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Neidelhart dacht ein andern List
Und schicket hin in diser Frist
Wol zů den Feinden in ein Stadt
Einen vertrauten Boten drat,
In derselben ir Leger was.
Neidelhart der wißt vor wol, daß
Gar vil Geschütz darinnen war,
Darumb er in schreib eilunds dar
Ein Brief mir seim falschen Dichten,
Daß si sich darnach richten
Mit irem Geschütz groß und klein;
Er hett bei im der kûnisten ein,
Der wird für ein teurn Mann gezelt,
Daß er sich des understeen wellt,
Zu rennen bis an ir Stadttor.
Er wollt sis lassen wissen vor,
Damit si ir Geschütz richten dar.
Die Feind namen der Botschaft war,
Wie in hett kund tan Neidelhart.
Vil Büchsen auf derselben Fart
Richten si oben auf das Tor.
Si beschossen sich gar wol vor
Mit solchem Fleiß und rechter Maß,
Wenn einer kem auf dieselb Straß,
Daß man sein nit wol felen kunnt.
Ein groß Büchsen an der Maur stund,
Was gerichtet under die Port.
Nun höret, was sich begab fort.
In mittler Zeit Neidelhart kam,
Den Teurdank er auf ein Ort nam,
Fing an zů reden von manicherlei
Abenteur, und was wer das Geschrei.
Zůletzt sprach er mit falscher Zung:
»Herr, vor Zeiten, da ich was jung,
So ich die Warheit sagen soll,
Dazůmal hab ich gesehen wol
Oft und dick manichen jungen Mann
Teurliche Sachen fahen an;
Ubten sich in mandlicher Tat,
Einer rennet je für ein Stadt,
Erstach si, die er fand darvor,
Rannt hinein bis under das Tor.
On alle Warnung das beschach,
Vil Lobs sagt man dann einem nach.
Glaubt, wann ich etwas junger wer,
Ir sollt von mir noch sehen Eer,
Dann ich dorft hinein an die Port
Rennen; fund ich kein, alsdann fort
Wider on Schaden kommen weg.
Wo dann von mir niemand nider leg,
So wollt ich dannocht Zeichen lan,
Daß man sprech, ich hett wol getan.«
Im antwort darauf Teurdank der Held:
»Wann die Tat wol der Künigin gefellt,
So bin ich darzu wol bereit.«
Neidelhart sprach: »Herr, auf mein Eid
Wellet genzlichen glauben mir,
Und were ich als jung als Ir
Und vermüglich aus rechter Kraft,
Ich wollt dasselb tun mit dem Schaft
Und Euch nit gonnen zů reiten.«
Auf das wollt der Held nit beiten,
Sonder saß auf ein resches Pferd,
Gewappent mit eim gůten Schwert.
Als er nach Notdurft was gerüst zů,
Reit der Held an eim Morgen frů
Gar nahend hin an der Feind Stadt;
Sein Gesellschaft er verstoßen hat
Heimlich in ein verborgnen Halt,
Nam etlich mit im für den Wald,
Zů besehen, ob im mocht glingen,
Etlich Feind aus der Stadt bringen.
Bald kam er auf das recht Gespor
Gespor: Spuren.,
Reit darauf bis an das Stadttor,
Daß er kein Menschen hört noch sach.
Aber es stund nit lang an, darnach
Gieng ab alls Geschütz groß und klein
Auf den Held und sein Gesellen allein;
Desgleichen kein Mann nie erhort.
Von allem Geschoß aus der Port
Ein Schuß im streift das Roß an die Stirn sein.
Nahend wer es dardurch in Pein
Kommen; fast schossens zum Helden gůt;
Doch in der ewig Gott behůt,
Gott wollt, daß im nichts geschach.
Aus der Stadt man etlich fallen sach
Mit vil und manicherlei Wer.
Teurdank der ließ si kommen her,
Zuckt seiner Gesellen ein behend
Ein gespannt Armbrost aus der Hend
Und schoß der Feind ein durch ein Fuß.
Zum ander Mal er wider schuß
Und traf noch ein in Bauch geleich,
Darauf ir ganzer Haufen weich
Und fluhen zů der Porten hert.
Teurdank darnach von dannen kert,
Reit zů seinen Gesellen in Wald,
Die sein noch warten in dem Halt.
Von den er wol empfangen ward,
Dann si sein hetten besorget hart,
Im mocht etwas begegent sein,
Dann er geritten was mit Volk klein
Von in und gewesen vor der Port,
Dann si hetten ganz wol gehort
Das Geschütz mit gar großem Saus,
Das auf in gangen was heraus.
Niemands wolltens aus der Stadt mer lan,
Weder zů Roß, Fůß, Weib noch Mann,
Dann si besorgten sich der Mer,
Wie noch ein Huet verborgen wer.
Teurdank zoch hinweg von der Stadt
Mit seiner Gesellschaft, so er hat
Bei im, in sein Leger wol bereit.
Do das ersach der Neidelhart,
Dem Helden er entgegen reit,
Wiewols im was von Herzen leid,
Daß Teurdank noch sein Leben hett,
Aber er nit desgleichen tet,
Er fragt den Helden do der Mer,
Wie es in dem Feld ergangen wer.
Teurdank sagt ims von Wort zů Wort
Den Anfang, das Mittel, das Ort
Ort: Ende..
Der Neidelhart gedacht also:
Ewiger Gott, was würkst du do
An disem Menschen Wunders vil,
Daß gar kein Kunst nit helfen will.
Aber er nit desgleichen tet,
Sonder freundlich mit Teurdank redt
Und sprach: »Mein Herr, Ir mûßt verstan,
Daß ich Euch recht geraten han,
Dann es wird Euch groß Lob geseit
Von wegen der Tat weit und breit.«
Darneben er im gedacht mer,
Wie doch ein Sach zů finden wer,
Dardurch der Held mocht werden bracht
Umb sein Leib. Nit lang er sich bedacht,
Sonder fand ein andere Bosheit,
Wie uns hernach die Geschrift seit.