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Wieder zogen die dunkeln Hände der Kastanien gelbe Handschuhe an und begaben sich auf die Reise in den Kanal. – Wieder weiteten sich die Gucklöcher zu dem grauen Wasser, wo zwischen Blätterleichen die zahmen Wildenten ihre Nahrung suchten und die duftenden Obstkähne, tief eingesunken unter ihrer sommerlichen Last, sich mühselig zu Markte schoben.
Wieder mummelte sich die Welt für drohende Winterzeiten ein, und wieder flammte der Feuerreigen weltstädtischen Vergnügens.
Nun ging in schicklicher Halbtrauer die Hetze wieder los, denn länger wollte Richard sich nicht einpökeln lassen. –
Auf die gleißenden Schaustellungen in Proszeniumlogen und vornehmen Nachtrestaurants hatte man endgültig verzichtet … Mit der sieghaften Karriere zum Besitzer einer berühmten – und dazu noch billigen – » horizontale de grande marque« empor war es für diesmal nichts … Man blieb hübsch in der Bürgerlichkeit, wo der deutsche Sekt regiert und der Stern Kempinskis leuchtet.
Aber auch auf diesem Boden, in Kabaretts und Rauchtheatern, in fidelen Ecken und solide dreinschauenden Hinterzimmern blühten Stunden ausgelassener Laune ohne Zahl.
Die Frauen, die sich in jener Welt ein wenig befangen gefühlt hatten, unterhielten sich besser als zuvor, und die Männer waren zufrieden, daß ihre Bläulinge länger standhielten.
Die Gesellschaft war ungefähr die gleiche geblieben. Verkrümelt hatten sich nur etliche Dandies, denen das menschliche Dasein keinen Spaß machte, wenn es ihnen nicht ab und zu Gelegenheit bot, von ein paar Gardekavalleristen in Zivil herablassend gegrüßt zu werden.
Lilly zog im Haufen mit und dachte, es müsse so sein.
Meistens saß sie wortkarg und freundlich lächelnd da, ließ sich von den Herren mit mäßiger Anteilnahme den Hof machen und nahm gleichmütig die Geständnisse der Damen entgegen, die ihr alle gewogen waren, da sie – das hatte man bald erkannt – nach Eroberungszügen in fremde Gebiete kein Verlangen trug.
Man hätte sie für beschränkt oder phlegmatisch halten können, wäre nicht zu Zeiten, wenn der Sekt ihre Steifheit löste, ein neuer Geist über sie gekommen. Dann schien sie allgemach aus einem Dämmer zu erwachen, bekam blitzende Augen und runde, rote Apfelbacken, lachte laut, streute ulkige Bemerkungen aus, erzählte des Obersten alte Kasinowitze und geriet schließlich in eine Art von Ekstase, in der sie mit einer tremolierenden Zwitscherstimme übermütige Lieder sang, bekannte Darsteller nachahmte und sich sogar in gewagten Tänzen erging, wie sie auf den Variétébühnen zu Hause sind.
Es war unglaublich, was für ein Gedächtnis sie besaß. Was sie einmal gehört hatte, behielt sie und zwar ohne es selber zu wissen. Denn in normaler Verfassung fiel ihr noch weniger ein als den anderen. Erst mußte der Wein die Hemmungen hinwegspülen, die ihr Wesen allzeit eingeengt hielten.
Das merkten die anderen bald und suchten sie mit tausend Ränken in den Zustand zu versetzen, der ihnen jedesmal ein Fest versprach. Aber sie wehrte sich nach Kräften. Und so gab es einen ewigen Krieg, in dem nicht einmal Richard auf ihrer Seite stand, denn seiner Eitelkeit tat es wohl, die schöne Geliebte auch um ihrer Talente willen bewundert und bejubelt zu sehen.
Am nächsten Tage fühlte sie sich stets verzagt und zerschlagen.
Und manchmal, wenn der Horizont ihres Geistes ganz von den rötlichen Wäldern hüpfender Beine, von dem leeren Geplätscher neckischer Couplets erfüllt war, hörte sie eine leise, zagende Mahnung: »Du hast doch schon einmal anderes erlebt. Du wolltest doch einmal zu Höherem hinauf!«
Aber sie wagte nicht dieser Stimme Gehör zu schenken …
Sie fühlte sich wertlos, weil sie sich wehrlos fühlte.
