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(72) Abermalen leit der edel Teurdank ein große Wassernot
durch einen graussamen Sturmwind.

Unfallo fieng ander List an,
Damit der Held nit kem darvon,
Und gedacht im in seinem Můt:
Der Held halt sich in gůter Hůt
An dem sorglichen Gembsenjeid,
Daß im beschehen mag kein Leid.
Darumb so můß ich anders denken,
Ob ich ine mocht ertrenken,
Und wiewol ich hab der List genůg
Noch, so můß das beschehen mit Fůg.
Unfallo fordert die Schiffleut,
Die dann von im nit waren weit;
Zů Unfallo komen komen: kamen. si zů Stund.
Unfallo redt und macht in kund,
Wie ein Held jetzund bei im wer,
Der besorgt auf dem Wasser kein Gefer,
Der wollt gern faren spazieren.
Sprach: »Den Held mûßt Ir füeren,
Aber in der Weis und Gestalt:
Ir wißt die großen Wetter bald,
So fart alsdann mit im hindan.«
Darunder was ein teurer Schiffmann,
Der sprach zů Unfallo die Wort:
»Solch Fart wer ein heimlicher Mord,
Dann si wurden sich ertrenken.
Darumb so wollt nit gedenken,
Daß wir also faren wellen.«
Dergleich redten all sein Gesellen.
Unfallo zů dem Schiffmann kam,
Heimlichen er den auf ein Ort nam
Und sprach: »Ich gib dir Geld und Gůt,
Tů mit dem farn nach meinem Můt.«
Der Schiffmann verstůnd die Meinung wol
Und sprach: »Ich will tůn, was ich soll.«
Ich můß mein Knecht trunken machen;
Mit solchen listigen Sachen
Will ich den allen ir Sinnen
Und Vernuft ganz abgewinnen.«
Unfallo sprach: »Mir gefellt das wol,
Erlich ich dir darumb lonen soll;
Tů eins, schau nur eben für dich,
Damit er nit mög fristen sich.
See, empfah das Geld in dein Hand.«
Unfallo umb Geld ein Schalk sandt.
Als nun solch Sachen was bestellt,
Ging Unfallo hin zu dem Held,
Sprach: »Ich hab Euch noch zů zeigen vil,
So ferr es anderst ist Eur Will,
Das eigentlich zů besehen.«
Der edel Held begund jehen:
»Wann ich auf der See bewart bin,
So far ich ganz geren dahin.«
Unfallo sprach: »Ich will bestellen
Euch vil gůter Scheffgesellen.«
Das Schiff was von Stund zůbereit
Mit der vorgemelten Falscheit.
Unfallo sprach zů dem Held Teurdank:
»Damit Euch nit werd die Zeit lang,
So hab ich ein besunder Schefflein,
Darin will ich und der Schiffmann sein,
Damit Ir habt Weiten genůg.«
Als es nun was kommen ir Fůg,
Stießen sie frölich von dem Land.
Dem Held was der List nit bekannt,
Den Unfallo hett für gnommen.
Die Schiffleut sprachen zůsammen,
Die da waren trunken und voll:
»Wir wöllen heut faren gar wol.«
Das tet Unfallo seer lachen,
Er hofft, das Spil wurd sich machen.
Als Unfallo auf das Wasser kam,
Ein listig Ursach er im nam
Und sprach zů dem Held hochgemessen:
»Herr, ich hab etwas vergessen,
Ich můß wider faren zu Haus,
Dann auf heut ist geschriben aus,
Daß ein Rat bei mir erschein,
Und darumb můß ich daheim sein.
Aber Ir, Held, faret spaziern,
Die Schiffleut werden Euch schon füern.«
Also fůr er nit weit darvan.
Unfallo, der ungetreu Mann,
Er gedacht im in seim Herzen:
Der Held wird kommen in Schmerzen.
Nicht über lang darnach es geschach,
Daß man von fer herkommen sach
Ein Wetter und Sturmwind groß.
Das gab dem Scheff manichen Stoß
Und begriff den Held auf der Fart.
Dasselb Wetter was gestreng und hart,
Es haglet und schaurt so gar seer,
Daß die Schiffleut kein Hoffnung mer,
Sonder sich hetten darein geben,
Si müeßten kommen umb ir Leben.
Der Held tet als ein teurer Mann,
Er schri die Schiffleut tapfer an;
Das Wasser schlůg überall hinein,
Daß am Ruder kein Hilf mocht sein,
Begriff damit des Schiffes Seil.
Solches was ir Gelück und Heil,
Dann er tet si damit halten
Und für und für aufs best schalten,
So lang, bis si kamen aus Not;
Si rûften an gar oft zů Gott.
Die Schiffleut darab wunder namen
Und redten under in zůsammen:
»Wissen wir doch der Wetter Art,
Wie kumm wir dann in dise Fart?«
Si hetten nit sovil darauf Fleiß,
Daß si reiten ir trunkne Weis.
In der Not kamen si zů Land.
Dem Held was der List nit bekannt.
Unfallo dem kamen die Mer,
Wie der Held an Land gefaren wer.
Das erschrak er gar seer und fast,
An seim Herzen trůg er darumb Last,
Doch er dem Held entgegen gieng,
Auf das freundlichist in empfieng
Und sprach: »Herr, wie ists ergangen?
Ich hab gehabt nach Euch Verlangen.«
Der Held antwort: »Ich red on Spott,
Mich gwesen sein Mich gewesen sein: daß ich gewesen bin. in großer Not.
Mich bedunkt, die Sach gee nit recht
Zů, als ich hab gehört von eim Knecht.«
»Herr Teurdank«, sprach der Unfallo,
»Ir habt doch wol gesehen do,
Daß solchs ist on mein Schuld beschehen,
Dann es hat keim Wetter gleich gesehen.
Ich hab Euch gůt Schiffleut geben;
Wert Ir nun kommen umbs Leben,
Nimmer wer ich gewest on Leid;
Das sag ich Euch auf meinen Eid.«
Der Held glaubet im diser Red,
Dann er umb sein List kein Wissen hett.


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