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(68) Ein merklichen Fall, so der edel Teurdank einem
Schwein nach auf einem Eis tet durch Geheiß des Unfallo,
daß im sein Schwert in drei Stuck brach.

Unfallo mit seiner Listigkeit
Gedacht, wie er den Held in Leid
Mocht bringen, und darauf ein Sach fand.
Darumb er gieng zů dem Held zůhand,
Sagt zu im mit falschem Gefer,
Wie jetz ein fast gůte Zeit wer,
Die Seu in Auen zů jagen.
Darab der Held tet Gfallen tragen
Und sprach zů Unfallo zů Stund:
»Hett wir dann die Jeger und Hund,
So wollten wir nit lang beiten,
Sonder an das Schweinjeid reiten.«
Unfallo freut sich von Herzen,
Den Held zů bringen in Schmerzen.
Er dacht: Es ist jetz ein kalt Zeit,
Darin mag er kommen in Leid.
Er schickt bald nach dem Jeger sein,
Den fordert er zů im allein
Und sprach: »Richt ein Schweingejad zů,
Bestell das auf den Morgen frů
Und hab mit der Wart Wart: Anstand. dermaß Fleiß,
Daß die Schwein laufen gegen dem Eis,
Das dann vor dem Holzauen ist.«
Das tet er auf ein falschen List,
In Tod zů bringen den Teurdank.
Die Nacht hett er manchen Dank.
Als der Tag am Himmel anfieng,
Unfallo zů dem Helden gieng
Und sagt: »Wir müessen beizeiten
An das bestellt Schweinjeid reiten.«
Der edel Held ward schier bereit,
Saß auf und mit Unfallo reit;
Kamen zů dem Eis bei den Auen.
Unfallo sprach: »Ir mûßt schauen,
Und vor disem Eis still halten;
Die Jäger werns Jeid verwalten.«
Indem ein Wildschwein daher lief;
Das Wasser underm Eis was tief.
Dasselb wisset Unfallo wol,
Aller Untreu der was er voll
Und sprach zů dem edlen Teurdank:
»Ich will Euch lern ein sondern Rank Rank: schnelle Bewegung..
Wollt Ir dem Wildschwein für rennen,
So mûßt Ir disen Weg kennen,
Der weist Euch recht über das Eis.
Den Weg hab ich gemerkt mit Fleiß;
Von Kelt ist das gefroren hert,
Daß Euch darauf nichts widerfert,
Wann ich gestern auch drüber reit
Und widerfůr mir auch kein Leid.«
Der Held glaubet den Worten sein
Und rennet auf das Eis hinein.
Alsbald er kam auf dasselb Eis,
Zerbrach das under im in Stucks Weis,
Daß sein Roß mit im fiel gar schnell
Hinein durch dasselbig Eis hell.
Der Fall also geschwind geschach,
Daß ime sein Schwert zů Stucken brach.
Des tet Unfallo seer lachen,
Gedacht: Erst will es sich machen,
Er mag nit kommen mer darvon,
Dann es ist besehenen umb den Mann.
Der Held was unerschrocken fürwar,
Er hielt sein Pferd mit Kraft empor,
Dardurch es sich arbeit hinaus.
Solcher Fall der bracht im kein Graus,
Dann er rannt dennocht dem Schwein nach
Durch denselben fast tiefen Bach.
Aus großer Begir er vergaß,
Daß sein Schwert im Fall brochen was.
Unfallo erschrak im Herzen,
Daß der Held on allen Schmerzen
Sollt kommen aus dem tiefen Eis.
Gedacht: Das ist ein seltzam Weis.
Dagegen Teurdank im gedacht:
Das hat warlichen Unfallo gmacht!
Ich kanns nit underwegen lan,
Sonder můß ims doch zeigen an.
Als er Unfallo wider sach,
Füeget er sich zů im und sprach:
»Was hastu du bedürft mir sagen,
Das Eis sei stark und müg tragen
Mich? Dann sich das nit funden hat!«
Unfallo verantwurt sich drat
Und sprach: »Herr, ich bin gester leis
Geritten über dises Eis.
Das habt Ir aber nit getan,
Sonder gefangen zů rennen an.
Wert Ir darüber gemelig trabt
Und Euch in gůter Acht gehabt,
So hett Euch das wol getragen.«
Teurdank dacht: Was soll ich klagen!
Wie er sagt, also hab ich tan,
Ich můß die Sach auch faren lan.
Mit dergleichen falschen Listen
Kunnt sich der Unfallo fristen.


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