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XVII.

Die im Bericht angegebenen Voraussetzungen Wolff's bestätigten sich. In erschreckender Weise häuften sich die Beweise der Schuld einer Frau, deren Schönheit, Bildung und Anmuth Jedermann für sie eingenommen, der nur in flüchtige Berührung mit ihr getreten. Der Förster Gröling erklärte, daß der Baron, als er an seinem Todestage ihm begegnet, den Eindruck gemacht habe, als ob auf ihm eine schwere Sorge laste, als trage er sich mit einem Entschlusse herum, der dem Herzen einen harten Kampf koste. Er sagte ferner aus, daß der Jäger Wildhorst, der bei ihm Lehrling gewesen und den er von Jugend auf kenne, wohl eitel und leichtfertig gewesen, daß er ihm aber keinen schlechten Charakter zutraue. Er könne wohl in der Leidenschaft eine Bosheit begangen haben, aber der überlegten Tücke halte er ihn nicht für fähig.

Der Förster gab zu, daß sein Gehör ihn getäuscht haben könne und er nicht beschwören wolle, daß es die Büchse des Barons gewesen sein müsse, aus der ein Schuß im Walde gefallen, aber er könne sich dann nicht erklären, wer den Schuß gethan haben solle. Ein Wilddieb würde sich nicht dem Försterhause so nahe gewagt haben und der Baron würde ebenfalls auf den Schluß Acht gegeben haben haben und wohl umgekehrt sein, um zu fragen, wer an der Grenze seines Parkes schieße.

Dem Criminal-Commissar genügte die Aussage, daß die Möglichkeit vorliege, ein Anderer als der Baron könne den Schuß abgegeben haben. Es war immer wahrscheinlicher, daß der Baron mit seiner eigenen Waffe getödtet worden sei, als daß der Mörder mit einer Büchse in das Zimmer des Barons gekommen sein sollte. Als Wolff dem Förster nun erklärte, weshalb er diesen Punkt erörtert, schüttelte der alte Gröling den Kopf.

»Mein Herr,« sagte er, ich habe nach Pflicht und Gewissen ein Urtheil über Wildhorst gegeben. Ich kann ihm nichts Schlechtes nachsagen aus der Zeit, wo der Baron lebte. Aber trauen würde ich ihm doch nicht. Die Geschichte mit der Doppelflinte, deren Lauf sich entladen haben soll, ist mir immer verdächtig gewesen, da ich aber nichts weiß, nichts gesehen, mußte ich schweigen und klügeren Leuten das Urtheil überlassen. Der Baron war ein guter Jäger, verstand mit Waffen umzugehen und was er that, that er mit Ruhe und Bedacht. Wenn er sich an jenem Tage die Muße genommen, sein Doppelgewehr zu entladen, so hat er gewiß nicht das eine Zündhütchen abgenommen und das andere draufgelassen, während er den einen Lauf entladen. Das thut kein Mann, der Gewehre in der Hand gehabt. Ich glaube daher, daß der eine Lauf abgeschossen war und daß der Baron entweder vorher ein ander Gewehr entladen, oder daß Wildhorst die Patrone hingelegt, die herausgezogen sein sollte. Wildhorst hat sich sehr bemüht, darzuthun, daß ein Unglück und kein Selbstmord stattgefunden. Im Eifer mag er darin zu weit gegangen sein. Er war immer hastig, unüberlegt. Er hat sich nicht erklären können, wie der erste Schuß geschehen, oder hat erklären wollen, daß der Baron beim Entladen der Waffe verunglückt sei – er hat das Gewehr auf sein Zimmer genommen und gereinigt. In der Verwirrung hat Niemand beachtet, ob die herausgezogene Patrone auf dem Waffenschrank gelegen, als der Schuß gefallen, oder ob sie erst später hingelegt worden. Der Wildhorst war vernarrt in die Baronin, und wenn er sie auch gehaßt haben mag, als sie ihn fühlen ließ, wer er sei, war er doch nach dem Tode des Barons sehr in Unruhe um ihretwegen und glaubte gewiß ihr einen Dienst zu thun, wenn er dafür sorgte, daß die Welt an einen bösen Zufall glauben mußte, anstatt Betrachtungen darüber anzustellen, weshalb der Baron Hand an sich selber gelegt.«