Und weil niemand da war, der sie verstand und ihr die Hand bot.
Manchmal – an den Abenden, an denen sie frei war – schlich sie sich, als ob sie etwas Übles täte, auf die Galerie eines der vornehmen Theater, wo sie sich unbeobachtet glaubte, oder auf die Estrade eines Konzertsaales, dorthin, wo die Musikschüler und -schülerinnen mit dickleibigen Partituren im Schoße auf Stufen und Geländern hocken. Und tat, als wäre sie eine von ihnen.
Aber was sie sah und hörte, machte keinen Eindruck mehr auf sie. Sie fühlte sich beunruhigt und nicht hergehörig und wandte ihre Aufmerksamkeit bald irgend einem jungen Manne zu, der ihr wegen seines kühnen Profils oder seiner genialen Lockenpracht in die Augen fiel.
»Das ist auch einer von den Begnadeten,« dachte sie mit quälerischem Herzweh und schmachtete ihn so lange an, bis er ihr Tändeln mit Inbrunst erwiderte.
Aber wiewohl sie darauf brannte, von ihm angeredet zu werden, fand sie doch nicht den Mut, ihm weitere Zeichen ihrer Huld entgegenzubringen, denn Frau Julas schreckhaftes Beispiel stand ihr vor Augen … Und das Pochen ihres Herzens war ihr Genuß genug.
So tief hineingebannt war sie bereits in die Welt der taumelnden Erotik, daß jede Steigerung ihres Gemütes sich alsbald in ein verlangendes Liebesspiel umsetzen mußte.
Und die Sehnsucht, der ewige leise Zahnschmerz, von dem Frau Jula gesprochen hatte, bohrte schon lange in ihr.
Er war gekommen wie der Dieb in der Nacht, füllte die Stunden der Ruhe mit flammenden Bilderreihen und machte das Wachen zu dämmerndem Halbschlaf. – –
Sie wartete, doch niemand kam. Niemand nahm sich die Mühe, ihre verlorene Seele aus dem Staube aufzulesen.
Nur einen gab es, der sie beobachtete, der eine Ahnung zu haben schien was in ihr vorging.
Das war Doktor Salmoni.
Herr Doktor Salmoni galt als ein großer Mann. Als eine der Leuchten des Berliner Geisteslebens. Er war Herausgeber einer Kunstzeitschrift, die einstmals mit umstürzlerischem Eifer gegen die Größen der alten Schule zu Felde gezogen war und neue Götter zum Opferdienst der Menge auf die Altäre gehoben hatte. Da aber das dauernde Weihrauchspenden nicht Doktor Salmonis Sache war, so hatte er sich alsbald daran erinnert, daß die Gottheiten, vor denen jetzt jeder Kaffer auf den Knieen lag, im Grunde genommen, Geschöpfe von seiner und seiner Freunde Gnaden waren, Fetische, die man wegwerfen konnte, wie man sie erhöhet hatte. Und nun begann der lustige Krieg auch gegen sie … Sein Haß war zu ertragen, sein Witz spritzte vorbei, seine Verdächtigungen glaubte niemand. Gefährlich wurde er nur durch ein mitleidiges Wohlwollen, das er allen denen spendete, deren Ruf er von Grund aus vernichten wollte. Die Art, in der Doktor Salmoni lobte, kam in gewissen Kreisen einem Todesurteil gleich.
Dieser ausgezeichnete Mann ließ sich, wie schon im vorigen Winter, bisweilen herab, die harmlosen Vergnügungen des kleinen Zirkels zu teilen, der im Produzieren von Geist nicht gerade seine Stärke fand. Mit freudiger Ehrerbietung rückte man zusammen, wenn er erschien, und sobald er sich sanft in seinen Sessel zurücklehnte und mit dem traurig-mitleidigen Lächeln, das er an sich hatte, seinen blondlichen Bartkeil strich, hing alles, kitzelnder Bosheiten gewärtig, an seinem Munde.
