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Phöbos, Sprosse des Zeus, Sohn Letos, nimmer im Anfang Laß mich und nimmer am Schluß deiner vergessen im Lied; Sondern zuerst und zuletzt und inmitten will ich dich preisen, Doch du neige das Ohr, Herr, und gewähre mir Heil! |
Als dich, Herrscher Apoll, dort unter dem wipfelnden Palmbaum, Den sie mit Armen umschlang, Leto, die Hehre, gebar, Dort am Auge des Sees, dich aller Unsterblichen Schönsten, Ward von ambrosischem Duft Delos' geheiligtes Rund Bis an die Ufer erfüllt, und es lachten umher die Gefilde, Und es erglänzte vor Lust blauer die Tiefe des Meers. |
Musen und Grazien ihr, Zeus' Töchter, als ihr zu Kadmos' Hochzeitsfeier erschient, sangt ihr ein herrliches Lied: »Was da schön ist, ist lieb, was nicht schön aber, ist unlieb,« Also scholl der Gesang euch vom unsterblichen Mund. |
Stille der Sehnsucht Qual und beschwichte den Kummer, o Göttin, Der mir die Seele verzehrt, gib mich der Freude zurück! Endlich sei es der Stürme genug und in heiterer Fassung Lehr' mich das heilige Maß üben, zum Manne gereift. |
Nicht mehr schmeckt mir der Wein, seitdem sie das zierliche Mädchen Mir an den anderen Mann, an den geringern, vermählt; Kann sie die Eltern doch nur mit Wasser bewirten und oftmals, Wenn sie vom Brunnen es holt, meiner gedenkt sie und weint. Siehe, da legt' ich den Arm um das Kind und küßt' ihr den Nacken, Und ein verstohlenes Wort flüsterte zärtlich ihr Mund: »O wie hass' ich den Argen um dich! Denn immer noch heimlich Fliegt mein törichtes Herz dir wie ein Vögelchen zu.« |
Nötige nie beim Feste den Gast, ungern zu verweilen, Noch auch mahn' ihn zu gehn, eh' es ihm selber gefällt. Auch wenn einer der Zecher vielleicht, vom Weine gepanzert, Sanft in Schlummer verfiel, wecke den Schläfer nicht auf; Noch verweise, bevor er es wünscht, aufs Lager den Muntren; Denn im tiefsten Gemüt ärgert uns jeglicher Zwang. Aber dem Durstigen sei stets nah mit dem Kruge der Mundschenk; Nicht allnächtlich wie heut, ist ihm zu schwärmen vergönnt. |
Keiner bereitet sich selbst von den Sterblichen Segen und Unheil, Sondern die Götter, o Freund, sind es, die beides verleihn. Was auch immer der Mensch anstrebt: nie weiß er im Herzen, Ob es zu freudigem Ziel, ob es zu trübem gerät. Mancher bereits sann Übles zu tun, und es führte zum Heile, Manchem, der Edles gewollt, schlug zum Verderben es aus. Auch nicht einem gelingt sein Vorsatz, wie er begehrte, Weil ihm die Kraft ausgeht, weil ihn die Schranke befängt. Sterbliche sind wir und streben umsonst und wandeln in Blindheit; Doch, wie es ihnen gefällt, fügen die Götter den Schluß. |
Nimmer geziemt sich's traun für den Priester und Boten der Musen, Daß er der Weisheit Schatz neidisch verschließ' in der Brust, Sondern er reif' ihn aus im Gedicht und zeig' und bewähr' ihn; Soll kein andrer sich dran freuen, was frommt der Besitz? |
Hör' ich den schrillenden Ruf des fernher ziehenden Kranichs, Welcher, ein Bote der Saat, jährlich im Herbst uns erscheint, Trifft es mich jetzt wie ein Schlag und im düsteren Herzen gedenk' ich, Wie mir der Fremde daheim waltet im reichen Gefild, Ach, und die Mäuler für mich nicht mehr hinziehen die Pflugschar, Seit mich das Unglücksschiff in die Verbannung entführt. |
Einzig die Hoffnung blieb von den Himmlischen unter den Menschen, Zu den olympischen Höhn kehrten die übrigen heim. Treue, die mächtige Göttin, entwich, es entwich die gestrenge Zucht, und die Grazien, Freund, suchst du auf Erden umsonst. Nicht mehr gelten im Volk als heilig die teuersten Eide Und der Unsterblichen denkt keiner und ehrt sie mit Scheu; Sondern der Frommen Geschlecht starb aus und weder des Rechtes Satzungen achten sie mehr noch den geheiligten Brauch. Aber solange du lebst und das Licht noch schauest der Sonne, Klammre mit treuem Gemüt fest an die Hoffnung dich an, Und wann unter Gebet süßduftendes Opfer du zündest, Sei es zuerst und zuletzt immer der Hoffnung geweiht. |
Wohl begrüßt' ich dereinst Siziliens prangende Fluren Und des Euböergestads üppiges Traubengefild, Sparta sah ich, die glänzende Stadt am beschilften Eurotas, Und wohin ich auch kam, ehrten sie freundlich den Gast. Aber die Sehnsucht nicht in der Brust mir konnt' es beschwichten, So vor jeglichem Land war mir das heimische süß. |
Niemals werd' ich den Nacken ins Joch hinbeugen den Feinden, Hing' auch das Tmolosgebirg dräuend mir über dem Haupt; Freilich verzehrt sich das Herz dem Gewalttat leidenden Manne, Aber es wächst ihm neu, wenn die Vergeltung sich naht. |
Mahne mich nicht an den Graus! Ich erfuhr das Geschick des Odysseus, Der in den Hades hinabwandert' und, wiedergekehrt, Dann die Freier erwürgt' in unbarmherzigem Zorne, Seiner Penelope nur denkend, des treuen Gemahls, Die ja seiner so sehnsüchtig geharrt mit dem Sohne, Bis er dem heimischen Herd endlich ein Rächer erschien. |
Streng nach der Schnur einhalt' ich den Weg und weiche nach keiner Seite, denn jegliches Recht gilt's zu erwägen im Sinn; Weder dem Pöbel geneigt, noch vom Rat abhängig der Zwingherrn, Möcht' ich der Heimatstadt Frieden, der hehren, verleihn. |
Schweigende Botin, ruft zu den Schrecken des Krieges die Flamme, Die von des Turms fernher strahlender Warte sich hebt. Auf denn und werfet den Zaum um die schnell hinstürmenden Rosse! Denn die Geschwader des Feinds gilt es im Feld zu bestehn. Nah schon dräun sie heran und, die Fahrt vollendend, im Umsehn Werden zur Stelle sie sein, oder es täuscht mich ein Gott. |