Wolff hatte bis dahin gegen den Förster noch nicht den Verdacht ausgesprochen, daß ein Mord vorliege. Jetzt eröffnete er ihm dies. »Man argwöhnt Schlimmeres,« sagte er, »und es ist ein böser Umstand, daß die Commission, welche die Todtenschau vornahm, diesen Punkt nicht genau erörtert. Der Baron ist unzweifelhaft durch eine dritte Hand gefallen, der Physikus constatirt das und Wildhorst hat die Untersuchung dadurch sehr erschwert, daß er die Waffe nicht in dem Zustande gelassen, in dem er sie bei den Todten gefunden.«

»Der Baron ermordet!« sagte der Förster, Wolff anstarrend. »Sie meinen also, daß das nicht ein boshaftes Gerücht der Erbschleicher und Neider sei! Sie sagen, es stehe fest, daß er ermordet ist?«

Das Antlitz des Försters schaute düster, er schien außerordentlich erregt.

»Die Untersuchung des Physikus hat dies zweifellos hingestellt. Eine fremde Hand hat an den Abzug gedrückt, die Hand eines Knieenden.«

»Bewahre mich Gott vor der Sünde, ungerechten Argwohn zu hegen! Wen hat man im Verdacht der That, Herr? Wen?!«

»Es bleibt kaum eine andere Annahme übrig als daß die Baronin selbst – vielleicht unabsichtlich, die Flinte berührt habe.«

Eine dunkle Gluth flammte auf in den Augen des Försters. »Das ist nicht wahr, Herr,« rief er, »ich will meinen Kopf zum Pfand setzen. Die Baronin? Und der Verdacht ist da, weil der Wildhorst – – Herr, wenn Einer von Beiden ein Mörder sein muß, die Baronin oder der Wildhorst, so ist dieser der Schuldige. Die Baronin ist rein, sie ist ein Engel. Sie könnte keinem Thier ein Leid anthun.«

Wolff lächelte. »Wildhorst,« sagte er, »war zur Zeit der That nicht im Schlosse. Ihr seid auch bezaubert von der schönen Frau und wollt das Entsetzliche nicht glauben, weil es zu gräßlich ist. Aber leider ist der Gattenmord nicht etwas so Seltenes, daß der Criminalbeamte vor der Anklage erschrecken sollte, wo so gravirende Verdachtsmomente vorliegen wie hier.«

»Herr Commissar, Sie irren sich dennoch. Ich habe vorher nichts Schlechtes von dem Wildhorst sagen mögen. Aber er ist seit dem Tode des Barons sehr verändert und wenn Jemand ein böses Gewissen hat, so hat er's. Er ist schlau und wenn er auch zuweilen unvorsichtig ist, so weiß er doch immer sich wieder aus der Schlinge zu ziehen. Ich hätte ihm nie ein Verbrechen zugetraut, ist aber ein Verbrechen auf dem Schlosse geschehen, so ist er der Einzige der es begangen haben kann.«

Wolff schüttelte den Kopf. »Ich wollte,« sagte er, »Sie könnten mir haltbare Gründe liefern. Ihre Muthmaßungen entspringen dem natürlichen Gefühl, einem leichtfertigen Menschen das zuzutrauen, was Sie einer vornehmen Dame nicht nachsagen mögen.«

Der Förster bemühte sich jetzt, darzuthun, wie den Jäger sein ganzes Treiben nach dem Tode des Barons verdächtige, aber er bestätigte dadurch nur für Wolff, daß Wildhorst auch ihm gegenüber seine frühere Erwartung, die Baronin werde für ihn sorgen müssen, zu erkennen gegeben. Nichtsdestoweniger nahm er die Bemerkungen des Försters zu Protocoll. Es war immerhin, wenn auch kein gewichtiges, so doch bedeutendes Moment, daß der Förster ebenso wie der Castellan, den Jäger, den sie von Jugend auf gekannt, eines Verbrechens gegen den Baron für fähig hielten, daß sie also die Ergebenheit desselben für seinen Herrn bezweifelten. Es war etwas Anderes, ob Wildhorst aus Rachsucht gegen die Baronin und aus Ergebenheit für seinen Herrn den Spion gespielt, oder ob er immer nur seinen Vortheil ins Auge gefaßt. War das Letztere der Fall, so war einem so feilen Menschen Alles zuzutrauen, auch das, daß er die Baronin absichtlich in Verdacht des Mordes gebracht, um durch Drohungen Geld von ihr erpressen zu können.

