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XIII.

Der Castellan des Schlosses Stilten saß behaglich in seinem Lehnsessel nahe dem Camin und schaute mit zärtlichen Blicken auf die fleißige Tochter, die das Tageslicht vor seinem Schwinden noch benutzte, eine Handarbeit zu vollenden. Der alte Felter hatte sein Glück durch diese Tochter gemacht. Elise war ein hübsches, munteres Kind, als Baron Stilten sich mit Julie Brandorf verlobt und seine Braut zum ersten Male auf das Schloß geführt, das sie später als Herrin beziehen sollte. Die Frische und Munterkeit der hübschen Dirne hatte Julie aufmerksam auf sie gemacht und mit Freuden hatte Elise das Anerbieten, Kammerjungfer der jungen Dame zu werden, angenommen. Felter, der bis dahin zweiter Gärtner gewesen, erhielt die Obergärtnerstelle und eine Wohnung im Seitenflügel des Schlosses. Elise war anstellig und eifrig genug, sich in kurzer Zeit als Kammerjungfer auszubilden, und das um so leichter, als Julie nicht verwöhnt war und keine großen Ansprüche erhob.

Als die Baronin nach dem Tode ihres Gatten Stilten verließ und Elise sich nicht von ihrem alten Vater trennen mochte, erhielt derselbe die Castellanstelle als Anerkennung der Dienste, die er und seine Tochter geleistet.

Elise mochte jetzt achtzehn oder neunzehn Jahre zählen. Ihre Frische war noch dieselbe, aber die jugendliche Heiterkeit war nachdenklichem Ernst, wo nicht dem Trübsinn gewichen, es lag ein Schatten auf ihrem Antlitz und nur in den dunklen Augen blitzte ein Feuer, das heftige Leidenschaft, Willenskraft und Entschlossenheit verrieth.

Elise war nicht schön, ein Pockenanfall hatte ihr Antlitz mit häßlichen Narben entstellt, aber doch lag etwas in ihren Zügen, was den Beobachter mit der Zeit ansprechen und fesseln mußte, je länger er in dieses Gesicht hineinschaute. Das Antlitz erweckte dann Vertrauen, man fühlte, daß sie ein treues Herz besitzen müsse, daß sie der Hingebung, der Aufopferung fähig sei.

Diese Tugenden besaß sie denn auch, aber zum Leidwesen ihres Vaters. Sie baute fest auf die Liebe des Mannes, dem sie ihr Wort gegeben, und alle Vorstellungen Felter's, alle üblen Nachrichten, die über Wildhorst eingelaufen, konnten sie nicht irre machen. Ihre Antwort war stets, er besitze ihr Wort, er sei besser, als er scheine, und ein unglückliches Schicksal verfolge ihn, das mache ihn der Theilnahme doppelt werth, aber nicht verächtlich.

Sie hatte gelächelt, als man ihr gesagt, Wildhorst habe in K. eine andere Liebschaft, sie hatte die Achsel gezuckt, wenn es hieß, er sei arbeitsscheu geworden, und umsonst hatte ihr Vater sich bemüht, zu erforschen, worauf sie denn ihr Vertrauen basire, daß der Jäger sich noch einmal ändern und für eine ordentliche Existenz Sorge tragen werde.

