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XXIII.

Die Voruntersuchung war geschlossen, der Staatsanwalt studirte die Akten, um die Anklage zu erheben. Sie mußte gegen die Baronin Julie Stilten auf Gattenmord lauten, gegen den Jäger Wildhorst auf gewaltsame Erpressung und Diebstahl, Verheimlichung eines Verbrechens und Hehlerei desselben aus Gewinnsucht, gegen Bertha Hillborn endlich auf Theilnahme an den Verbrechen des Jägers.

Bertha Hillborn war mit Wildhorst confrontirt worden, und der Jäger erkannte daraus, daß auch sie verhaftet worden, und wie wenig er auf Hilfe von Seiten der Baronin zu rechnen habe; er ersah aus den ihm vorgelegten Fragen, daß gegen die Baronin bereits die Anklage erhoben sein müsse, wenigstens, daß das Gericht Kenntniß von dem Geheimniß habe, welches er als Waffe gegen sie benutzt.

Es war durch die Resultate der Nachforschungen Wolff's festgestellt, daß der Baron Stilten durch eine dritte Hand getödtet worden. Das ganze Verhalten der Baronin ließ darauf schließen, daß ihr die Unterstützung des Jägers sehr willkommen gewesen, es war anzunehmen, daß ihr Benehmen ein anderes gewesen wäre, wenn sie durch ein Versehen unabsichtlich den Abzug der Flinte berührt. Man mußte die Absicht des Mordes annehmen, da sie den Verlust ihres Gatten ohne besondere Gemüthserschütterung ertragen, und das Erbe angenommen hatte, das ihr verloren gegangen wäre, wenn er Zeit gehabt hätte, einen Entschluß zu fassen und seinen Willen niederzulegen. Bertha Hillborn sagte aus, daß die Baronin ängstliche Worte im Schlafe ausgestoßen, als ob ein Mord auf ihrer Seele laste, und daß nur die Ueberzeugung, eine Mörderin vor sich zu haben, ihr Bedenken überwunden, bei einer Erpressung zu helfen, die nichts anderes bezweckt, als der Schuldigen einen kleinen Theil ihres Raubes zu entreißen und den Mann, der ihr schreckliches Geheimniß kannte, vor ihrer Verfolgung sicher zu stellen.

Die Aussage Bertha's im Verein mit der des Jägers und der übrigen Dienerschaft der Baronin ließ jetzt die gegen sie geschmiedete Intrigue klar erkennen. Wildhorst hatte nach der Abreise der Baronin in's Ausland erfahren, daß im Hause der Frau von K. gemeinsame Schritte der Stilten'schen Verwandten verabredet wurden, und schon damals sich Bertha genähert. Vermuthlich waren Beide dahin übereingekommen, daß es lohnender sei, die Angst der Baronin vor Entdeckung ihrer That auszubeuten, als den Verwandten ihre Dienste anzubieten. Wildhorst konnte das Geheimniß nicht gut offenbaren und vor Gericht mit Beweisen belegen, ohne sich selbst zu compromittiren. Es war zweifelhaft, ob ihm die Beweisführung gelang und die Stilten'schen Verwandten ihn dann durch ihre Belohnung zufrieden stellten. Die Baronin besaß das Erbe, sie hatte Ursache, kein Opfer zu scheuen, Wildhorst's Schweigen zu erkaufen.

Wildhorst und Bertha hatten gemeinsam ihren Plan geschaffen; die erpreßte Summe sollte das Heirathsgut bilden. Die Anhänglichkeit Felter's an die Baronin, die Rechtschaffenheit des Charakters seiner Tochter Elise, welche trotz ihrer Liebe für ihn kein Verbrechen begangen hätte, bewog ihn, Letztere aufzugeben. Bertha Hillborn besaß die Frivolität, Hoffnungen glänzender Zukunft auf ein Bubenstück zu gründen. Vielleicht hatte ihre Verschlagenheit den Plan ersonnen, die Baronin erst mürbe zu machen und hatte die Ungeduld des leidenschaftlichen Jägers gezügelt. Sie war in den Dienst der Baronin getreten, Wildhorst war vorläufig im Hannover'schen geblieben, Elisen's etwaigen Argwohn zu zerstreuen. Er erhielt sie in der Täuschung, daß er nach ihrer Hand trachte, um für alle Fälle sicher zu sein. Die Baronin war Elise gewogen, hatte dieselbe aber ebenfalls zu fürchten; es war möglich, daß sie ihm unter der Bedingung, Elisen's Gatte zu werden, eine gute Stelle gab. Die Nachricht, daß ein Gerücht von der Verlobung der Baronin mit dem Staatsanwalt Bentheim umgehe, hatte Wildhorst erst von Bertha erhalten und sie hatte seiner Geduld ein Ende gemacht. Er war nach B. gefahren, die Baronin zu bedrohen. Er war seines Erfolges so gewiß, dachte so wenig daran, daß sein Plan scheitern könne, daß er im Gasthof seinen Namen nannte und offen erzählte, er gehe zur Baronin Stilten.