Wolff unterzog sich jetzt noch der Aufgabe, nachzuforschen, wo sich Wildhorst zur Zeit des Mordes befunden. Die Acten des Gerichts zu K. schwiegen darüber, man hatte nur festgestellt, daß er in K. gewesen und erst nach dem Tode des Barons im Schlosse eingetroffen sei. Von der Dienerschaft hatte Niemand ihn früher bemerkt.

Der Gärtnerbursche hatte die Thüre zur Wendeltreppe knarren hören, aber Niemand gesehen. Zwei Annahmen waren möglich. Der Graf Hartwig hatte sich bei der Baronin befunden, als Stilten zurückgekehrt, und hatte diesen Ausweg aus dem Schlafgemach der jungen Frau genommen, oder der Jäger war heimlich in den Garten geschlichen, nachdem er von K. zurückgekehrt und hatte diesen Weg gesucht, die Baronin in Abwesenheit ihres Gatten zu belauschen.

Wolff nahm Elise Felter nochmals ins Verhör.

»Ich habe Ihnen Fragen von großer Wichtigkeit vorzulegen,« sagte er. »Bedenken Sie wohl, daß es von Ihren Antworten abhängt, ob ein schwerer Verdacht sich gegen Ihre Wohlthäterin bestätigt oder nicht. Sie würden es dereinst schwer vor Gott zu verantworten haben, wenn Sie eine Unwahrheit sprächen.«

Elise schaute ihn ruhig an. »Herr Commissar,« entgegnete sie, »ich lüge nie. Ich habe die Ueberzeugung, daß es nur eine Schuldige giebt, wenn ein Verbrechen stattgefunden hat, aber ich würde mich scheuen, gegen die Baronin auszusagen, da ich den Grad ihrer Schuld nicht kenne, wenn sie ebenso gerecht wäre gegen Andere. Aber sie verfolgt einen Unschuldigen, der ihr gegenüber wehrlos ist und, ich merke es wohl, den man lieber mit dem Verdacht des Mordes belastet sähe, als sie. Er ist im Kerker, sie ist frei, dem Armen traut man eher ein Verbrechen zu, als dem Vornehmen.«

»Sie vertheidigen sich gegen einen Vorwurf, ehe ich ihn gemacht,« entgegnete Wolff erregt, »und sprechen eine Beschuldigung aus, welche von einer erbitterten Stimmung zeugt.«

»Ich habe ein Recht dazu, erbittert zu sein,« rief sie heftig, »denn seit Sie hier Ihre Nachforschungen anstellen, vermeidet Jeder, mir zu begegnen. Man sagt, die Schuld Wildhorst's sei erwiesen, seine Verleumdung habe den Ruf der Baronin untergraben und nur meine Aussage sei dem Jäger günstig. Sie wollten unerkannt hier nachforschen, Sie haben mich getäuscht über Ihren Beruf und mir dadurch Argwohn gezeigt, als ob ich dem Criminalbeamten weniger offen geantwortet hätte, als dem Privatmanne. Ihre Nachfragen haben Wildhorst, meinen Verlobten, verdächtigt, und da sollte ich nicht erbittert sein gegen die, welche alles Unglück über Wildhorst gebracht und jetzt ihn zu verderben droht, um sich zu retten?«

»Sie irren sich«, entgegnete Wolff, »ich nehme weder Partei, noch hege ich ein Vorurtheil, aber die offen ausgesprochene Absicht, Wildhorst zu vertheidigen, zwingt mich, Ihre Aussage zu prüfen. Sie sind die Einzige, die ein unerschütterliches Vertrauen auf den Jäger setzt, ich will Ihnen wünschen, daß Sie sich nicht täuschen. Bertha Hillborn vertheidigte ihn gleichfalls und nennt ihn auch ihren Verlobten.«

Das Antlitz Elisens färbte sich purpurn, aber sie war zu sehr von der Parteilichkeit Wolffs überzeugt, als daß sie nicht geglaubt hätte, die Absicht desselben zu durchschauen.