Heute hatte der Vater ihr mitgetheilt, daß ein Bauer, der nach K. gefahren, dort bestimmt gehört, Wildhorst sei plötzlich verschwunden, Niemand wisse wohin. Keine Muskel in ihrem Antlitz hatte sich verzogen, ja sie hatte eher die Nachricht heiter und mit Befriedigung aufgenommen, als daß sie Bestürzung oder Betroffenheit gezeigt hatte. Wenn der Vater der Gerüchte erwähnte, die über die Baronin in Umlauf waren, und sich bitter über die Gehässigkeit böser und neidischer Menschen sich aussprach, beobachtete sie ein unverbrüchliches Schweigen und schnitt alle Fragen mit der Antwort ab, daß sie es für unrecht halte, von den Geheimnissen des Privatlebens ihrer früheren Herrschaft und ihrer Wohlthäterin zu reden, wurde aber ein Wort darüber laut, daß Wildhorst im Verdacht stehe, an gewissen Dingen betheiligt gewesen zu sein, die mit den Beziehungen der Baronin zu Hartwig in Berührung standen, so flammte ihr Auge und mit leidenschaftlicher Heftigkeit vertheidigte sie den Geliebten und erklärte, wer ihn angreife, der mache treue Ergebenheit zum Verbrechen, er dulde genug dafür, daß er der Vertraute seines Herrn gewesen. Schon deshalb, weil ihm die Ehre der Familie, der er gedient, heilig sei, verschmähe er es, müßigem Geschwätz zu antworten, und er lebe lieber von der kleinen Pension der Baronin, als daß er sich an ihre Feinde verkaufen lasse, sie zu beschimpfen; daß er noch keine Stelle gefunden, müsse ihn gegen das Schicksal erbittern und könne wohl sein wüstes Treiben entschuldigen, denn er leide, weil er nicht das Vertrauen verrathen wolle.

Der Alte schüttelte zu solchen Worten den Kopf, es mochte ihm nicht einleuchten, daß Wildhorst vagabondiren müsse, weil er rechtschaffen bleiben wolle, aber es gefiel ihm doch von seiner Tochter, daß sie ihn lobte, weil er nicht bestechlich war und die Geheimnisse der Familie bewahrte.

Die Ankunft eines Wagens, der nicht zum Gute gehörte und Fremde brachte, war ein Ereigniß. Elise legte ihre Arbeit fort, der alte Felter erhob sich vom Lehnsessel, um hinaus zu gehen und den Besuch zu empfangen.

»Sorge für die Fremdenzimmer,« rief er Elise zu. »Heiliger Gott! es ist nichts in Ordnung!«

Elise lächelte, sie glaubte nicht daran, daß der Besuch auf dem Schlosse verweilen würde – was sollte er auch hier! Seit der Abreise der Baronin waren nur einmal Beamte gekommen, die nur kurze Zeit verweilt, um allerlei Fragen zu thun, aber sie waren vor Einbruch der Nacht wieder abgefahren. Die Verwandten des Verstorbenen mieden das Erbe der Wittwe und diese mochte den Ort nicht wiedersehen, an dem sie schwere Tage durchlebt. Wer sollte also hierher kommen, als höchstens ein Beamter der Steuer- oder Einschätzungsbehörden. Diese aufzunehmen hatte der Inspector die Pflicht, ihnen wurden die Thore des Schlosses nicht geöffnet. Auch die Fremdenzimmer gebührten nur Gästen der Schloßherrin, und diese war abwesend.

Elise war daher nur insofern aus ihrer Ruhe gestört, als auf einsamen Landgütern auch die geringste Abwechselung im täglichen Einerlei eine Zerstreuung ist. Zu ihrer nicht geringen Ueberraschung öffnete ihr Vater jedoch, anstatt die Gäste über den Hof zum Wirthschaftsgebäude an den Inspector zu weisen, die Thür des Schloßflügels.

»Treten Sie ein, meine Herren,« sagte er, »nehmen Sie für's Erste mit meiner Wohnung vorlieb. Meine Tochter wird Ihnen sogleich Ihre Zimmer in Stand setzen.«

Während der Alte dies sagte, hatte er die Fremden in sein Wohnzimmer geführt, und Elise schaute dieselben neugierig überrascht an und, wer sie beobachtet, hätte bemerkt, daß ihre Lippe plötzlich zuckte, daß sie einen Moment die Farbe gewechselt.

Sie stand jedoch im Halbdunkel des Zimmers und wurde von den Fremden erst bemerkt, als sie die Frage that, ob die Herren zur Nacht dableiben würden.

»Versteht sich, Elise,« antwortete ihr Vater, »die Herren bleiben einige Tage, vielleicht Wochen hier.«

»Wenn es Ihrer lieben Tochter nicht unangenehm ist, Gäste zu bewirthen,« nahm Wolf das Wort. »Die Baronin von Stilten hat mich bevollmächtigt, bauliche Veränderungen im Schlosse vorzunehmen, und dieser Herr« – damit zeigte er auf Brack – »der Baumeister Helf, wird mich mit Rath unterstützen.«

Das junge Mädchen schien befremdet, ihr Blick schweifte von einem der Gäste zum anderen, aber sie antwortete nicht, sondern nahm das Schlüsselbund, sich nach den Fremdenzimmern zu begeben.

