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XI.

» Gnädige Frau,« begann der Commissar, »wir kommen jetzt zu einigen delicaten Fragen, die ich bitte, mir recht offen zu beantworten. Haben Sie Ihrer Zofe Bertha Hillborn zuweilen vertrauliche Mittheilungen gemacht, Andeutungen gegeben über Sorgen oder Zweifel, die Sie beunruhigen?«

»Niemals. Bertha Hillborn hat nie mein volles Vertrauen sich erworben.«

»Haben Sie durch dieses Mädchen einem Dritten Unterstützungen gesandt?«

»Ich verstehe die Fassung Ihrer Frage nicht. Ich habe ihr zuweilen Geld gegeben, ihren Verlobten zu unterstützen.«

»Kennen Sie den Namen desselben?«

»Nein. Das heißt, es ist möglich, daß Bertha ihn einmal genannt, aber ich habe nicht darauf geachtet.«

»Bat sie nicht um eine Anstellung für denselben?«

»Sie sprach häufig davon, sie hoffe, ihr Verlobter werde einen Platz bei mir finden, wenn ich ein Gut kaufen wollte. Sie wußte, daß ich um den Ankauf von Bärwalde handelte. Ich habe jedoch weder bestimmte Versprechungen gegeben, noch ihr Hoffnungen gemacht. Ich hatte nicht die Absicht, sie fester an meine Person zu ketten. Ihr ganzes Wesen hatte etwas Verstecktes, Zurückhaltendes, dabei Anmaßendes, obwohl sie mir niemals Grund zu besonderer Klage gegeben.«

»Darf ich fragen, gnädige Frau, womit Sie sich vorgestern Nachmittag beschäftigt?«

»Ich arbeitete wie gewöhnlich an einer Stickerei.«

»War Bertha bei Ihnen?«

»Nein.«

Die gepreßte Stimme der Baronin verrieth jetzt, daß das Verhör für sie peinlich zu werden begann.

»Haben Sie um ½7 Uhr Ihrer Zofe einen Auftrag gegeben, das Stubenmädchen fortzuschicken?«

Die Baronin sann nach. »Ja,« antwortete sie. »Bertha bat mich nach Tische, das Mädchen am Abend fortschicken zu dürfen. Sie sollte ein Kleid abholen, das Bertha zum Färben gegeben. Wann sie dieselbe fortgeschickt, weiß ich nicht.«

»Gnädige Frau, nun eine Frage, um deren Beantwortung ich recht dringend bitte. Erhielten Sie des Abends Besuch?«

Das Antlitz der Baronin entfärbte sich. »Herr Commissar,« versetzte sie, »ich war auf diese Frage gefaßt und werde Ihre Wißbegierde befriedigen, so weit ich es vermag. Es mochte etwa gegen sieben Uhr sein, als die Thüre sich öffnete und ein Mann hereintrat, bei dessen Anblick ich Ursache hatte, mich auf eine peinliche Scene gefaßt zu machen. Der Mann war früher Jäger im Dienste meines verstorbenen Gatten. Er verrichtete dabei auch kleine Arbeiten im Hause. Der Mann weiß oder glaubt zu wissen, daß zwischen mir und meinem Gatten eine Spannung eingetreten, die ihren Höhepunkt erreichte, als ein unglücklicher Zufall das Leben meines Gatten plötzlich beendete. Die Familie meines Gatten hat mir nie ihre Zuneigung geschenkt, einzelne Glieder derselben haben mich in feindseligster Weise angegriffen, und die traurigen Verhältnisse, welche bei dem Tode Stilten's herrschten, gaben ihnen Anlaß zu Verdächtigungen, wie sie nur tödtlicher Haß ausbrüten kann.

