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Als nun der falsch Neidelhart sach,
Was zwischen der Künigin geschach
Und Teurdank, dem teurlichen Mann,
Gedacht er im: Warlich ich han
Nit wol darin gehandelt zwar,
Daß ich so mancherlei Gefar
Hab zůgefügt dem edlen Held.
Wo er das der Künigin erzelt,
So hat erst ein End mein Leben.
Unfallo sprach: »Ich will geben
Uns noch einen gar gůten Rat:
Unser Künigin sechs Ritter hat
An irem Hof auserkoren,
Die sein von deim Blůt geboren
Und dir darzů gefreundt nahend.
Zů denen fûg dich hin behend,
Grûß si und sag inen darbei,
Wie ein frembd Ritter kommen sei,
Der rüem sich gar fast und vil seer,
Wie im stee allein sein Beger
Zů dem Rennen und Ritterspil.
Dieweil si han gestochen vil,
Sei an si dein Beger und Bitt,
Daß sie sich wellen saumen nit,
Sonder fûgen zů dem frömbden Mann,
Den findens bei der Künigin stan.
Dem bieten si an, zů stechen
Und zů rennen und zů turniren
Durch aller schener Frauen Eer.
Ir sein doch überall nit mer
Dann sechs, die wellen in bestan;
Eins Tags so sollen auf die Ban
Nit mer dann zwen aus in kommen.
Wann derselb dann hat vernommen
Der berûrten Ritter Beger,
So ferr er anders liebet Eer,
So můß er si des geweren.
Villeicht mocht sich jetz verkeren
Das Gelück einmal wider in
Und der Ritter einer ziehen hin,
Dardurch der Held belibe tot.«
Neidelhart sprach: »Ein gůten Rat
Hast du uns allen gegeben;
Ich bitt dich, ist es dir eben,
Du wöllest mit mir dahin gan
Und helfen bitten die sechs Mann.
Ich hoff, in unserm Begeren
Werden si uns gern geweren.«
Also giengen si von dannen
Zů den berurten sechs Mannen.
Neidelhart anfieng, zů in sprach:
»Lieben Freund, uns ist gewest gach,
Bis wir euch haben gefunden.
Ir seid mir mit Freundschaft verbunden,
Darumb ich euch will berichten mein Swer
Swer: Kummer..
Es ist gestern hie kommen her
Ein frembd Ritter, der wider mich
Hat ghandelt und tůts noch teglich.
An dem wollt ich mich gern rechen,
Daß ir in anmüet zů stechen,
Auch turniren und zů rennen.
Ich hab in wol tun erkennen,
Daß er euch das nit abschlagen
Wird. Legt ims Zil in drein Tagen,
So wellen eur zwen auch allein
Bei im im Zeug auf der Ban sein.
Wo es dann wer immer müglich,
Daß euer einer einen Stich
Oder Schlag im mochte geben,
Dardurch er verlur sein Leben,
All eur Tag sollt irs genießen.
Lieben Freund, laßt nit verdrießen
Euch und solche Sachen sein gering.«
Einer aus den sechsen anfing
Und sprach: »Liber Freund Neidelhart,
Wir sein all hie von deiner Art
Geboren. Darumb so ist nit
Not der dasigen deiner Bitt,
Wir wellen dein Willn erfullen,
Als wir billichen tun sullen.«
Neidelhart der was des gar fro,
Bald sprach zů in der Unfallo:
»Lieben Herren, geet von stundan,
Dieweil ir noch denselben Mann
Findt bei unser Frau der Künigin.«
Die sechs Ritter giengen dahin
Für die edlen Künigin dar,
Sprachen: »Genedige Frau, nembt war,
Wir haben fürwar vernommen,
Wie diser Held sei her kommen
Zů Euch auf Eur Gnad Begeren,
Euch helfen Ir Freud zů meren.
Darumb so ferr demselben Held
Ritterspil zů treiben gefellt
Mit Turnieren, Stechen und Rennen,
So mag er ein aus uns benennen,
Welchen er darzu haben will.
Der soll auf ein benanntes Zil
Den Helden in solchem bestan
Geselliglichen auf der Ban,
Bis wir, dise sechs Ritter all,
Han unser gebûrend Anzal
Mit Ritterspil erfüllet wol.
Wir sein je der Hoffnung, er soll
Uns solchs in kein Weg abschlagen,
Dann wir sonst vil han hörn sagen,
Wie er sei ein teurlicher Mann.«
Dergleichen Sach nem er all an.