»Ich zeuge für den Unschuldigen und Verfolgten«, erwiderte sie stolz, »nicht für den Geliebten. Dank der Baronin, ist er so unglücklich geworden, ist er so übel berufen, daß er wohl schwerlich daran denkt, ein Weib zu nehmen. Man hat ihn ja brotlos gemacht.«

Wolff sah ein, daß er auf diese Weise nichts erreiche und änderte den Ton. »Ich vernehme Sie verantwortlich«, sagte er, »kommen wir zur Sache. Erinnern Sie sich, um welche Zeit Sie Wildhorst am Todestage des Barons, als er von K. zurückkehrte, gesehen?«

»Ich habe mich darüber geäußert. Er kam erst spät, als die ganze Dienerschaft versammelt war.«

»Glauben Sie, daß er zur Zeit des Todesfalls nicht im Schlosse gewesen, daß er nicht vielleicht heimlich früher zurückgekehrt ist, etwa um zu spioniren?«

Elise ward auffällig verlegen, sie schien sich auf eine Antwort zu besinnen. »Herr Commissar«, versetzte sie endlich und zwar nicht mit der ihr eigenen Offenheit, »ich beantworte diese Frage nicht. Was ich glaube und denke, gehört mir. Ich will nicht gegen, nicht für ihn sprechen. Ich habe gesagt, daß er dem Baron über seine Gemahlin die Augen geöffnet. Was ich weiß, das weiß ich nur von ihm. Manches habe ich ihm geglaubt, Vieles nicht. Er prahlte ein wenig, wenn er sich wichtig machte und das hat ihm überall geschadet. Er hat damit manchen Argwohn erweckt.«

»Hat er mit Ihnen nicht über den Vorfall gesprochen? Hat er sich nicht darüber geäußert, ob er an diesem Tage dem Argwohn seines Herren Beweise geliefert?«

»Ich hatte ihm verboten, mir von den Geheimnissen der Herrschaft zu sprechen, mir gefiel sein Benehmen nicht, als ich sah, daß es Ernst wurde zwischen den Gatten. Ich wollte frei von jeder Schuld der Baronin gegenüber bleiben, wollte nichts wissen. Ueber den Vorfall selbst hat er mir nur Andeutungen gegeben. Er wollte das, was er darüber wußte, oder sich dachte, auch mir verbergen. Er sagte nur, die Baronin sei hart gestraft und werde ihn nicht mehr von oben herab behandeln. Sie danke es ihm, wenn man an einen bösen Zufall beim Tode des Barons glaube. Ich sagte ihm, daß ich ihn deßhalb nur achten könne, wenn er die Unglückliche jetzt schone. Das sei edel von ihm, daß er ihr jetzt beistehe, wo es leicht geworden, sich an ihr zu rächen.«

»Erinnern Sie sich, durch welche Thüre er in das Waffenzimmer des Barons getreten?«

»Wie soll ich das noch wissen! Wer sollte beim Anblick eines großen Unglücks auf solche Dinge Acht geben!« erwiderte sie mit augenscheinlicher Unruhe, oder doch Unsicherheit. »Ich war meiner Sinne kaum mehr mächtig. Der Baron todt in seinem Blute schwimmend, die Baronin bewußtlos, das Zimmer angefüllt von der Dienerschaft und den Gutsangehörigen! Wer achtet bei solchem Tumult auf Nebensachen!«

»War denn Niemand da, der einen Thatbestand aufnahm und daran erinnerte, daß aus dem Zimmer nichts entfernt werden dürfe, ehe nicht der Gerichtsbeamte erschienen sei?«

