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(32) Wie der edel Teurdank durch die Größ eines Segels
ein groß Not leit, darvon er sich und die andern durch
Unerschrockenlicheit erlediget.

Unfallo ein Schalkeit erdacht,
Darumb er sich zůn Scheffen macht,
Daraus er das kleinist erwelt
Und schůf, daß darein wurd gestellt
Ein Segel, dem klein Scheff gar zů weit,
Hofft, es sollt zů Ungewitters Zeit
Sich der Wind darein mit Gwalt legen
Und dasselb Schefflein umbwegen;
Dardurch můßten si ertrinken.
Er tet auch heimlichen winken
Scheffleuten zů im auf ein Ort,
Sprach zů inen: »Nun hört mein Wort!
Ich gib Euch Silber und rot Gold,
Daß Ir von dem Land faren wollt,
Wann ich Euch dasselb heißen tůe.«
Die Scheffleut sagten im das zůe.
Als nun was bestellt die Sachen,
Ging er zum Held mit eim Lachen,
Sprach: »Herr, ja weßt ich, Euch daran
Zů gefallen, so wollt ich lan
Ein gůt Scheff nach aller Notdurft
Zůrichten, darauf Ir bedurft
Faren on all Sorg auf dem Mer.
Ir werd darauf gar manich Wunder,
Mer dann auf der Erden sehen.«
Teurdank der begund zů jehen:
»Ich bin wol zůfriden damit.«
Unfallo sprach: »Nembt Euch der Sitt,
Bis da kommen wird gůt Wetter
An Himmel von Orient her,
So will ich Euch lassen füren
Auf dem Meer ein Weil spazieren.«
Unfallo dieweil im Gescheft nam;
Bis Zeichen eins Ungewitters kam,
Besandt er bald seine Scheffleut,
Ließ inen sagen, daß si heut
Mûßten faren weg von dem Land.
Nun was den Schiffleuten bekannt,
Daß ein groß Wetter kommen sollt,
Darumb si baten, daß er wollt
Verziehen heut neur disen Tag,
Dann geferlich wer des Mers Wag Wag: Woge.
Zů faren in Zeit der Wetter.

Alsbald Unfallo hört die Mer,
Durch seinen Knecht er in embot,
Er hett geschworen ein Eid bei Gott;
Wurden si nit faren darvon,
So wollt er in aus stechen lon lon: lassen.
Ir Augen, darfür helf kein Bitt.
Die Scheffleut bedorften sich nit
Weren, dann si erschraken seer,
Ir keiner redet ein Wort mer.
Unfallo zů dem Helden sprach:
»Herr, es ist heut ein schöner Tag,
Darumb so müget Ir wol gan
Auf das Scheff und faren darvon.«
Teurdank der weßt von disem Mord
Zů sagen kein einiges Wort,
Dann er das Unfallo nit zů
Trauet, gieng desselben Morgen frů
Auf das Scheff und füeren vom Land.
Traurig warn die Scheffleut allsambt.
Darnach ein kleine Zeit verging,
Daß sich ein großer Wind anfing,
Der das Mer betrûbet vom Grund.
Ein heftigs Wetter auferstund,
Das kam in des Scheffs Segel hoch,
Der das klein Schefflein nider zog
An die Seiten zů manchem Mal,
Als sollten si ertrinken all;
Dann der Segel vil zů groß was.
Als der Held Teurdank merket das
Und die großen Not vor im sach,
Den Scheffleuten er zů sprach,
Daß si bald den Segel sollten
Abschneiden, ob sie nun wollten
All kommen aus der großen Not
Und entrinnen dem bittern Tod.
Der Segel in das Wasser hieng,
Daß der Wind so stark darein gieng.
Die Scheffleut bald aus großem Graus
Zogen all ire Kleider aus,
Behielten allein Hembder an.
Mit Müe man den Segel gewann,
Schneiden den ab, dardurch zůhand
Kommen si mit Arbeit an Land,
Nahend bei einer schönen Statt,
Teurdank mit den Sein darein trat.
Alsbald nun Unfallo vernam
Die Mer, geleich er zum Helden kam.
Teurdank der klaget im sein Schwer,
Wie sorglich er gefaren wer;
Darauf er im die Antwort gab:
»Herr, darvon ich kein Wort gewißt hab.
Ich weiß nicht, wie si haben tan,
Dann es sollt je nit undergan
So leichtlichen, es ist doch gůt,
Und vor Brechen fast wol behůt.
Allein daß Ir frisch und gsund seid,
Das ist warlich mein höchste Freid.«
Darneben er im heimlich dacht:
»Hett dich das Wetter neur umbracht,
Das wer mein höchste Freud auf Erd.«
Teurdank, der edle Helde wert,
Gedacht der Sach weiter nicht nach,
Daß es wer ein zůgericht zůgericht: abgekartet. Sach,
Gelaubt Unfallo der Red sein;
Unfallo under gůtem Schein
Hett vermüst Gallen und auch Gift;
Darumb hört, was er weiter stift.


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