Aber nicht immer beliebte es ihm, die Rolle des allgemeinen Amüseurs zu spielen. Er vertiefte sich in Zwiegespräche oder träumte verschwiegen, wie es seine Laune mit sich brachte, zeigte sich sogar manchmal zutraulich-naiv wie ein Leopard, der mit Hunden spielt.
An Lilly richtete er selten das Wort. Aber seine eingekniffenen Augen strichen manchmal spähend, tastend über ihr Gesicht. Und ihr war dann jedesmal, als vergnüge er sich damit, in ihrer Seele herumzublättern.
Eines Abends setzte er sich neben sie. Bat sie, ihm das Fleisch auf seinem Teller zu zerkleinern, – denn er habe sich bei der Erdrosselung irgend einer Berühmtheit das Handgelenk überanstrengt – und ließ sich dann in wachsender Vertrautheit auch von ihr füttern, wozu er freilich die gesunde Linke hätte benutzen können.
So gerieten sie in ein Zwiegespräch. Zum ersten Male.
Und Lilly zitterte, in Ehren vor ihm zu bestehen.
»Ich bin erstaunt,« sagte er, »Sie treiben nun schon im zweiten Jahre mit dieser bunten Schiffsmannschaft umher, und ich lese in Ihren Augen noch immer nicht den Slang.«
»Was für einen Slang?« fragte sie.
»Sehen Sie sich gütigst mal die Weiber hier an« – und er wies heimlich mit dem Finger auf Frau Jula, die Welter, die Karla und auf noch ein paar mehr – »wie sie herumschielen, wie sie untereinander Blicke wechseln … Überall finden Sie darin das Rotwelsch des – ich will nicht sagen, des Lasters – denn ich hasse die nüancenlosen Worte – ich will sagen: – einer diebischen Phantasie … Verstehen Sie?«
»Ich glaube,« stammelte Lilly.
»Nur Sie, meine teure Gnädige, haben immer noch etwas von dem Kinderblick des vorigen Jahres. Er ist nicht mehr ganz da. Ein Körnchen Hohn ist ins Auge geflogen. Hohn ist nicht das richtige Wort … Am Rande der Wüste gibt es gewisse Bitterseen … Gründunkel und leer … Verstehen Sie? … Weil der Boden zu giftig ist.«
»Mag sein,« sagte Lilly beklommen.
»Trotzdem ist es ein Wunder … Ihre Seele scheint wie ein Filter zu sein. Sie assimiliert nur das, was sie will. Oder Sie haben irgend einen geheimen Sukkurs, der Ihnen gestattet, unserer zu spotten … Irgend eine festgefrorene Empfindung … Irgend einen Zielpunkt im Blauen … Irgend ein hohes Lied.«
Lilly erschrak so sehr, daß sie auffahrend einen leisen Schrei ausstieß, laut genug, um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich zu lenken.
»Ich habe die gnädige Frau nur ein wenig auf den Fuß getreten,« erklärte Doktor Salmoni, »und sie ist noch unschuldig genug, um es für kein Versehen zu halten.«
Alle lachten.
»Endlich ein Scherz, der plump genug für sie ist,« sagte er leise, zu ihrer Schulter geneigt. »Ich will übrigens über Ihr unfreiwilliges Geständnis hinwegsehen. Denn nur was gewollt ist, hat für mich einen Wert … Ich frage Sie heute auch nicht mehr wie früher: Was haben Sie hier zu suchen? … Sondern ich frage Sie: Was haben Sie hier zu verlieren? … Und darauf will ich Ihnen auch gleich die Antwort geben: Ihren Stil haben Sie zu verlieren. Jawohl … Sie sind im Begriffe stillos zu werden … Und das ist allemal ein Unglück und ein Verbrechen zugleich … Stil ist für mich sozusagen Tugend, Größe, Echtheit, Gottgewolltheit, Kraft, Religion – alles zusammen und noch einiges mehr … Bleiben Sie körperlich und seelisch unberührbar – sehr gut, vortrefflich, denn es ist Linie darin … Steigen Sie zu einem frohen, gesunden Laster empor – tant mieux! … Ordnen Sie Ihr Haar für ein Nachtgebet, oder lassen Sie es bacchantisch über die Kissen fließen – aber entschließen Sie sich.«
»Ich denke, Sie plädierten vorhin selbst für die Nüance,« sagte Lilly, deren Geist sich an dem seinen schärfte, »und jetzt predigen Sie das Schema.«
»Sieh sieh,« sagte er belobigend, »ganz brav« … »Nein, meine Gnädige, das Schema predige ich nicht, ich predige nur den Willen … Den Willen zur Persönlichkeit … Verstehen Sie? … Was dann in Wahrheit entsteht, ist noch immer nüancenreich genug. Sie haben augenscheinlich das Zeug zu einer grande amoureuse, aber leider nicht den Mut dazu.«
»Also doch auch nicht das Zeug,« erwiderte sie, ihn fröhlich anblitzend.
