Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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Versöhnung.

        Horaz. Als du mich noch im Herzen trugst,
    Und kein trauterer Freund zärtlich die Arme dir
        Um den blendenden Nacken wand,
    Schwelgt' in reicherem Glück Persiens Herrscher nicht.

Lydia. Als ich dir noch allein gefiel
    Und vor Chloe noch nicht Lydiens Reiz erblich,
        Ging mein Name von Mund zu Mund,
    Selbst nicht Ilias Ruhm strahlte so hell im Lied.

Horaz. Jetzt beherrscht mich die Thrakerin
    Chloe; lieblicher singt keine zum Lautenspiel;
        Freudig will ich den Tod bestehn,
    Gönnt der Süßen dafür Leben und Heil ein Gott.

Lydia. Mich hat Calais, Thuriums
    Sohn, entzündet und gibt Glut mir um Glut zurück;
        Zwiefach duld' ich des Todes Pein,
    Gönnt dem Knaben dafür Leben und Heil ein Gott.

Horaz. Doch wenn sanft die Getrennten nun
    Alter Liebe Gewalt wieder zusammenzwingt?
        Wenn nun Chloe, die Blonde, weicht,
    Und mein Pförtchen, wie sonst, Lydien offen steht?

Lydia. Schön ist jener wie Phöbus zwar,
    Du noch schwanker als Rohr, leichter in Zorn gestürmt
        Als der Hadria wilde Flut,
    Doch in Leben und Tod will ich die Deine sein.


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