»Sie scheint Sie zu kennen,« flüsterte Wolf Brack zu.

»Ich glaube nicht. Sie müßte mich denn in K. gesehen haben.«

Felter bot den Fremden, die sich ihm unter gleichem Namen bereits vorgestellt, Sessel an, holte eine Flasche Wein und Gläser, ihnen den Willkommentrunk zu bieten.

»Sie machen mir da eine frohe Ueberraschung,« sagte er, »und geben mir eine Hoffnung, an der ich schon verzweifelt. Wenn die Baronin bauen läßt, so entschließt sie sich auch wohl, hierher zu kommen. Es ist ein Jammer um die herrliche Besitzung.«

»Sie wird doch nicht vernachlässigt? Ich hörte den Verwalter von der Baronin sehr loben.«

»Er ist ein tüchtiger Mann – das muß man sagen. Schade, daß er gerade verreist ist, Sie würden selbst prüfen und dann der Baronin berichten können. Aber ich meine, ein so schönes Gut mit prächtigem Schloß müßte dem Besitzer mehr bringen, als eine Rente. Das Beste geht doch für ihn verloren, wenn er das Schloß nicht bewohnt und sich nicht erfreut an dem Gedeihen der Anlagen, dem reichen Segen der Arbeit.«

»Wie steht es denn mit den Waldungen? Wie ich sehe hat die Baronin einen vorzüglichen Castellan und einen tüchtigen Verwalter. Wie steht es aber um den Wildstand in der Försterei?«

»Die Jagd ist verpachtet. Hätte der Verwalter darüber keine Rechnung gelegt?«

»Gewiß. Ich wollte nur hören, ob Sie auch den Förster loben.«

»Ich kann es mit gutem Gewissen. Der versteht sein Amt und verwaltet es treu.«

»Es ist noch derselbe Förster, der bei Lebzeiten des Herrn Barons hier war?«

»Gewiß. Der alte Gröling hat das Amt schon seit seit zwanzig Jahren.«

»Die Baronin trug mir auf, mich nach allen ihren Dienern und Gutsangehörigen zu erkundigen,« sagte Wolf nach einer Pause. »Sind Veränderungen im Personal eingetreten?«

»Keine anderen, als die, welche die Frau Baronin selbst angeordnet. Die zum Hausstand gehörige Dienerschaft wurde entlassen und hat anderweit Dienst gefunden. Was zum Gute gehört, ist geblieben.«

»War da nicht ein Jäger – wie heißt er doch? – Wilder – der eine Pension erhielt? –«

»Wildhorst; ja – der Leibjäger des Herrn Barons. Er war mehr Kammerdiener, als Jäger, obwohl er als Jagdgehülfe angefangen.«

»Die Baronin wundert sich, daß er noch immer keinen Dienst gefunden.«

»Das wird er auch wohl schwerlich. Der selige Herr Baron hat ihn verwöhnt. Der Wildhorst wollte immer hoch hinaus und er hätte wohl auch das Zeug dazu, etwas leisten zu können, wenn er nur Ausdauer und Geduld besessen hätte. Aber er meinte, das Glück müsse ihm Alles in den Schoß werfen. Der selige Baron hielt viel auf ihn, aber er war dabei doch nicht blind gegen seine Fehler. Er nahm ihn zum Kammerdiener, weil er ein gewandtes Wesen hatte, aber das genügte Wildhorst nicht. Er wollte Secretair des Barons werden, und als der Herr ihn auslachte, denn Wildhorst war weder mit der Feder gewandt, noch wäre er zuverlässig genug für einen solchen Posten gewesen, sann er darauf, sich vom Baron die Försterei als spätere Belohnung für seine Dienste versprechen zu lassen.«