Er lachte kindlich.
»Ja, ja, man wird alt. Kleine, tugendhafte Frauen geben einem Lektionen in Logik.«
Und er ließ ihr großmütig den Stolz, ihn im Scherzgespräch besiegt zu haben.
In den nächsten Tagen dachte Lilly viel hierüber nach … Was er alles von ihr wußte! War es nicht, als stünde er mit übernatürlichen Mächten im Bunde?
»Willen zur Persönlichkeit,« hatte er gesagt.
Und sie fühlte glückselig: Jetzt ging es wieder zur Höhe empor.
Ein nächstes Mal, als sie um Mitternacht hinter den Gefährten her die buntbelebte Friedrichstraße hinabschritten, stimmte er eine andere Tonart an.
»Ich habe das bestimmte Gefühl, Teuerste,« sagte er, »daß Sie sich vor mir fürchten.«
»Ich?« fragte sie, befangen aufatmend. »Warum sollte ich?«
»Weil Sie wissen, daß ich Ihnen eine Botschaft zu bringen habe. Eine Heilsbotschaft, der Sie sich im Herzensgrunde nicht gewachsen fühlen.«
»Ich verstehe Sie nicht,« stammelte sie. Aber sie verstand ihn wohl. Sie wußte genau, welche Rolle er in ihrem Leben spielen konnte, wenn – –
»Ich bin ein Mensch der leisen Töne,« fuhr er fort. »Ich liebe es nicht, meine Empfindungen auf einem Kamme zu blasen … Sonst hätten Ihnen schon manchesmal die Ohren geklungen … Jedenfalls ist es ein Greuel, daß ein Weib wie Sie, geschaffen auf den Höhen des Denkens und Genießens einherzugehen, sich von ein paar Pickelheringen verführen läßt, deren burlesken Stumpfsinn mitzumachen … Ich will hier niemand anschuldigen, aber, meine teuerste Gnädige, an lauwarmem Abwaschwasser kann man sich unmöglich einen Lebensrausch antrinken … Und auf den Rausch kommt es an, wenigstens so lange unser Blut noch tobt.«
Lilly erzitterte an seinem Arm.
Sie gingen mitten in einem Haufen jauchzender Nachtschwärmer. Junge Leute, die ihre Stöcke geschultert hatten und mit schwimmenden Augen ins Leere träumten. Der eine pfiff seinen Wagner, der andere sang ein Studentenlied … Und kleine, süße Herumtreiberinnen, die ihnen entgegenkamen, ließen die Blicke lockend und sehnsüchtig zu ihnen aufwärtsflammen. Und andere folgten. – Reife und kaum Erwachsene – und alle schienen von dem gleichen Taumel erfaßt … Wie ein großer Reigen war's, in dem einer dem anderen zu gemeinsamem Rausche Hand und Mund und Leib und Seele bot.
»Was kann ich denn tun?« flüsterte sie, das Kinn auf die tiefatmende Brust gebeugt.
»Das will ich Ihnen sagen,« erwiderte er mit einem Lächeln, in dem dunkle Verheißungen sich bargen. »Sie müssen lernen, neben diesem noch ein zweites Leben zu führen … Das nur Ihnen gehört … Ihnen und wenigen Auserwählten. Verstehen Sie? … Sie müssen sich, wie ein Franzose einmal sagte, einen geheimen Garten anlegen, in dem Sie in aller Stille pflegen, was Ihnen an Gedanken und Wünschen lieb und – vor allen Dingen verboten erscheint … Und was Sie sich irgendwie verstohlener Weise zusammengesackt haben … Verstehen Sie?«
»Mir hat noch alles Verstohlene Unglück gebracht,« sagte sie zaghaft.
