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Kurzlich kam Neidelhart ins Feld
Zů dem edlen Teurdank vor gmelt,
Fraget von im die rechten Mer,
Wie es im doch ergangen wer.
Teurdank sprach: »Hast du vernommen,
Daß wir die Schlacht han gewunnen,
Und han sich mir all ergeben,
Dardurch in ist gefrist ir Leben?
In Glübd hab ich si gnommen gar
Und befolhen, sich zů stellen dar
An den Hof zů der Künigin zart.«
Darab erschrak seer Neidelhart
Und sorgt, die edel Künigin klar
Wurd dardurch seiner Mannheit gewar.
Doch sich desgleichen nit stellt
Gegen Teurdank, dem edlen Held,
Dann er sorget, wo solchs aus käm,
Und dasselbig der Held vernäm,
Er müeßt sterben von seiner Hand,
Dann er hett des gůten Verstand,
Daß dem teuren Held jedermann
Anhieng. Eins List er sich besann
Und sprach auf dasselb zu dem Held:
»Herr, ich sag Euch, so ferr Ir wellt,
So mügt Ir die Stadt wol gewinnen,
Dann ich habe noch darinnen
Gar ein gewisse Kundschaft gůt,
Dermaß, wann Ir die berennen tůt,
So wird Euch das Tor offen stan,
Ir werdt auch kein Widerstand han
Ganz von keinem Mann in der Stadt.
Darumb so ist mein treuer Rat:
Ir saumet Euch in kein Weg nit,
Sonder nembt Eure Reuter mit,
So will ich mit dem anderen Zeug
Nach drucken. Darumb so habt kein Scheuch,
Dann die Stadt ist unser fürwar.«
Teurdank sprach: »So reiten wir dar!«
Nun hett der Neidelhart zůvor
Bestellt auf derselben Stadt Tor,
Daß si sich sollten darauf richten
Und daran ersparen nichten
Mit Steinen groß und darzů schwer,
Auch etlich Feßlein, darin Pech wer,
Und ir Achtung eben haben,
Wann Teurdank wurd zum Tor traben,
So sollten si in werfen zů Tod.
Dardurch kommen si aus aller Not,
Dann wann derselb erworfen wer,
So wurd kein Kriegsmann bleiben mer
In dem Leger vor irer Stadt.
Die Burger folgten seinem Rat,
Richten aufs best all Sachen zů.
Des andern Tags am Morgen frů
Teurdank der rannt in allen vor
Den nechsten hin zů dem Stadttor.
Die Burger hielten sich gar still,
Daß Teurdank im gedacht: Ich will
Dise Stadt gar leicht gewinnen,
Ee ich kumb wider von hinnen.
Als er aber kam under das Tor,
Hůb sich von Burgern ein Rumor,
Warfen herab mit Steinen fast
Und brinnendem Pech auf den Gast
Aus allen iren Kreften seer,
Daß dem edlen Held ward nit mer,
Dann wider sich zů wenden bald
Mit seinen Gesellen in den Halt.
Hett in der Würf einer troffen,
Sein Leben wer zůend geloffen.
Got behüet in mit seinen Gnaden,
Daß er von in kam on Schaden.
Der Held Teurdank gar bald besann
Ein ander Weis, dardurch er gewann
Die Stadt der Verreterei. Er rach
Dermaß, daß mancher sein Leid sach,
Dann er ließ töten, was darin was.
Als sich nun hett verloffen das,
Teurdank mit seim Volk wider heim kam.
Neidelhart im ein Ursach nam,
Daß er mit Teurdank reden möcht:
»Herr, sagt mir, was habt Ir gedacht,
Als die Burger wurden Böswicht
Und ir Zůsagen hielten nicht
Und auf Euch wurfen mit Steinen?«
Teurdank sprach: »Ich wills nicht verneinen,
Sonder die recht Warheit sagen:
Ich bin bei all meinen Tagen
Nie zorniger auf dich gewesen.
Hett ich dich gehabt, du werst kaum genesen,
Dann ich halt, du habst das erdicht
Und mir zů Nachteil zůgericht.
Sollt ich noch erfaren den Grund,
Es müeßte sein dein letzte Stund.«
Neidelhart der schwůr hoch und teur,
Sprach: »Herr Gott geb, daß ich im Feur
Vor Eurem Angesicht verbrinn,
Näm ich solchs je in meinen Sinn,
Geschweig, daß ich das hett getan.
Ich müeßt je sein ein böser Mann,
Der Euch mit solchem betrüeben wollt,
Dann ich bin Euch von Herzen hold.
Hetten wir die Burger nit tan
Solch Vertröstung, als ich Euch han
Von inen nechten zůgesagt,
Ich hetts nit gestatt, daß Irs hett gewagt.
Darumb laßt Euren Zoren fallen,
Ir werdt mich gerecht in allen
Mein Gescheften finden alle Zeit.«
Der Held von dann ins Leger reit,
Desgleichen auch Neidelhart tet.
Nichts destminder er kein Ru hett,
Sonder dacht der Sach mit Fleiß nach,
Wie er den Helden brecht in Schmach.