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Als die Sach alle was vollbracht,
Der Ernhold an die Falscheit dacht,
So die drei Haubtleut zůgericht
Hetten dem Held wider ir Pflicht.
Darauf hin für die Künigin trat,
Kniet nider, diemûtiglich bat,
Si wollt verhören die Klag sein.
Die Künigin sprach: »Treuer Knecht mein,
Red an, was hast du zu sagen?«
Der Ernhold sprach: »Ich will klagen
In dem Namen des Herren mein,
Als die Ernhold zu tun schuldig sein,
Und fach hiemit mein Klagen an
Gegen Fürwittig, Eurm Haubtmann,
Auch Unfallo und Neidelhart.
Die drei haben auf diser Fart
Meim Herren groß Leid zůgefûgt
Und sich an demselben nit benûgt,
Sonder den edlen, teuren Held
In groß Geferlickeit gestellt
Und zůsamm ein Bund geschworen:
Es sei dann all ir Kunst verlorn,
So wollten si den Herren in das Land
Nit lassen; dann wurd er Euch kannt
kannt: bekannt.,
So mocht werden von in gewendt
Ir Gwalt und Büeberei erkennt;
Und darumb gemacht starker Peß drei,
Dardurch si mochten bleiben frei,
Daß in Eur Land kein teurer Mann
Sollt kommen, der Euch elich mocht han.
Genedige Frau, merkt weiter das:
Als mein Herr kam an ersten Paß,
Darauf saß der bös Fürwittig,
Der macht meinen Herren lustig,
Vil Kurzweil stetz zů fahen an,
Darin er můßt allweg understan,
Zů gewarten groß Geferlickeit.
Darnach er zů Unfallo reit,
Der ließ im Tag und Nacht kein Rů,
Sonder richt geferlich Hendel zů,
Dardurch er sollt oft kommen sein
Umb das Leben in schwere Pein.
Sollt ich die Sach erzelen all,
Was der teur Held in disem Fall
Von in hat müessen übersteen,
Ich müeßt ein Tag damit umbgeen.
Umb kurz will ichs fallen lassen.
Mein Herr kam auf die dritte Straßen
An den Paß zů dem Neidelhart,
Von dem er wol empfangen ward,
Bei dem sich alle Schalkheit hauft,
Dann er hett dick geren verkauft
Den edlen Held in der Feind Hand.
Es mag nit werden alls genannt,
Wes er sich gen im hat vermessen;
Er wollt im zůletzt im Essen
Han durch Gift vergeben fürwar.
Sunst in groß und merklich Gefar
Hat er oft den Helden gefüert,
Wie Ir aus disem Bůch spürt,
Darin ich Euch all Artikel gib,
Was die genannten drei falschen Dieb
Haben wider den edlen Held
Geûbt. Ich habs mit Fleiß gestellt
In Schrift zů einer Gedechtnus.
Ir findt auch darbei Gezeugnus
Auf jeden Artikl klar stan,
Daraus Ir secht, daß ichs recht han.
Weil nun das ist wider ir Pflicht
Und von mir in kein Weg erdicht,
Sonder die ganz lauter Warheit,
So halt darin Gerechtigkeit
Und laßt solch Übel ungestraft nit hin,
Als ich zů Euch der Hoffnung bin.
Ich mag auch darbei leiden wol,
Daß man nach Ordnung der Recht soll
Die drei Haubtleut erfordern her,
Damit Ir findt die Warheit mer.
Was alsdann das Recht wird geben,
Dem soll mein Herr gern geleben.«
Die Künigin sprach: »Mein Erenhold,
Ich hab gehört, was du hast erzalt.
Darin will ich nach der Gerechtigkeit
Handlen und meins Hofs Gewonheit,
Und si außer Recht nit strafen,
Sonder einen Rechttag schaffen
Und Brief deshalb lassen schreiben;
Si werden nit aus beleiben.
Was dann wird darinnen erkannt,
Dem soll Folg geschehen zůhand.«
Der Ernhold wol zůfriden was.
Der Brief ward gmacht, hielt in sich das:
Si sollten erscheinen am Hofgericht
Bei Ermanung irer Eidspflicht.
Die Brief wurden in zugesandt.
Die Haubtleut kamen allesambt
Mit einander an Hof all drei,
Hetten ein heimlich Sorg darbei,
Die Sach mochten nit recht zůgan,
Ließen sich der Künigin sagan an:
Auf ir Geheiß werens kommen,
Hofften zů besteen als die Frommen.
Die Künigin schickt nach dem Hofgericht,
Sprach: »Ich befilh Euch bei Eur Pflicht,
Daß Ir morgen zů rechter Zeit
Das Gericht zů sitzen seid bereit,
Dann durch Euch soll werden erkennt
Die Sach, die sein worden vollendt
Durch Fürwittig und Neidelhart,
Des sich der Erenhold beklagt hart.«
Auf solchs ward der Rechtag bestimbt
Und den Haubtleuten darzů verkündt.