Emanuel Geibel
Klassisches Liederbuch
Emanuel Geibel

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Fragmente des Alkäos von Lesbos.

Das lecke Staatsschiff.

        Nicht mehr zu deuten weiß ich der Winde Stand,
Denn bald von dorther wälzt sich die Wog' heran,
        Und bald von dort, und wir inmitten
    Treiben dahin, wie das Schiff uns fortreißt,

Mühselig ringend wider des Sturms Gewalt;
Denn schon des Masts Fußende bespült die Flut,
        Und vom zerborstnen Segel trostlos
    Flattern die mächtigen Fetzen abwärts.

Der verlorene Schild.

        Daheim als Herold melde: Gerettet ist
Alkäos selbst, doch büßt' er die Waffen ein,
        Und seinen Schild am Pallastempel
    Hängte das Volk von Athen zum Schmuck auf.

Aus den Trinkliedern.

I.
                Zeus kommt im Regen, mächtig vom Himmel braust
Der Wintersturm, schon stockt der Gewässer Lauf
        Im scharfen Frost, und kaum im Wetter
    Hält der bewipfelte Forst sich aufrecht.

Beut Trotz dem Eiswind! Schür auf dem Herd empor
Die Lohe, schenk süßpurpurnen Traubensaft,
        Schenk reichlich und, zum Trunk gelagert,
    Lehne das Haupt in die weichen Kissen.

II.
Nicht frommt's, des Unheils ewig gedenk zu sein;
Denn völlig fruchtlos zehrt uns der Kummer auf.
        Das bleibt der beste Trost, o Bacchos,
    Wein zu kredenzen, bis daß wir trunken.
III.
Keinen anderen Baum pflanze zuvor, ehe du Wein gepflanzt.

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