Schon längst, Mäcen, tyrrhenischer Könige
Urenkel, wartet deiner ein Krug bei mir,
Ein unberührter, linden Weines,
Blühende Rosen dazu und Balsam,
Dein Haar zu salben. Auf denn, und zaudre nicht!
Was willst du stets dir Äfulas Wiesenhang,
Was Tiburs Quellgrund und des wilden
Frevlers Telegonus Höhn betrachten?
Entflieh einmal dem drückenden Überfluß,
Dem wolkenhoch aufstrebenden Turmpalast!
Aufatmend laß der stolzen Hauptstadt
Schimmer und Rauch und Gelärm im Rücken!
Hat durch der Neuheit Würze dem Reichen doch
Ein saubres Nachtmahl unter bescheidnem Dach
Auch ohne Prachtgedeck und Purpur
Oft die gerunzelte Stirn geglättet.
Schon zündet Kepheus droben am Himmelszelt
Sein feurig Licht, schon lodert der Sirius
Und flammend bringt der Stern des wilden
Löwen uns durstige Sonnentage.
Schon sucht mit lasser Herde der müde Hirt
Den schattenkühlen Quell und des zottigen
Waldgottes Dickicht auf und nirgends
Flüstert im schweigenden Schilf ein Lüftchen.
Doch du, aufs Wohl nur unserer Stadt bedacht,
Erwägst mit Sorgen, welche Gefahr vielleicht
Von Syrern oder fern von Baktra
Oder vom Tanais her ihr drohe.
Doch weislich hüllt uns künftiger Zeiten Los
Ein Gott in dichtes Dunkel; des Sterblichen,
Der leere Schatten fürchtet, lacht er.
Was dir der heutige Tag beschieden,
In heitrem Gleichmut nutz' es; was ferner kommt,
Wird gleich dem Strom sein, welcher im Tiber dort
Zum Tuskermeer bald friedlich hinwallt,
Bald, wenn der Bäche Geflut ihn aufregt,
Zernagter Felsen Blöck' und entwurzelte
Steineichen wälzt und Herden und Hütten rings
Wildstrudelnd fortschwemmt, daß der Berge
Schluchten umher und die Wälder dröhnen.
Nur der wird heiter leben und selbstbewußt,
Der Tag für Tag am Abend sich sagen darf:
Heut lebt' ich. Mag der Göttervater
Morgen den Himmel mit Wolken schwärzen,
Mag klar er ihn ausspannen im Sonnenglanz:
Vergangnes macht sein Wille nicht ungeschehn,
Noch schafft er um und tilgt, was einmal
Uns die beflügelte Stund' entführte.
Fortuna spielt, des argen Geschäftes froh,
Ihr übermütig Spiel mit Behagen fort
Und lächelt, flücht'gen Glanz bescherend,
Heute für mich und für andre morgen.
Verweilt sie, lob' ich's; flattert sie fort in Hast,
Um ihre Gunst nicht bettl' ich und hülle mich
In meinen Stolz ein, unabhängig
Redlicher Dürftigkeit Los erwählend.
Dann brauch' ich nicht, wann ächzend im Sturmgeheul
Der Mast sich beugt, mit kläglichem Angstgelübd'
Zerknirscht zu flehen, daß die Fracht mir
Die ich in Cyprien lud und Tyrus,
Dem Schlund anheim nicht falle der gier'gen See;
Nein, sicher führt im leichteren Kahne mich
Ein gnäd'ger Hauch und Pollux' Sternbild
Durch der ägäischen Wogen Aufruhr. |