Ich weiß nicht, ob der Jäger Wildhorst von diesen Leuten gedungen, oder ob er aus eigenem Antriebe den Versuch gemacht, mir seit dem Tode meines Gatten drohend gegenüber zu treten, genug, er benutzte meine hilflose Lage, meine Scheu, Geheimnisse des ehelichen und Privatlebens an die Oeffentlichkeit gezogen zu sehen, dazu, von mir zu fordern, daß ich für seine Existenz Sorge trüge. Ich that dies anfänglich, indem ich ihm eine, seinen bisherigen Verhältnissen entsprechende Pension aussetzte, die ihm gezahlt werden sollte, bis er einen andern Dienst gefunden. Er behielt seine Pension auch später, als ich erfuhr, daß er sich dem Müßiggange ergeben und keinen Dienst suche, aber ich bestimmte, daß ihm eröffnet wurde, die Pension werde nur noch ein Jahr gezahlt werden, bis dahin müßte er eine Stelle gefunden haben. Diese Eröffnung wurde ihm vor kurzer Zeit gemacht und ich konnte errathen, als ich ihn plötzlich hier am Orte, in meinem Zimmer erscheinen sah, daß er mich bedrohen werde, meine Verleumder zu unterstützen. Ich war jedoch in einer Stimmung, die mich die Gelegenheit, energisch auftreten zu können, beinahe freudig begrüßen ließ. Ich wollte Alles wagen, den Verleumdungen meiner Person ein Ende zu machen. Ich erklärte dem Jäger, daß ich nicht gesonnen sei, einen arbeitsscheuen Menschen zu unterstützen. Er antwortete mit der Drohung, er gebe mir einen Tag Bedenkzeit. Ich solle wählen, ob ich ihm achttausend Thaler zahlen wolle, wogegen er sich verpflichte, nach Amerika zu gehen, oder ob ich es vorzöge, seiner Drohung zu trotzen. Er erinnerte mich dabei an eine Stunde meines Lebens, die mir die peinlichsten Erinnerungen verursacht. Ein unerklärlicher Zufall hat ihn zum Zeugen derselben oder doch zum Mitwisser meines Geheimnisses gemacht. Er rechnete darauf, daß ich lieber die schwersten Opfer bringen würde, als der Welt ein Geheimniß preisgeben lassen, das mir schmerzlich und peinlich ist. Aber ich habe ein leidenschaftliches Temperament und der Ton der Drohung von einem Diener reizte und empörte mich derart, daß ich ihm befahl, sich augenblicklich zu entfernen. Ich zog die Schelle und drohte, ihn verhaften zu lassen, wenn er nicht gehe.

Er war so dreist, mich zu warnen und mir seine Bedingungen zu wiederholen. Dann ging er.«

»Welchen Ausgang nahm er?«

»Nun – dort durch die Thüre nach dem Vorzimmer.«

»Mußte er da Ihrer Zofe begegnen?«

»Nein; diese kam durch jene Thüre von ihrem Zimmer, welches im oberen Stocke liegt. – Er war fort, als sie eintrat.«

»Sprachen Sie zu Ihrer Zofe von dem Vorfall?«

»Nein. Ich verbarg meine Erregung. Ich bereute schon, geschellt zu haben. Acht Tausend Thaler waren mir nicht halb so viel werth, als die Ruhe, die ich mir dadurch erkauft hätte. Ich zitterte, er könne im Zorne plaudern, ich ärgerte mich über mich selbst, daß ich seine Frechheit beachtet. Sie werden einsehen, daß kein Opfer zu gering ist, Jemand zum Schweigen zu bringen, der ein Familiengeheimniß in boshafter Entstellung preisgeben kann. Ich war entschlossen, die acht Tausend Thaler zu zahlen, und der Verlust meiner Cassette machte mich am Abend vorzüglich deshalb so bestürzt, weil mir nunmehr die Mittel fehlten, die Zahlung leisten zu können. Daß Wildhorst selbst der Dieb sein könne, ahnte ich so wenig, als ich jetzt vermag, eine genügende Erklärung dafür zu finden.«

Wolf erhob sich. »Gnädige Frau,« sagte er, »ich danke Ihnen; meine Aufgabe hier ist beendet. Ich hoffe, es wird sich Alles so arrangiren lassen, daß Ihre Privatangelegenheiten bei dem Verfahren gegen Wildhorst nicht zur Sprache kommen.«

Er verneigte sich, obwohl die Baronin Miene machte, ihm noch etwas sagen zu wollen. Aber sein förmliches Wesen machte sie schwankend, das Wort auszusprechen. Er entfernte sich rasch. Draußen ging er langsamer und schien in tiefes Sinnen verloren. Er lenkte seine Schritte zur Wohnung des Staatsanwalts, aber plötzlich änderte er die Richtung und ging auf's Gericht. Dort nahm er sich die Untersuchungsacten und studirte darin.

