Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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Inschriften aus der Anthologie.

Gebet.

        Ob wir es betend erflehn, ob nicht: das Gesegnete gib uns,
    Zeus, und erflehn wir es auch, halte das Übel uns fern.

Das Grab des Achill.

        Dies ist der Hügel Achills, des zermalmenden, von den Achäern
    Künftigem Troergeschlecht noch zum Entsetzen getürmt
Dicht am Ufer; dem Sohne der Meerflutherrscherin Thetis
    Ziemt es zu ruhn, von des Meers ewiger Klage gewiegt.

Sappho.

        Sappho, die sterbliche Muse, der neun unsterblichen Schwestern
    Würdig im Wettstreit, ruht hier in äolischem Grund.
Eros und Kypria liehn den Gesang ihr; nimmer verwelkend
    Flocht aus pierischem Laub Peitho den Kranz ihr ins Haar,
Hellas zur Lust, Mitylene zum Ruhm. O die ihr des dreifach
    Rollenden Fadens Gespinst, waltende Mören, bestellt,
Warum spann't ihr der Sängerin nicht unsterbliches Leben,
    Die vom parnassischen Born trunken Unsterbliches schuf?

Herodotos.

        Als Herodotos einst gastfreundlich die Musen bewirtet,
    Reicht' als Gabe des Danks jede der Neun ihm ein Buch.

Äschylos.

        Äschylos deckt dies Grab, Euphorions Sohn, den Athener,
    Welchen der Tod im kornprangenden Gela bezwang.
Seiner gewaltigen Kraft zeugt Marathons Hain und der Perser
    Tiefumlocktes Geschlecht, das sie im Treffen erfuhr.

Sophokles.

        Leis umklimme den Hügel des Sophokles, wuchernder Efeu,
    Leis und über den Stein webe das grüne Gelock;
Rings auch blättre die Rose sich auf, und der schwellende Weinstock
    Träufl' ihm des feuchten Geranks üppige Tränen herab,
Weil er in goldenem Wort durch der Grazien Huld und der Musen
    Hohe Belehrung so süß uns in die Seele geflößt.

Euripides.

        Dies nicht acht' ich Euripides' Denkmal, sondern des BakchosDie Stufen des Bakchos, die von der Orchestra zum Proszenium führen.
    Stufen und der kothurndröhnenden Bühne Gerüst.

Kratinos.

        Traun, ein geflügeltes Roß ist der Wein für den fröhlichen Sänger;
    Ein Wassertrinker findet kein begeistert Wort.
Also pries dich Kratin, Dionysos, als er vom Segen
    Nicht eines Schlauchs, nein, ganzer Fässer duftete;
Darum rauschten ihm auch die Gemächer von Kränzen und troff ihm
    Gleich dir die Stirn verschwenderisch von Efeulaub.

Auf den Tod eines schönen Jünglings.

        Der du als Morgenstern den Lebendigen freundlich geleuchtet,
    Gingst den Verstorbenen nun sterbend als Hesperus auf.

Der Adler.

        Über dem Grab aufsteigender Aar, zu welchem der Götter
    Dort im Sternengefild strebst du geflügelt empor?
Sinnbild bin ich der Seele des Plato, die zum Olymp sich
    Aufschwang, aber der Leib schlummert in attischem Grund.

Die Ruhe des Edlen.

        Saon, des Dikon Sohn, der Akanthier, schlummert den heil'gen
    Schlaf hier; nenn' es nicht Tod, ging der Gerechte zur Ruh'.

Am Brunnen.

        Bergumwandelnder Pan, zwiehörniger Führer der Nymphen,
    Der du die Grotte dahier wölbtest, wir flehen dich an:
Sei uns freundlich gesinnt, so viele wir, uns zu erquicken,
    Deinem kristallenen, stets rieselnden Borne genaht.

Das Erzbild der Aphrodite.

        Dies ist Kyprias Grund. Denn immer schaute sie gerne
    Hier vom hohen Gestad über das leuchtende Meer,
Daß sie den Schiffern die Fahrt vollendete; flutet die See doch
    Stiller, so weit sie das erzschimmernde Bildnis gewahrt.

Die Spartanerin.

        Demärete, die wider den Feind acht Söhne gesendet,
    Legte sie all ins Grab unter demselbigen Stein;
Aber sie brach nicht aus in unendliche Klage, sie sprach nur:
    Heil dir, Sparta! für dich trug ich die Kinder im Schoß.

Die Toten von Chäronea.

        Chronos, gewaltiger Gott, allschauender, tu es, ein treuer
    Bote, den Sterblichen kund, was wir erduldet an Leid,
Die wir, den Rettungskampf für die heilige Hellas versuchend,
    Hier auf böotischem Grund faulen, vom Schwerte gefällt.

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