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(36) Wie Unfallo Teurdank in ein andre Geferlicheit
fûret under ein Schneleen Schneleen: Schneelawine..

Unfallo dem was nicht zůvil
Kein Schalkheit, als ich sagen will.
Es was in rechter Winterzeit,
Darin gewonklich gewonklich: gewöhnlich. vil Schne leit,
Ging Unfallo zum Helden dar,
Sprach: »Herr, ich sage Euch fürwar,
Dort steet in der Au vil Wildpret.
So ferr Ir darzů ein Lust hett,
So möcht Ir daraus schießen wol.
Ein Jeger mit Euch ziehen soll,
Der weiset Euch die rechten Straß.«
Teurdank sprach: »So befelcht im, daß
Er sich von stundan mach gerecht.«
Unfallo fordert einen Knecht
Und nam den an ein heimlich Ort,
Sprach: »Gesell, merk auf meine Wort!
Eilunds hin auf das Gebirg lauf
Und schau mit allem Fleiß darauf:

Wann der Held Teurdank wird reiten
Unden für an des Bergs Leiten Leiten: Hang.,
So mach von Schnee einen Ballen
Und laß den gmach herab fallen,
Daß daraus werd ein Leenen groß,
Dieselb den Helden zůtod stoß.
Ist Sach, daß du darin fleißig
Bist, bei Glauben ich dir versprich,
Dich reich und selig zů machen.«
Derselb Knecht begund zů lachen,
Sprach: »Herr, kein Fleiß will ich darin sparn,
Das sollt Ir durch die Tat erfarn.«
Teurdank der reit mit dem Jeger,
Sůchend das Wilpret im Leger.
Nun mûßten si beid hart reiten
Under dem Berg; an einer Seiten
Ein fast tiefes Wasser für rann.
Als der Knecht ersach den teurn Mann,
Macht er bald ein Ballen von Schne.
Derselbig lief hinab und ee
Er halben Weg geloffen was,
Wurd der Ball von Schne so groß, daß
Er hett mögen mit der Größ sein
Bedecken ein gemeins Stedtlein.
Teurdank höret den lauten Bracht,
Und ee er sich recht drauf bedacht,
Was doch dasselb mochte gesein,
Ging die Leen als ein Berg herein
Den nächsten auf den Helden dar,
Dermaßen daß im nit mer war,
Dann daß er sich eilunds umbkert
Und gab die Sporen seinem Pferd,
Rannt, was sein Pferd mochte laufen.
Durch das empfloch er dem Haufen
Schne, sonst hett er darin verderben
Mûssen und in der Leen sterben.
Der teur Held wollt nit lassen nach,
Versůcht dreimal, ob er mocht doch
Reiten hindurch auf das Gejeid;
Allzeit ein Leen mit Grausamkeit
Kam, der er mit Geschicklicheit
Und onerschrockem Gemuet entreit.
Der Schne verschüttet bis an die Straß
Dermaß, daß Teurdank nit fürbaß
Mochte reiten dem Wilpret nach.
Als nun der Teurdank das ersach,
Keret er wider heim zůhaus.
Unfallo hing gegen im heraus,
Fragt, ob er hett gefangen das Tier.
Teurdank sprach: »Hör zů, wie es mir
Doch an heut ist neur ergangen.
Ein Schneleen hett mich gefangen
Leicht; kaum bin ich ir entrunnen.«
Unfallo sprach: »Von der Sunnen
Oder villeich durch ein Vogel,
Der oben auf des Bergs Kogel Kogel: Gipfel.
Den weichen Schne hatte gerûrt,
Ist die Lene herab gefûrt.
Doch bin ich fro, daß also ist
Geraten.« Das redt er mit List,
Sein Bosheit zů decken damit.
Teurdank der mocht das merken nit.
Nun was es schir umb Essenszeit,
Teurdank hinein in das Haus reit.
Unfallo was aber ein Sach
Mißraten, darumb er nit Gemach
Wollte haben, gedacht mit Fleiß,
Wie er durch ander Weg und Weis
Den Helden mocht bringen in Not,
Als dann hernach geschähen stat.


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