Der Commissar Walter trat ein und brachte ihm eine Meldung. Es war die Anzeige, daß Bertha Hillborn nach ihrem heimathlichen Dorfe gereist sei und die Ortsbehörde einen Wink erhalten habe, sie zu beobachten.

»Walter,« sagte Wolf plötzlich, »Sie verstehen es ja gut, fremde Handschriften nachzuahmen. Ich werde Ihnen einen Brief dictiren. Dann nehmen Sie aus den Papieren Wildhorst's sich ein Muster seiner Handschrift und copiren in derselben den Brief. Es ist da ein angefangenes Bittgesuch, das wird Ihnen Anhalt für die Schriftzüge geben. Schreiben Sie:

›Alles steht gut. Einfluß der B. macht mich frei. Von Bremen schreibe ich. Erwarte meinen Brief in A.‹

A. war der Geburtsort Bertha's und der Brief wurde an diese adressirt.

»Walter,« nahm jetzt Wolf wieder das Wort, »die Sache ist verwickelt und steht schlecht für die Baronin. Ich fürchte, der gute Herr Bentheim hat einen sehr thörichten Streich mit dieser Verlobung gethan.«

»Also doch!« ertönte eine Stimme und erschrocken sprang Wolf von seinem Sessel auf.

Der Präsident Altrock war unbemerkt in's Zimmer getreten und hatte die letzten Worte gehört. Die Ungeduld, etwas Näheres zu hören, ehe er Bentheim gratulirte, hatte ihn veranlaßt, Wolf aufzusuchen. Seine ernste, sorgenvolle Miene verrieth das Interesse, das er an dem jungen Manne nahm.

»Sagen Sie mir offen Ihre Meinung,« wendete er sich zu Wolf. »Ich bin Bentheim's Freund und er bedarf der Vorbereitung, einen so herben Schlag zu ertragen.«

»Herr Präsident, ich habe noch kein festes Urtheil,« sagte Wolf, »und wenn ich eben eine Befürchtung aussprach, so kann dieselbe widerlegt werden.«

»Dann wäre es unvorsichtig gewesen, sie auszusprechen, und Sie sind nicht unvorsichtig, lieber Wolf.«

»Herr Präsident, es war ein Ausdruck der herzlichen Theilnahme, die ich für Herrn Bentheim empfinde, er war dem Gefühl, nicht der Ueberlegung entquollen. Herr Bentheim sagte mir mit freudiger Zuversicht, die persönliche Begegnung mit der Baronin werde mich von ihrer Unschuld überzeugen und es hat eher das Gegentheil stattgefunden.«

»Wie das?«

»Die Aussage der Baronin machte den Eindruck, als ob ein gewandter Vertheidiger ihr dieselbe aufgesetzt. Die Baronin kam mir mit halbem Geständniß entgegen, gerade hinreichend, für einen Arglosen die Ueberzeugung zu begründen, daß sie die volle Wahrheit spreche, aber sie berührte so geschickt wichtige Punkte der Untersuchung, als ob ihr die Anklage schon vorgelesen wäre.«

»Sollte Bentheim – –«

»Nein, Herr Präsident,« rief Wolf hastig. »Der Herr Staats-Antwalt sind von der Untersuchung zu wenig genau unterrichtet, um einen andern Rath gegeben zu haben, als den, mir möglichst offen entgegen zu kommen. Das hat die Baronin in nur allzu geschickter Weise gethan. Sie ersparte mir Fragen über Nebenumstände, die von entscheidender Wichtigkeit sind, und auf die sie nur gekommen sein kann, wenn sie sich ihre Aussage vorsorglich überlegt. Ich habe aber stets die Erfahrung gemacht, daß die Unschuld sich gerade in diesen Dingen verfängt, Hilfen annimmt, die man bietet. Die Baronin wies solche zurück. Sie gab beispielsweise nur die Möglichkeit zu, daß ein Taschentuch von ihr im Schlafzimmer gelegen haben könne. Ich fand ein solches, mit dem das Pech vom Glase abgemacht worden. Die Scheibe ist nämlich von Innen eingedrückt worden, das heißt, von Jemand, der im Zimmer war. Man hat mit dem Taschentuch einen Glassplitter und Pech sorgsam vom Finger gewischt und ich bin dessen gewiß, daß die Zofe der Baronin dies gethan, als sie Wildhorst geholfen, das Fenster einzudrücken.«

