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Wenn um Memnon die Mutter, die Mutter geweint um Achilles,
Und solch herbes Geschick selbst die Unsterblichen beugt,
Löse denn schmucklos heut, Elegie, zur Klage die Locken,
Ach, und in schmerzlicher Pflicht zeige des Namens dich wert.
Denn er, den du geliebt, dein Ruhm, dein Priester, Tibullus,
Hier, ein entseeltes Gebild, liegt er den Flammen ein Raub.
Siehe, den Köcher zur Erde gekehrt, naht Cyprias Knabe,
Kläglich die Fackel verlöscht, Bogen und Pfeile zerknickt.
Schau, wie bekümmert er schleicht, langsam, mit hängenden Flügeln,
Wie mit verzweifelnder Hand wild er die Brust sich zerschlägt.
Feucht von Tränen umfliegt die verworrene Locke den Nacken,
Und ein gebrochener Laut ringt sich vom bebenden Mund.
So einst, meldet das Lied, bei des Bruders Äneas Bestattung,
Schritt er aus deinem Gemach, schöner Iulus, hervor.
Auch Cytherea verging um Tibull vor Schrecken, wie damals,
Als den Adonis ihr gräßlich der Eber zerfleischt.
Und doch nennt man uns Sänger geweiht und geliebt von den Göttern,
Ja, ein olympischer Hauch, sagen sie, sei uns beschert.
Aber umsonst! So heilig ist nichts, daß der Tod es verschonte.
Gierig mit finsterer Hand rafft er uns alle hinweg.
Orpheus' herbes Geschick, nicht wandten es Vater und Mutter,
Noch der Gesang, dem zahm fleckige Panther gelauscht,
Ach, und um Linus, den Sohn, um Linus durch die Gebirgshöh'n,
Durch die Wälder umsonst klagte die Leier Apolls.
Nenn' ich Homer? Wohl strömte von ihm auf die Lippen der Dichter
Nimmer versiegend ein Quell hehrer Begeisterung aus,
Doch es verschlang auch ihn unerbittlich die Nacht des Avernus;
Aus den Flammen der Gruft schwang sich allein der Gesang,
Nun lebt ewig im Liede der Ruhm der eroberten Troja,
Ewig Penelopes nie fertiges Schleiergeweb.
So wird Nemesis auch, so Delia künftig genannt sein,
Die er zuerst sich erwählt, die er im Tod noch geliebt.
Weh, was frommen die Weihen euch nun und die Zimbeln der Isis?
Oder, daß ihr am Fest züchtig das Lager bewahrt?
Raubt uns die Edelsten stets das Geschick, so werd' ich im Glauben,
Laßt es mich immer gestehn, an die Olympier irr.
Lebe gerecht und du stirbst, wie gerecht auch; opfre den Göttern,
Und vom Opferaltar reißt in die Gruft dich der Tod;
Such' im Gesang dein Heil; hier liegt – o schau es – Tibullus,
Nur was die Urne beschließt, blieb von dem Hohen uns nach.
Hat es die Flamme gewagt, dein ruhendes Haupt zu versehren,
Wich sie nicht scheu vor dir, heiliger Sänger, zurück:
Wahrlich was hindert sie dann, die vermessene, daß sie der Götter
Goldene Tempel nicht auch frevelnd in Asche begräbt?
Und doch tröstlicher war's, als hätte Phäaciens Eiland
Mit unwürdigem Staub fern dich, den Fremdling, bedeckt;
Schloß doch dem Sterbenden hier im Verlöschen das Auge die Mutter,
Und ihr letztes Geschenk brachte der Asche sie dar,
Eilte die Schwester doch her, in die Klage der jammernden Greisin
Einzustimmen; verstört kam sie, mit fliegendem Haar.
Nemesis auch, mit den Deinen vereint, und die Jugendgeliebte
Küßten dich weinend, und treu sind sie der Leiche gefolgt.
Reineres Glück hab' ich dir gebracht, rief Delia scheidend,
Ach, du lebtest, solang' zärtlich für mich du geglüht!
Nemesis schluchzte darauf: Was rühmst du dich meines Verlustes?
Mir im Tode zuletzt hat er die Hand noch gedrückt.
Aber besteht von den Toten noch mehr als Schatten und Name,
O dann wandelt Tibull jetzt in Elysiums Hain.
Komm ihm entgegen, die blühende Stirn umwunden mit Efeu,
Traulich an Calvus gelehnt, grüß' ihn, beredter Catull!
Du auch Gallus, dafern sie dich falsch des Verrates bezüchtigt,
Der du Leben und Blut allzu entschlossen verströmt!
Ihrer Erscheinung gesellt, – wenn ein Bild noch haftet am Schatten –
Wallst du nun, sanfter Tibull, unter den Seligen hin.
Möge denn süß dein Staub ausruhen in sicherer Urne,
Also fleh' ich, und leicht decke die Erde dich zu! |