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Der hat an unheilschwangerem Tag fürwahr
Dich einst gepflanzt und dann mit verruchter Hand
Dich großgepflegt, o Baum, den späten
Enkeln zum Fluch und dem Gau zur Schande;
Den eignen Vater, glaub' ich, erdrosselt' er
Und tränkt' in stiller Kammer um Mitternacht
Mit seines Gastfreunds Blut das Estrich,
Oder mit kolchischem Gift und Zauber
Verübt' er Mord und jegliche Greueltat,
Wer hier auf meinem Grunde dich wachsen hieß,
Dich, schnöder Stamm, um deinem arglos
Wandelnden Herrn auf das Haupt zu stürzen.
Was Stund' um Stund' uns drohe, noch keinem ward's.
Der lebt, enthüllt; wohl fürchtet den Bosporus
Der Pönerschiffsherr, doch geborgen
Wähnt er sich sonst vor des Zufalls Tücken.
Den Krieger schreckt des flüchtigen Parthers Pfeil,
Den Parther Romas Kerker und Kettenlast,
Doch jählings tilgt' unvorgesehner
Tod die Geschlechter und wird sie tilgen.
Wie nah schon sah ich, düstre Proserpina,
Dein trübes Reich und Äakus' Richterstuhl,
Sah stillumgrenzt der Sel'gen Wohnsitz
Und zur äolischen Leier klagend
Dich, Sappho, wie du nach den Gespielen riefst,
Und dich, Alcäus, der du, in volleren
Akkorden wühlend, Not der Seefahrt,
Not der Geächteten sangst und Kriegsnot.
Ihr Lied versenkt in stumme Bewunderung
Die Schatten rings; doch trunkneren Ohrs noch lauscht
Aus Schlachten und gestürzte Zwingherrn,
Schulter an Schulter gedrängt, die Menge.
Was Wunder, da vor solchem Gesang entzückt
Aufhorcht der hunderthäuptige Höllenhund
Und selbst im Haar der Eumeniden
Wonneberauscht sich die Nattern dehnen.
Ja, selbst Prometheus, Tantalus selbst vergißt
Der schweren Drangsal über dem Zauberton,
Und seine Luchs' und Leun zu hetzen
Zaudert Orion, der wilde Jäger. |