»Wie?« rief der Präsident. »Sind Sie dessen schon sicher?«

»Es müßte mich Alles täuschen, wenn ich nicht auf die rechte Fährte gekommen. Wildhorst, so glaube ich bestimmt annehmen zu dürfen, hat durch die Kammerzofe der Baronin, der er die Ehe versprochen, bereits seit längerer Zeit auf sie wirken lassen und sich vorzüglich darüber orientiren lassen, ob sie sich ankauft oder nicht. Er rechnete auf eine gute Anstellung bei der Baronin. Die Zofe nannte derselben den Namen ihres Verlobten nicht. Ein Beweis, daß sie selber diesem nicht traut, oder doch nicht unter allen Umständen mit ihm gemeinsame Sache machen will, ist der Umstand, daß sie mir gegenüber ableugnete, den Besucher der Baronin zu kennen. Vermuthlich macht sie es von den Resultaten, die er erreicht, abhängig, ob sie mit ihm nach Amerika geht oder nicht. Sie unterstützt seine Intriguen, soweit sie dies kann, ohne sich selber ernstlich zu compromittiren. Ich nehme an, daß sie von dem Eintreffen Wildhorst's hierselbst unterrichtet gewesen. Sie hat dafür gesorgt, daß er die Baronin überraschen konnte, daß Niemand seinen Eintritt in's Haus bemerkte. Sie hat das Stubenmädchen fortgeschickt, weil dasselbe zufällig die unteren Räume hätte betreten können.

Meiner Ansicht nach, haben Beide, sowohl die Zofe als Wildhorst, fest darauf gerechnet, daß die Baronin sich mit dem Jäger gütlich abfinden werde. Es war ihnen bekannt, daß sie daran gedacht, eine zweite Ehe zu schließen. Die Baronin gesteht selber ein, daß sie nur durch den Ton des Jägers gereizt worden, nicht durch die Forderung.

Ich nehme weiter an,« fuhr Wolf fort, »daß der Jäger nicht im Schlafzimmer der Baronin gewesen, daß sie ihn nicht dort hinein gewiesen. Dies scheint mir eine Erfindung der Zofe zu sein, welche dahin zielt, ihre Betheiligung bei der Sache ganz zu leugnen oder so zu schildern, daß die Untersuchung dieses Punktes die Baronin compromittirt. Eine Dame, welche der drohende Ton eines Dieners so sehr empört, daß sie darüber die Drohung selbst vergißt, läßt einen solchen Menschen nicht sich in ihrem Schlafgemach verbergen. Ich glaube, der Jäger ist zurückgekehrt, sobald die Baronin ausgefahren, die Zofe hat mit ihm die weiteren Schritte berathen, er hat die Cassette genommen und wirklich die Absicht gehabt, mit der Baronin von Hamburg aus zu verhandeln.«

»Es scheint mir hiernach,« sagte der Präsident, »daß die Angelegenheit nicht so ungünstig für die Baronin steht, als Sie meinen. Wenn der Jäger hartnäckig schweigt, und das liegt in seinem Interesse, so wird jeder Billigdenkende seine Muthmaßungen über das Geheimniß dem Urtheil anpassen, welches die öffentliche Stimme über die Achtbarkeit der Dame fällt.«