Bertha war von seinem Kommen unterrichtet, sie war in den Plan eingeweiht, sie schickte das Stubenmädchen fort. Der Empfang, den Wildhorst bei der Baronin fand, enttäuschte ihn, setzte seine Leidenschaft in Flammen, er hielt die Versprechungen der Baronin für ein Mittel, ihn hinzuhalten, zu vertrösten, bis sie einen Beschützer in dem Staatsanwalt gefunden. Er war in das Haus zurückgekehrt, sobald die Baronin fortgefahren, mit Bertha weitere Schritte zu besprechen. Sie half ihm die Cassette rauben. Um ihretwillen, um nicht in den Verdacht der Genossenschaft mit Wildhorst zu kommen, ward die Scheibe eingedrückt. Wildhorst hatte bestritten, daß er Bertha gekannt, diese wollte den Fremden bei der Baronin nicht gesehen haben. So waren Beide für alle Fälle gedeckt. Die Baronin ahnte nicht, daß ihre Zofe schuldig und diese konnte ihr den Rath ertheilen, den Einbruch als Vorwand einer Geldanleihe zu nehmen und die Cassette auszulösen. Sie hatte die Spuren wohl erst verwischt, als die Baronin zur Polizei geschickt, ehe sie Zeit gehabt, dieselbe zu warnen. Sie wollte schlimmsten Falles damit constatiren, daß die Baronin selbst den Dieb verborgen, wie sie dies denn auch gethan, als sie hörte, daß Wildhorst ergriffen worden. Sie hatte die Gerüchte ausgesprengt, die Baronin zu erschrecken. Sie jedoch ebenso wie Wildhorst hatten so wenig auf ein Fehlschlagen des Planes gerechnet, daß sie sich nicht genügend für den Fall verabredet, daß er ergriffen werde. Daher ihre verschiedenen Aussagen. Sie hatten freilich nicht ahnen können, daß die Ankunft Wildhorst's in B. bereits der Kriminal-Polizei signalisirt war, und ohne diesen Umstand wäre Niemand darauf gefallen, Wildhorst zu verhaften, denn fehlte ihm auch der Paß, so hatte er doch Legitimationspapiere bei sich.

Die Schuld Wildhorst's und Bertha's war erwiesen, aber man mußte in Betracht ziehen, daß die Baronin weder den Jäger verfolgt wissen wollte, noch ableugnete, daß er nur einen Zwang habe ausüben wollen, die Erfüllung eines gegebenen Versprechens zu beschleunigen, daß man durch die Enthüllung seiner Intrigue ein schweres Verbrechen an's Licht des Tages gebracht.

Die Aussage Wildhorsts gegen die Baronin verrieth, daß sie in allen Punkten reiflich überlegt und erwogen war. Dies konnte nicht befremden, sein Geheimniß sollte ihm ja die Zukunft sichern.

