Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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An Tyndaris.

        Oft schweift zum waldumrauschten LucretilisDer Lycäus ist ein Berg in Arkadien; Lucretilis, Hädilia und Ustica sind Anhöhen des Sabinergebirges.
Der muntre Faun von seines Lycäus Höhn
        Und hält von meiner Trift des Sommers
    Gluten zurück und die Regenwinde.

Harmlos zerstreut im sicheren Hage nascht
An Laubgesproß und duftendem Thymus hier
        Der Ziegen bärt'ge Schar und fürchtet
    Weder den Wolf des Hädilerberges,

Noch auch der grün sich ringelnden Schlange Brut,
Solang' vom Waldrohr lieblich, o Tyndaris,
        Das Tal entlang die echoreichen
    Felsen des schrägen Ustica hallen.

Im Schutz der Götter wohn' ich, die Götter sind
Dem frommen Dichter hold; es umschwillt dich hier,
        Aus mildem Füllhorn unermeßlich
    Strömend, der Blumen und Früchte Segen.

Hier magst du tief im Schatten des Tals der Glut
Des Hundsgestirns entfliehn und Penelopes
        Und Circes Schwermut, ach, um einen
    Helden, zu Teïscher Laute singen,

Hier leichte Becher rosigen Lesbiers
Im Kühlen schlürfen. Nimmer verwirren sich
        Hier Mars und Bacchus in erhitzten
    Kämpfen, und nimmer zu fürchten brauchst du,

Daß Cyrus, blind von rasender Eifersucht,
An dir, dem schwächern Mädchen, sich frevelhaft
        Vergreif' und dir den Kranz im duft'gen
    Haar und das keusche Gewand zerreiße.


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