»Herr Präsident, der Jäger wird nicht schweigen, wenn er erfährt, daß die Baronin ihn nicht vor der gesetzlichen Strafe für Erpressung und Diebstahl schützen kann, noch weniger wird dies die Zofe thun, und ich bin dessen gewiß, daß die Verwandten des Baron Stilten diesen Vorfall benutzen werden, dem Gericht den Vorwurf zu machen, daß es zu viel Rücksichten gegen eine Dame nimmt, die in auffälliger, seltsamer Abhängigkeit von früheren Domestiken steht. Man wird die Drohung des Jägers mit den Gerüchten über die auffällige, noch nicht genügend erklärte Todesart des Barons in Verbindung bringen und sagen, daß der Jäger einen Antheil an der reichen Erbschaft gefordert, welche die Baronin durch diesen Todesfall gemacht. Das hannover'sche Amtsgericht, welches mir die Ankunft Wildhorst's an diesem Orte signalisirt, wird mit voller Berechtigung Kenntniß der Acten fordern. Ich bitte Sie, dieselben zu lesen, die Aussagen mit einander zu vergleichen und ich bin überzeugt, daß jedem unbefangenen Leser die Aussage der Baronin compromittirend erscheinen muß. Ueberdem ist nicht aufgeklärt, wie das Verhältniß zwischen der Baronin und ihrer Zofe gewesen, die ganze Sache würde aber in einem völlig veränderten Licht erscheinen, wenn sich herausstellen sollte, daß die Zofe Wildhorst bei ihrer Herrin eingeführt, wenn es wahr sein sollte, daß die Baronin vermittelst ihrer Zofe an Wildhorst schon früher Unterstützungen geschickt. Dann hätte die Baronin unrichtige Thatsachen angegeben und der Verdacht gegen sie würde sich in bedenklicher Weise steigern. Nehmen Sie die Thatsache, daß die Baronin an demselben Abend, an welchem sie von Wildhorst bedroht worden, sich den Bewerbungen des Herrn Staats-Anwaltes günstig gezeigt, so brauche ich kaum den Argwohn anzudeuten, der überaus nahe liegt.«

»Und was wollen Sie thun?« fragte der Präsident, der mit steigendem Interesse gelauscht und dessen Stirne immer ernster und sorgenvoller geworden. »Ich gebe zu, daß die Verdachtsmomente vorhanden, daß die Umstände eine Untersuchung dringend gebieten, aber ich kann auch nicht umhin, darauf Gewicht zu legen, daß ein tüchtiger Jurist, ein ausgezeichneter, in strenger Pflichterfüllung eifriger Beamter sich für die Ehre dieser Dame gewissermaßen mit der seinen verbürgt, nachdem ich ihn von den über sie umlaufenden Gerüchten unterrichtet, ferner, daß sie auf mich einen sehr günstigen Eindruck gemacht hat. Es existirt hier ein Complot gegen die Erbin und neidische Verwandte haben dasselbe vorbereitet, durch gehässige Aeußerungen vielleicht dazu den ersten Anstoß gegeben. Eine Schuldbewußte hätte kein Gold geschont, sich vor einer Anklage zu sichern, hätte diesen Jäger in ihrem Dienst behalten.«

»Das Letztere, Herr Präsident, habe ich mir auch gesagt,« versetzte Wolf, »ich kann nur dagegen einwenden, daß oft ein lebhaftes Temperament und reizbare Empfindlichkeit der Klugheit einen Streich spielen, daß oft der Besitz von Reichthümern dem entschlossenen Charakter eine trotzige Sicherheit giebt, die Herausforderungen verspottet. Doch ich mag noch kein Urtheil fällen, bis ich von den nothwendigen Reisen zurückgekehrt bin.«

»Sie wollen im Hannover'schen Nachforschungen anstellen?«

»Ich will dies versuchen, ich will dann aber auch den Grafen Hartwig vernehmen und endlich das Verhör mit der Kammerzofe beenden. In acht bis zehn Tagen hoffe ich diese Aufgaben erledigt zu haben und dann Bericht erstatten zu können. Es wäre mir erwünscht, wenn die Zeugen bis dahin nicht verhört würden, damit man nicht ahnt, welchen Charakter die Untersuchung angenommen.«

»Ihr Wunsch soll erfüllt werden,« versetzte der Präsident, Wolf die Hand drückend. »Meine besten Wünsche geleiten Sie, das Glück meines Freundes hängt von Ihrer Geschicklichkeit ab.«



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