Er bekannte offen, daß er stets hochfahrende Pläne gehegt und seine Stellung als Kammerdiener des Barons nur als eine Uebergangsperiode angesehen. Er habe dessen Schwächen benutzt, ihn zu beherrschen. Der Baron habe mit ihm über seine Absicht, eine Bürgerliche zu heirathen, gesprochen, und er habe ihm gerathen, diesen Schritt seinen Verwandten gegenüber zu thun, schon um deren Einfluß auf den Baron zu vernichten. Die Schönheit und Herzensgüte der jungen Frau habe ihn bezaubert. Er hätte kein anderes Bestreben gekannt, als das, ihre Huld zu erwerben. Er habe den Baron gehaßt, weil er sie nicht auf Händen getragen und sie oft gekränkt. Da sei der Graf Hartwig aufs Gut gekommen, und von diesem Moment ab habe sich alles geändert. Die Baronin habe ihn fühlen lassen, daß er nur ein Diener, sie, die er für eine Heilige gehalten, habe sich vom Grafen Hartwig küssen lassen. Das habe ihn mit Wuth erfüllt, er habe dem Baron zuerst Argwohn eingeflößt, dann ihm die Augen eröffnet. Er habe nicht anders gedacht, als daß der Baron den Grafen fordern oder aus dem Hause werfen werde. Es sei aber das Gegentheil geschehen, der Baron habe den Freund entschuldigt, die Gattin angegriffen, sie die Schuldige genannt, die Jenen verführe. Jetzt habe er zu spät erkannt, daß die Art, wie der Baron seine Gemahlin behandelt, diese entschuldige, daß er großes Unheil angestiftet. Er habe nur den Liebhaber der Baronin, den Mann, dem sie ihre Huld geschenkt, entfernen, aber nicht sie selber der Schande, dem Verderben preisgeben wollen.

Der Jäger bewies die hiermit ausgesprochene Absicht auch dadurch, daß sein Interesse ihm geboten, den Baron von äußersten Schritten abzuhalten. Ließ sich derselbe verleiten, seine Gemahlin zu verstoßen, so war er gewiß, daß er später, sobald er sie vermisse, den ganzen Groll auf den Zwischenträger, den Ankläger werfen werde.

»Ich wußte,« sagte Wildhorst, »daß der Baron trotz aller Eifersucht und augenblicklicher Empörung die Baronin sehr liebte. Vergab er ihr, so war ich sein Vertrauter, er mußte sich scheuen, mir je Ursache zur Unzufriedenheit zu geben, denn ich konnte der Baronin sagen, daß ich in seinem Auftrage sie beobachtet und sie hätte ihn dann gehaßt und verachtet. Mein eigenes Interesse und meine Ergebenheit für die Baronin, die trotz aller Bitterkeit tief im Herzen wurzelte, warnten mich zur Vorsicht, ich mußte verhüten, daß der Baron in der ersten Heftigkeit, im ersten Zorne einen Schritt that, den seine stolze Gemahlin ihm nie vergeben konnte.

Ich sah,« fuhr er in seiner Aussage fort, »wie der Graf Hartwig ein Billet heimlich in das Arbeitszeug der Baronin legte, ich beobachtete die Baronin, wie sie dasselbe fand und nachdem sie es gelesen in die Tasche ihres Kleides steckte. Die Erregung der Frau Baronin bewies mir, daß etwas Außerordentliches vorgehe und es gelang mir, ihre Kammerzofe, Elise Felter, zu veranlassen, das Kleid der Baronin herauszubringen, sobald dieselbe sich einer Migraine wegen zu Bett gelegt. Ich fand das Billet. Der Baron war in furchtbarer Erregung. Es war Alles zu fürchten, wenn er zufällig das verabredete Rendezvous entdeckte. Ich entschloß mich daher zu einem zwar gewagten aber doch ziemlich sicheren Plan. Ich theilte dem Baron mit, daß ich ihm den Beweis liefern könne, wie der Graf Hartwig seiner Gemahlin nachstelle und daß sie der Verführung widerstehe. Er schaute mich wild an und sagte, ich sei ein Lügner. Der Freund könne wohl der Verführung erliegen, aber er sei unfähig auf Verrath zu sinnen. Nur ein Weib, das bürgerliche Erziehung genossen und nicht wisse, was die Ehre gebiete, könne so schmählich handeln.

