehen
Hett Ir und sonst auch jedermann,
Solichs wer durch mich Euch aus Schalkheit tan.«
Der Held ließ also sein Gericht,
Unfallo auf mer Schalkheit dicht.