»Ich weiß es nicht. Alle sprachen durcheinander. Jeder wollte einen Rath geben. Der Verwalter meinte, die Lage des Todten dürfe nicht geändert werden; die Andern sagten, man müßte doch versuchen, das Bluten zu stillen, vielleicht sei noch Hoffnung. Der Bader ließ den Körper des Barons auf das Sopha legen, untersuchte ihn und sagte, er sei todt. Wir, das Stubenmädchen und ich, brachten die Baronin in ihr Gemach. Als ich zurückkehrte, schrieb der Schulze sich Mehreres auf.«

»Wildhorst hat das Gewehr auf sein Zimmer genommen. Er hat den Anwesenden gezeigt, daß ein Lauf entladen worden. Wann geschah das?«

»Ich weiß es nicht. Mir ist nur erinnerlich, daß er den Leuten erklärte, wie das Unglück durch reine Unvorsichtigkeit geschehen. Ich glaubte nicht daran. Mir war es, als habe der Baron sich selbst getödtet und Wildhorst wolle nun die Ehre der Baronin retten. Ich errieth seine Absicht und ging hinaus, damit meine Miene nichts Anderes verrathe. Ich mußte mich überwinden, es nicht laut zu sagen daß die Baronin ihren Gatten in den Tod getrieben.«

»Es ist seltsam, daß Sie über Wildhorst's Thätigkeit so wenig unterrichtet sind. Er war doch Ihr Vertrauter und ich sollte meinen, daß man sich mit einem solchen zunächst über ein Unglück bespricht. Sie wissen wohl auch nichts davon, daß er das Gewehr gereinigt hat, obwohl es sehr wichtig für das Gericht war, festzustellen, aus welchem Laufe der tödtliche Schuß gekommen?«

»Wenn er etwas versehen hat,« erwiderte sie gereizt, »so geschah es in der Absicht, jedes üble Gerede von seiner Herrschaft abzuwenden. Er hat dafür gebüßt, denn man hat ihn deshalb verleumdet und jetzt scheint die Baronin ihm daraus ein Verbrechen zu machen. Aber in jenen Tagen sprach sie anders. Da sagte sie, er sei ein treuer Mensch und sie werde ihm seine Dienste nie vergessen.«

»Sie wissen also nicht, daß er das Gewehr gereinigt? That er dies geheim, um so schlimmer.«

»Er hat es gereinigt, weil er stets die Waffen reinigte; er that nichts geheim, er hatte Niemand zu fürchten!« rief Elise in leidenschaftlicher Heftigkeit. »Und da es scheint, daß man jetzt ihn mit Vorwürfen zu belasten sucht, so darf ich nicht länger schweigen. Die Baronin verbot mir, das Zimmer abzuschließen, als ich fragte, ob ich dies thun sollte. Obwohl sie ohnmächtig schien, bemerkte sie doch Alles, was vorging, hatte Alles gehört. Sie wagte nicht die Leiche ihres Gatten wieder zu sehen, sie hat nicht bei ihr gebetet. Ehe sie abreiste, hatte sie nur Verheißungen für uns, da sagte sie mir, sie werde mich ausstatten, wenn Wildhorst mich heimführe. Jetzt scheint sie andern Sinnes geworden, es scheint ihr gerathener, diejenigen zu verderben, die nicht Ehre und Existenz für sie opfern wollen.«

Wolff schloß das Protokoll. Hier war nichts mehr zu erforschen. Er mußte sich sagen, daß die Leidenschaft des jungen Mädchens, einmal von dem Vorurtheil geleitet, daß man auf Kosten ihres Geliebten die Baronin rechtfertigen wolle, Elise verleite, gehässig gegen diese zu zeugen und Alles hervorzusuchen, was einen Schatten auf die Baronin werfe.

Als er sich zur Abreise rüstete, erhielt er eine telegraphische Depesche aus B., welche ihm mittheilte, der Graf Hartwig habe auf telegraphische Anzeige, daß seine Aussage in Sachen der Baronin Stilten erforderlich sei, Bentheim angekündigt, daß er sich mit dem nächsten Zuge nach B. begeben werde. Wolff hatte demnach Muße, Bertha Hillborn aufzusuchen und begab sich zu diesem Zwecke nach Thüringen, indem er es Brack überließ Frau v. R. und die Stiltens zu vernehmen.



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