Ich erwiederte, er solle mich handeln lassen und wenn ich ihm nicht den Beweis der Wahrheit meiner Worte noch heute geliefert, könne er mich mit Schimpf und Schande vom Gute jagen. Ich sah es ihm an, daß meine Zuversicht ihn gewaltig erschütterte. Er baute fest auf die Freundschaft und Ehrenhaftigkeit des Grafen und ich glaube, er hätte die Baronin gern gedemüthigt und beschämt gesehen, damit er mit Scheidung drohen und von ihr verlangen könne, daß sie fortan seinem Willen blind gehorche. Er war schon längst erbittert gegen sie, weil sie seinen Verwandten mit Stolz und Kälte begegnete und eine Aussöhnung unmöglich machte. Ich glaube nicht, daß er, selbst wenn er sie bei einer Schuld ertappt, sich von ihr hätte scheiden lassen, sein ganzes Trachten ging dahin, ihren Stolz zu brechen und seine Ehre schien ihm gesichert, da er fest auf des Grafen Freundschaft baute. Ich kannte jedoch auch den Charakter der Frau Baronin genug, um zu wissen, daß sie sich niemals vor ihm gebeugt und lieber die Scheidung selbst beantragt hätte, als daß sie seine Sclavin geworden wäre.

Ich bat den Baron, mir in Gegenwart des Grafen und der Frau Baronin einen Auftrag für den Abend nach K. zu geben, ich würde heimlich zurückkehren, ihn zu einer bestimmten Zeit am Parkthore treffen und ihm dann den versprochenen Beweis liefern.

Der Baron willigte ein. Ich bat ihn, um 8 Uhr am Parkgitter zu sein, das Rendezvous mußte, meiner Berechnung nach, um 7 Uhr stattfinden. Mein Plan war, dasselbe zu stören, die Baronin zu verscheuchen, dann blieb der Graf allein in der Veranda. Ich zeigte dann dem Baron das Billet, die Baronin war nicht zur Stelle, nur der Graf. Dachte er nicht ritterlich genug, alle Schuld auf sich allein zu nehmen, zu leugnen, daß die Baronin gekommen, so war doch immer der Brief ein überzeugender Beweis seiner Schuld, der Baron mußte ihn fordern oder niederschießen.

Diesem Plane gemäß handelte ich.

Als ich zur Veranda kam, waren die Baronin und der Graf schon dort. Sie flüsterten leise. Ich hörte etwas von Flucht. Ich machte ein Geräusch, das schreckte sie auf, die Baronin entfloh. Ich eilte dem Baron entgegen, er harrte schon vor der Parkthüre. Ich zeigte ihm den Brief und sagte, der Graf harre in der Veranda. Er knitterte das Billet zusammen und warf es mir ins Gesicht. Dann stürzte er fort. Er war wie ein Wahnsinniger, nie habe ich ihn so erregt gesehen. Ich eilte ihm nach, ich hoffte er werde den Grafen thätlich beleidigen. Aber der Graf war verschwunden. War er der Baronin gefolgt? Ich glaube es fast, obwohl er dann den Weg durch ihr Schlafgemach genommen hätte, was ich ihr nicht zugetraut, daß sie es dulde. Andernfalls aber hätte er dem Baron begegnen müssen. Dieser eilte ins Schloß.

Ich ging zurück, das Billet zu suchen, damit Niemand es finde. Dann schlich ich mich zur Veranda, unter dem Fenster der Baronin zu lauschen. Ich zitterte für sie. Ich hörte des Barons Stimme, sie war laut und heftig. Er rüttelte an den Thüren. Dann ward es still. Ich eilte zu der Stelle in dem Forst, wo ich mein Pferd angebunden und ritt durch das Schloßthor ein. Alles war in Aufregung. Man schrie, der Baron sei todt. Ich stürzte hinauf und sah ihn in seinem Blute liegen. Mir ward sofort klar, daß er sich erschossen. Der Verrath des Freundes hat ihn zu der Schreckensthat getrieben. Ich sah aber auch, wie furchtbar die Baronin compromittirt sein werde, wenn sich das Gerücht verbreite, der Baron habe sich aus Verzweiflung über ihre Untreue erschossen. Ich beschloß sie zu retten, ich hoffte, sie werde es mir danken, wenn ich ihre Ehre vor jedem Verdacht bewahrte. Ich nahm die Doppelflinte. Aus beiden Läufen war geschossen und doch sprachen die Diener nur von einem Schuß. Aber Niemand hatte die Flinte berührt. Ich wusch den einen Lauf, legte heimlich eine mit einem Schraubenzieher angebohrte Kugel auf den Messerschrank, und erklärte Allen, dem Baron sei beim Entladen der Flinte ein Unglück begegnet, das liege auf der Hand. Man hatte von mir eher erwartet, daß ich die Baronin anklagen werde, man glaubte mir daher, und mein Zeugniß galt auch vor den Gerichtsbeamten. Es wurde constatirt, daß der Tod durch einen unglücklichen Zufall erfolgt sei. Die Ehre der Baronin war gerettet. Ich sagte ihr, was ich für sie gethan, als die Leiche beerdigt war. Sie versprach mir mit Thränen, für mich zu sorgen. Sie hat nicht Wort gehalten. Dennoch hätte ich niemals gegen sie gezeugt, wenn sie mich nicht dazu herausgefordert. Sie hat mich als Dieb verhaften lassen. Sie ist zu stolz, Jemand leben zu wissen, vor dem sie erröthen muß.«