»Ah!« lächelte Wolf, »der Mann hielt seine Dienste für sehr wichtig.«

»Gott weiß es, worin sie bestanden, aber der Baron war in ihn vernarrt. Er schlug ihm zwar diesen Wunsch ab, weil er den alten Gröling niemals seines Amtes beraubt und ihm auch nur einen tüchtigen Nachfolger gegeben hätte, aber Wildhorst erhielt das Versprechen, daß der Baron stets für ihn sorgen werde. Jeden Anderen hätte der Baron entlassen, wenn er ihm Bedingungen gestellt hätte für sein Verbleiben im Dienst oder nicht, Wildhorst durfte dies wagen und dennoch erkannte er die Güte und Nachsicht des Barons nicht an und war mißvergnügt darüber, daß der Baron ihm nicht gleich Brief und Siegel auf eine gute Versorgung gab.«

»Das ist seltsam.«

»Ja Herr, ich habe es auch nicht anders erklären können, als damit, daß Wildhorst dem Baron einmal einen wichtigen Dienst erwiesen, den ihm dieser nicht vergessen wollte.«

»Sie scheinen den Jäger gekannt zu haben. Hat er Ihnen seinen Einfluß nicht erklärt?«

»Ach nein, Herr, ich mochte auch davon nichts wissen. Die Sache war die, der Wildhorst sagte meiner Elise, die damals bei der Frau Baronin Kammerjungfer war, schöne Dinge und beschwatzte sie. Das Mädchen hatte ihn gern und ich konnte es nicht hindern, daß sie immer vertrauter wurden. Ich konnte auch nichts einwenden, da Wildhorst ehrliche Absichten hatte, nur sagte ich ihm, daß Elise noch zu jung sei um zu heirathen und daß er solider und tüchtiger werden müsse, ehe er einen Hausstand gründe. Bis jetzt verdanke er Alles der Gunst des Barons und wenn ihm die eines Tages fehle, werde er einsehen, daß er sich überschätze, er sei Alles halb nichts ganz. Da gab er mir eine Antwort, die sein ganzes Geschick erklärt. Er meinte, er sei nicht zum Dienen geboren und wenn er vor mich hintreten werde, Elise zu fordern, werde er eine Stellung haben, um die ihn Jeder beneide.«

»Ich hielt dies für eine Phantasie thörichter Einbildung und grade daraus machte ich ihm einen Vorwurf, daß er immer von einem Glücke träumte, das ihm beschieden sei, anstatt sich zu bemühen ein tüchtiger Mann in seinem Beruf zu werden. So kam denn auch, was ich vorhergesehen. Als der Baron plötzlich starb war es mit seiner Herrlichkeit zu Ende.«

»Bewahrte ihm der Baron bis zum letzten Augenblick seine Gunst?«

»Ich glaube, nein. Ich weiß zwar nichts Bestimmtes darüber, aber Wildhorst war in letzter Zeit weniger zuversichtlich, war mürrisch und verschlossen und ich denke, der Baron hat ihm gelegentlich einmal ein ernstes Gesicht gezeigt. So viel ist gewiß, Wildhorst hatte sich oft vernachlässigt und hat strenge Worte zu hören bekommen.«

»Dann ist es sehr viel von der Baronin, daß sie ihm eine Pension ausgesetzt.«

»Hätte sie's nicht gethan, es wäre besser. Sie hat wohl den Lieblingsdiener ihres Gatten bevorzugen wollen, aber das hat ihr schlechte Früchte getragen.«

»Wie so?«

»Die Baronin hatte Feinde unter den Verwandten ihres Gatten, weil sie nicht hochadlig war und weil sie die Erbin aller Güter wurde. Der Neid suchte ihr Verleumdungen anzuhängen und da war es ein bequemer Vorwand für die Bosheit, ihre Milde zu verdächtigen. Man sagte, sie werde wohl besondere Gründe haben, dem vertrauten Diener ihres Gatten den Mund zu stopfen, damit er nichts ausplaudere und Wildhorsts Eigenthümlichkeiten bestärkten solche Gerüchte, denn er that, als ob ihm keine Gnade erwiesen sei, sondern als ob man kaum gerechte Ansprüche befriedigt habe. Bei seiner Einbildung und Eitelkeit war das nicht auffallend für die, welche ihn kannten, aber wer ihn zum ersten Male hörte, der mußte glauben, die Baronin habe ihm eine Schuld abzutragen. Der böse Leumund fiel über die Baronin her, als sie abreiste und sich nicht vertheidigen konnte. Wildhorst suchte sich keinen Dienst, wurde lüderlich und da reichte denn seine Pension nicht aus, ihn zu ernähren.

