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§ 1. Einteilung der einfachen Ideen. – Um die Ideen, die wir durch die Sinneswahrnehmung erhalten, besser kennen zu lernen, wird es für uns nicht undienlich sein, sie mit Bezug auf die verschiedenen Wege zu betrachten, wodurch sie in unser Bewußtsein eintreten, und sich für uns wahrnehmbar machen. Also:
1. Einige kommen uns nur durch einen einzigen Sinn zum Bewußtsein.
2. Andere finden ihren Eingang in dasselbe durch mehr als einen Sinn.
3. Noch andere lassen sich nur durch Selbstbeobachtung gewinnen.
4. Endlich giebt es auch solche, die sich auf allen Wegen der Sinneswahrnehmung und Selbstbeobachtung Bahn brechen, und dem Geiste zugeführt werden.
Wir wollen diese klassenweise voneinander gesondert betrachten.
Ideen eines einzigen Sinnes, wie Farben vom Auge, Töne vom Ohre etc. – Es giebt gewisse Ideen, die nur durch einen Sinn Zugang haben, der für ihre Aufnahme besonders organisiert ist. So treten Licht und Farben, wie weiß, rot, gelb, blau, mit ihren verschiedenen Abstufungen oder Schattierungen und Mischungen, wie grün, scharlach, Purpur, seegrün etc. nur durch die Augen ein; alle Arten der Geräusche, Laute und Töne nur durch die Ohren, die verschiedenen Geschmacksarten und Gerüche durch die Nase und den Gaumen. Und wenn eins oder das andere von diesen Organen oder die Nerven, welche die Leitbahnen sind, um sie von außen zu ihrer Vernehmung im Gehirn – dem Audienzsaal des Geistes, wenn ich mich so ausdrücken darf, – hinzuführen, so in Unordnung geraten sind, daß sie ihre Funktionen nicht vollziehen, so haben sie keine Hinterthür zum Einlaß, keinen anderen Weg, um in den Gesichtskreis des Verstandes zu gelangen, und von diesem wahrgenommen zu werden.
Die bedeutendsten von den zum Tastsinn gehörigen sind Hitze, Kälte und Solidität, alle übrigen, die fast ausschließlich in der fühlbaren Gestaltung bestehen, wie glatt und rauh, oder in dem mehr oder minder festen Zusammenhang der Teile, wie hart und weich, zäh und spröde, sind bekannt genug.
§ 2. Wenige einfache Ideen haben Namen. – Ich denke es würde nutzlos sein, alle die besonderen einfachen Ideen aufzuzählen, die jedem Sinne angehören. In der That würde es aber auch, wenn wir es wollten, nicht möglich sein, weil den meisten Sinnen sehr viel mehr angehören, als wofür wir Namen haben. Den mannigfaltigen Gerüchen, deren es fast ebenso viele, wenn nicht mehr, als Arten von Körpern in der Welt giebt, fehlen meistenteils Namen. Duftig und stinkend genügen uns gewöhnlich zur Bezeichnung dieser Ideen, womit effektiv wenig mehr gesagt ist, als wenn man sie angenehm oder unangenehm nennt, obgleich der Geruch einer Rose und eines Veilchens, die beide duften, wohl unterscheidbare Ideen sind. Auch sind die verschiedenen Arten des Geschmacks, wovon wir durch unseren Gaumen Ideen erhalten, kaum besser mit Namen versehen. Süß, bitter, sauer, herbe und salzig sind fast alle Epitheta, die wir haben, um die zahllose Mannigfaltigkeit der Geschmacksempfindungen zu benennen, die nicht nur aus fast jeder Art von Geschöpfen, sondern aus den verschiedenen Teilen derselben Pflanze, Frucht, oder desselben Tieres als unterscheidbare gewonnen werden. Dasselbe läßt sich von Farben und Tönen sagen. Bei der Auskunft, die ich hier über die einfachen Ideen geben will, werde ich mich deshalb begnügen, nur solche zu behandeln, die für unseren gegenwärtigen Zweck am wichtigsten sind, oder von selbst die Aufmerksamkeit wenig auf sich ziehen, obgleich sie sehr häufig zu den Bestandteilen unserer zusammengesetzten Ideen gehören, zu denen ich, wie mir scheint, wohl die Solidität zählen darf, von der ich deshalb in dem nächsten Kapitel handeln werde.