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Wiewol der bös Unfallo sach,
Daß dem Helden me nichts gschach,
Noch so wollt er nicht haben Rů,
Sonder richt ein Gembsenjeid zů
An einem gar sorglichen End.
Ein Jeger besandt er behend,
Sprach zů im: »Hör, merk meine Wort!
Du weißt, daß auf disem Berg dort
Vor den Schnerisen ist zů gan
Sorglich, wer sich nit hûten kann.
Nun hab ich hie ein Mann bei mir,
Den wollt ich durch ein solch Monir
Geren vom Leben zů dem Tod
Bringen, dann lebt er lang, in Not
Můßt ich und die Gesellen mein
Kommen. Darumb so fûr hinein
Mit dir hin denselbigen Mann;
Doch so můßt dus verschwigen han,
Gee im über die Risen vor,
So bleibt er nit, er geet fürwar
Dir on allen Scheuch hinden nach.
Schau, daß es sei am Birg hoch,
Dann er noch sovil Kunst nit hat,
Daß er on Gefallen
on Gefallen: ohne zu fallen. hinüber gat,
Ob wir sein dardurch kemen ab.«
Der Jeger antwort: »Herr, ich hab
Alle Sachen verstanden wol:
Disen Mann ich recht füeren soll,
Daß er soll wider kommen nit.«
Unfallo sprach: »Das ist mein Bitt.
Was du tůst, so hab Fleiß darin;
Es soll dir tragen gůten Gewinn.«
Mit den Worten schid Unfallo
Von dem Jeger und kam hin, do
Er Teurdank allein sitzen fand,
Sprach: »Herr, mich bedunkt, Euch tû ant
Euch tû ant: Euch ist übel zumute.,
Hierin also zů ligen still.
Wann ich weßt, daß es wer Eur Will,
So wollt ich bestellen ein Jeid
Dort auf disem Gebirg gemeit.«
Der Held weßt von dem Anschlag nicht,
Darumb er Antwort gab dem Wicht,
Sprach: »Wann du das Jeid hast bestellt
Und mir darzů das Wetter gefellt,
So laß michs wissen bei der Zeit,
So will ich hin, dieweil nicht weit
Ist an das Gebirg von hinnen.«
Unfallo der sprach: »Entrinnen
Mag Euch in keinen Weg ein Tier,
Dann ich so wol will all Revier
Bsetzen; und wann das ist getan,
So will ich Euch hinfüeren lan.«
Unfallo wart
wart: wartete. mit großer Gir,
Wann die Sunn morgens gieng herfir.
Als er nun sach den liechten Tag,
Füegt er sich zum Held, der noch lag
In seinem Bett, den er ermant,
Sprach: »Herr, steet auf und geet zůhand
Hinaus an das Gembsengejeid,
Dann all Sach sein schon zůbereit.«
Der Held bald aus seinem Bett sprang,
Nam sein Eisen und den Schaft lang,
Ging an den Berg mit dem Jeger.
Demselben Knecht wer vil weger
Gwesen, daß er wer beliben
Daheim, wie hernach stet gschriben,
Dann Untreu traf den Herren sein.
Als si nun bed kamen mit ein
Hoch in das Gebirg in ein Wand,
Der Jeger ein Schneeferner fand,
Die was in der Nacht worden glatt.
Der Jeger vor im darauf trat,
Tröst sich seiner Meisterschaft,
Hielt sich mit seim Eisen und Schaft,
Vermeint, wann er da hinüber
On Schaden mit seinem Schaft wer
Gangen, und daß kem darauf der Held,
So můßt er fallen, und das all Welt
Lege an im. Aber es nam
Ein andern Ausgang; dann als kam
Gleich auf die mit der Jeger,
Sein Schaft und Eisen weichen seer,
Daß er darvon fiel über aus.
Teurdank der Held höret den Saus,
Ruckt aus seinen Augen den Hůt,
Schaut, wo doch wer sein Jeger gůt.
In solchem Sehen er befand,
Daß der Jeger über die Wand
Was gefallen eins Teils hinab.
Teurdank zů im selbs sprach: »Ich hab
Hie an dem Ort ein bösen Stand,
Ich will mich machen aus der Wand,
Ee mir beschech wie dem Jeger,
Dann mich gedunkt, hie sei Gefer.«
Der Jeger sich hart gefallen hett,
Fast Zorn im das auf sich selbs tet,
Ließ sich desselben merken nicht.
Als si nun kamen zu dem Wicht,
Und er erfůr die rechten Mer,
Wie es dem Held und seim Jeger
An dem Gebirg ergangen was,
Vor grimmigem Neid und Haß
Kam er schier von den Sinnen sein.
Wann er auf Erd kein größer Pein
Hett, dann so dem edlen Teurdank
Sein Gelück hett einen Fürgang.
Gedacht sich weiter hin und her,
Ob er fund ein ander Gefer.