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Neidelhart billich also hieß,
Dann er hett des keinen Verdrieß,
Dem teuren Helden füegen zu
Schaden, Nachteil, darzů Unrů.
Auf ein Zeit er zů dem Held kam,
Den er heimlich auf ein Ort nam
Und sprach, wie im Schrift kommen wer,
Daß sich ein großmechtiger Herr,
Der nechst an der Künigin Land seß,
Eines heftigen Kriegs vermeß
Wider die Künigin mit Gewalt,
Si zů kriegen
kriegen: bekriegen.in vil Gestalt,
Hett auch schon den Krieg gefangen an.
»Darumb, Herr, wollt Ir Euch understan,
Zů han mein Frau, die Künigin,
So ziehet von stundan dahin,
Zů streiten wider ire Feind,
Dieweil Ir doch so mandlich seind.
Dardurch Ir die Kriegshendel lert;
Villeicht Euch Gott der Herr beschert
Glück, Eer, Sig und das große Heil,
Daß Euch die Künigin wurd zůteil.«
Also sagt er dem jungen Mann:
Er sollt das nit underwegen lan,
Dardurch er dest geschickter wurd.
Weiter er sprach: »Eim Herrn geburt,
Daß der Kriegshendel wissen soll,
Damit er künn beschützen wol
Sein treu Diener und Undertan.«
Teurdank willigt, des zů nemen an.
Neidelhart sprach: »Vernembt mein Sag.
Es füegt sich oft auf einen Tag
Und beschicht leicht in einer Stund,
Daß Land und Leut verdirbt im Grund,
Wo das nit wird gewendt bei Zeit.
Der Künigin Hoffnung an Euch leit,
Dann Ir mit Mannheit seid seer klůg
Und zů solcher Sach geschickt genůg.«
Also überredt er den Mann,
Daß er die Sach wollt nemen an.
Teurdank antwort im mit Sinnen:
»Gebt mir Leut zu, die von hinnen
Mit mir faren an dasselb Ort,
Dem Feind vor zů halten die Port.«
Bald Neidelhart verordnen ließ
Etlich Schiff, die er bereiten hieß,
Dem Teurdank eins für sein Person,
Daß darin seß der werde Mann.
Darbei Neidelhart schůf zůhand,
Wohin man faren sollt an das Land
Auf einen Platz, den er wol wußt,
Darauf die Feind hielten gerust
Mit irem Geschütz, des was on Zal,
Mochten zům Held schießen nach Wal.
Die Rechnung macht der Neidelhart:
Wann der Teurdank kam auf die Fart,
Ee dann er faren möcht zů Land,
So wurd er erschossen zůhand
Oder sonst von Feinden erschlagen.
Solch verreterlich bös Plagen
Er für die ersten hett erdacht.
Zů dem teuren Held er sich macht
Und gab im vil der süeßen Wort,
Bis er in bracht auf das Scheff fort.
Hort, was weiter geschach und nembt war!
Er sagt dem teuren Held für war,
Daß er geleich von Stunden an
Seiner Frauen, der Künigin lobsan,
All sein Getat wollt schreiben zů
Und sein mandlich Lob spat und frů
Aus breiten weit in alle Land.
Darumb so sollt er sich vor Schand
Verhûten und wol bewaren,
So er gen Feinden wurd faren;
Dann si möchten zů im schießen,
Des sollt er sich nit lan verdrießen.
Damit gedacht im Neidelhart:
Der Held můß bleiben auf der Fart
Oder darvon schendlich fliehen.
Alsdann wollt er nit verziehen,
Sonder der Künigin bald sagen,
Daß er den Held hielt für ein Zagen.
Dann wurd die Künigin hochgeborn
Gegen dem Held fallen in Zorn
Und keins Wegs nemen zů eim Mann.
Gewunn er in dann die Schlacht an,
So wollt er sein nit vergessen
Und im die Eer selbs zůmessen,
Als wer solchs durch in beschehen.
Wider das wurd der Held nichts jehen
Aus dem Erengemůt, so er hett.
Er wußt, daß er sich nit lobet.
Der teur Held eilt darvon mit Jach
Jach: Eile.,
Nit vil Gelücks wunscht er im nach.
Neidelhart hett geordnet schon,
Daß des Helden Scheff sollt vor gan,
Die andern Scheff kamen hernach,
Darumb daß der Held kem in Ungemach.
Als Teurdank wollt faren an Land,
Wurden sein gewar die Feind zůhand,
Schussen auf in on Underlaß
Gegen dem Teurdank, dann si das
Zůvor hetten auf in gericht.
Gott wollts, dann in der keins traf nicht.
Des Teurdank Scheffmann Grausen ward,
Gern hett er das Scheff umb kart,
Zůruck wollt er gefaren han.
Do das ersach der werde Mann,
Da nöt
nöt: nötigte. er seine Scheffleut bald
Und zwang si darzů mit Gewalt,
Daß si bald fůerten an das Land
In und all seine Mitverwandt.
Teurdank der Held aus seim Scheff sprang,
Sein Diener saumbten sich nit lang,
Zů einem Haufen er si bracht,
Damit der Held sein Ordnung macht;
Nach seinem Sinn und gůtem Fůg
Trat er gen den Feinden und schlůg
Sich mit in. Girlich was der Mann,
Daß er stund zum vordristen daran,
Und mit seiner streitbaren Hand
Er seine Feind all überwand.
So mandlich er sich darin hielt,
Daß er auf den Tag den Platz behielt.
Als die andern Scheff sahen das,
Wie es im so glücklich gangen was,
Und die Feind hett überwunden,
Aller erst si auch abstunden
An das Land, folgten dem Teurdank nach,
Durch das er noch mer Feind erstach
Mit seiner ritterlichen Hand.
Darnach zoh er wider zů Land
Mit großem Rom behabtem Preis.
Neidelhart, der bös alte Greis,
Im hoflichen entgegen ging,
Mit süeßen Worten in empfieng,
Als ob er hett ab im ein Freid;
Es was aber im von Herzen leid.