Das war die Aussage des Jägers. Sie constatirte den Selbstmord. Man befragte ihn nach dem Billet. Er gab vor, dasselbe vernichtet zu haben, und hatte man dasselbe auch nicht bei ihm gefunden. Er gerieth augenscheinlich in Verwirrung, als ihm dasselbe vorgelesen wurde, nachdem er den Inhalt sehr verkürzt angegeben.

Bentheim hatte Julie veranlaßt, dasselbe aus der Erinnerung niederzuschreiben, und sie vermochte es, da sich die Zeilen ihr fest eingeprägt.

Wildhorst bestritt heftig, daß das Billet so gelautet. Es habe nichts von ihm darin gestanden, das müsse eine Erfindung der Baronin sein.

Die Heftigkeit Wildhorst's war erklärlich. Hatte im Billet gestanden, daß er der Spion des Barons, so war es unwahrscheinlich, daß er auf den Dank der Baronin gerechnet. Diese mußte ihn dann hassen als den Anstifter allen Unglücks.

Die Verwirrung Wildhorst's wurde jedoch noch größer, als er aus den Fragen des Untersuchungsrichters ersah, daß man auf Mord inquirirte. Er antwortete mit erzwungenem Lachen. ›Wer nicht an den Selbstmord glaube,‹ sagte er, ›der möge den Zufall annehmen. Der Baron habe die Büchse in der Hand gehalten, aus der der Schuß gekommen. Wie man aber glauben könne, es habe ein Mörder den Baron mit seiner eigenen Waffe getödtet, das verstehe er nicht, der Baron sei ein Mann gewesen, der sich gegen einen Angriff gewiß zur Wehre gesetzt hätte und sei nicht in der Laune gewesen, sich Jemand zu nahe kommen zu lassen.‹

Als er dies gesagt, hatte man ihm den Verdacht genannt, der auf der Baronin ruhe, und ihn gefragt, ob er sie der That für fähig halte. Bei dieser Frage war er todtenbleich geworden. »Nein,« sagte er, »nein! Wenn ich im Zorne über ihren Stolz etwas Aehnliches angedeutet, so sprach aus mir der Wahnsinn. Sie ist unschuldig, das schwöre ich, dafür will ich mit meinem Kopfe haften.«

Die Stimme des Jägers hatte gezittert. Der Mann schien wie zerschmettert. Er liebte also noch immer die schöne Frau, sie war vielleicht die Einzige, der sein Herz gehört und Liebe und Haß hatten seine wilde Leidenschaft verleitet, sie ins Elend zu bringen!

Man führte ihn in den Kerker zurück. Viele der anwesenden Juristen hatte sein Benehmen tief erschüttert und für ihn eingenommen. Es lag etwas Poetisches in dieser wilden Leidenschaft, die ihr Opfer zerriß, damit es keinem Andern gehöre. Was aber für ihn einnahm, das sprach der Baronin das Urtheil. Sie hatte diesen Mann vernichten wollen, der ein Verbrechen begangen, ihre Ehre zu retten, nachdem er freilich sie mit Eifersucht verfolgt. Sie hatte von ihrem Reichthum nichts entbehren wollen, ihm eine Existenz zu schaffen oder sein Schweigen zu erkaufen. Sie hatte es vorgezogen, ihn zu vernichten. Er war ihr zweites Opfer und erweckte fast noch größeres Interesse als das erste.



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