Was er für Projecte schmiedet, weiß ich nicht, aber er bildet sich ein, die Baronin werde immer für ihn sorgen und er verdiente, daß sie ihm auch die Pension entzöge, denn seine leichtfertigen und zuversichtlichen Reden bestätigten bei leichtgläubigen Menschen die Gerüchte, als ob er im Besitz von Geheimnissen sei, welche die Baronin compromittiren können.«

»Wo hält er sich auf? Wenn dem so ist, so muß ich der Baronin darüber berichten.«

»Er lebt seit längerer Zeit in K. und kommt nur selten herüber. Heute erfuhr ich, daß er plötzlich aus K. verschwunden. Vielleicht hat er sich endlich eines Besseren besonnen und sucht einen Dienst.«

»Und Ihre Tochter hat ihn natürlich aufgegeben – –«

»Wollte Gott, sie thät's. Aber das Mädchen hält fest an dem, was sie einmal ins Herz geschlossen und sie vertraut auf ihn wie auf sich selber.«

In diesem Augenblick trat Elise ein. Ihr Antlitz war hoch geröthet. Man konnte argwöhnen, daß sie gelauscht.

»Die Zimmer für die Herren sind hergerichtet,« sagte sie mit leise bebender Stimme in kaltem, förmlichen Tone.

»Die Magd wird die Herren hinaufführen.«

»Elise, das wäre Deine Sache –«

»Ich muß für das Nachtessen sorgen, Vater.«

»Ich hoffe,« nahm Brack das Wort, der sich bis dahin schweigend verhalten, »Sie werden uns zur Mahlzeit in Ihrem Kreise aufnehmen und keine Umstände machen.«

»Wie die Herren befehlen,« versetzte Felter. »Es wird mir eine Ehre sein, Sie an unserm Tisch zu sehen.«

Die beiden Männer verließen das Gemach, als die Magd erschien, ihnen zu leuchten.

»Du bist so kalt und förmlich, Elise,« sagte Felter vorwurfsvoll, »als ob Du zeigen wolltest, daß der Besuch Dir unangenehm. Was soll das? Bist Du es nicht der Baronin schuldig, ihre Beauftragte entgegenkommend zu empfangen? Soll man sich über uns beschweren?«

Es flammte in Elisens Augen, es schien als wollte sie eine heftige Antwort geben, aber sie unterdrückte ihre Erregung.

»Lieber Vater,« erwiderte sie, »mich hat dieser Entschluß der Baronin, bauen zu lassen, so überrascht, daß ich mich noch nicht darin finden kann. Es ist doch seltsam, daß die Baronin nicht geschrieben haben sollte, und daß die Herren grade zu einer Zeit kommen, in welcher der Verwalter stets verreist.«

»Kind, das sind Zufälligkeiten. Unsere Pflicht ist, den Herren zu zeigen, daß wir die Beauftragten der Baronin achten.«

»Haben sie denn eine Vollmacht gezeigt! Sie nennen sich Beauftragte, aber wer steht Dir dafür, daß sie es auch sind?«

Der Alte starrte die Tochter befremdet an. »Woher dies Mißtrauen!« sagte er. »Was sollte die Herren anders herführen?«

»Ich mag keinen Argwohn äußern, aber es giebt viele Neugierige, die sich unberufen in die Angelegenheiten der Baronin mischen und die Gutsangehörigen aushorchen.«

»Dein Mißtrauen ist ansteckend. Du hast Recht. Ich werde mir die Vollmacht zeigen lassen. Ich werde sogleich hinaufgehen, es ziemt sich so, daß ich die Herren frage, ob Ihnen eine Bequemlichkeit fehlt.« –



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