»Oder das Gesetz, das es dazu machte,« erwiderte er. »Dieses beides läßt sich schwer auseinander halten … Jedenfalls glauben Sie mir eines: Solange wir nicht zur Religion der Selbsterhöhung durchgedrungen sind – verstehen Sie mich, mein Kind? – … Solange wir nicht das Wörtchen ›Zugehörigkeit‹ und das Wörtchen ›Pflicht‹ aus unserem Denken ausradiert haben, solange ist unser Lebensweg nicht fertig. Solange treten wir uns die Füße wund an dem Schotter, den die andern vor uns aufhäufen … Und zwar immer unter dem Vorwand, daß sie uns diesen Weg ebnen wollen« …
»Manchmal tun sie's doch auch,« erwiderte sie, alles Guten gedenkend, das sie von Richard empfangen hatte.
Er lächelte mitleidig und nachsichtsvoll zu ihr herüber.
»Sie scheinen von jener Krankheit befallen, die ich den ›Kettenwahn‹ nennen möchte.«
»Was ist das?« fragte Lilly, von einem dumpfen Argwohn erfaßt, daß er wie damals vom Hohen Liede, auch etwas von der beschämenden Rolle ahnen könnte, die eine gewisse gefesselte Schönheit in ihrem Leben gespielt hatte.
»Man erzählt nämlich,« fuhr er fort, »daß Freigelassene, die lange Jahre in Fesseln auf der Galeere gelegen haben, es nicht ertragen können, daß sie frei geworden sind. Manche sollen schreien, man habe ihnen Arme und Beine abgenommen, so ohne Halt und Schwere fühlen sie sich … Sie haben so schöne Arme zum Aufwärtsstrecken, gnädigste Frau. Regen Sie sie nur.«
»Und so lange Beine – zum Weglaufen,« ergänzte sie mit gequältem Auflachen. »Es fragt sich nur: wohin?«
»O, o! Warum gleich weglaufen?« fragte er und streichelte die Hand, die in seinem Arme lag, als spräche er zu einem Kinde. »Sie laufen ja doch nur einer neuen sogenannten ›Pflicht‹ in die Arme … Erst müssen Sie innerlich frei sein … Erst müssen Sie das Apportieren vergessen vor Leuten, die selber zum Apportieren da sind.«
»Lehren Sie's mich,« stieß sie hervor.
»Ich werde Ihnen ein paar Bücher bringen,« sagte er bedachtsam, »Bücher, die Sie zu sich selbst zurückführen. Ich werde morgen mittag – –«
In diesem Augenblicke wurden sie getrennt.
Als Lilly in ihrem Bette lag, lachte sie mit gefalteten Händen die Zimmerdecke an.
Denn jetzt strebte sie ja wieder zur Höhe empor.
Aber am nächsten Tage, als er kommen sollte, überfiel die Angst sie von neuem. Vor ihm – vor Richard – vor sich selbst.
Es war der erste Besuch, den sie heimlich empfing. Der erste, der in den Frieden ihres Hauses Bresche schlug.
Und als sie ihn mit etlichen Bänden unter dem Arm aus der Droschke steigen sah, rannte sie rasch hinaus, um sich verleugnen zu lassen.
Dann, als er fort war, stürzte sie sich über die Bücher, die er dem Mädchen für sie gegeben hatte.
Einige hatten lateinischen Druck und sahen überhaupt arg wissenschaftlich aus. Aber schließlich verstand man sie doch. Sie las bald in dem einen – bald in dem anderen, und was sie las, peitschte das Blut und stieg zu Kopfe wie süßer Wein.
In allen war von »dem Willen zur Macht« – und von »Befreitsein« – und dem »Recht auf Ausleben« und der »Religion der Leidenschaft« – und ähnlichen Dingen die Rede. – In allen wurde die reine Schönheit als Endziel menschlichen Strebens gepriesen. – In allen kehrte das Wort »Individualität« zu unzähligen Malen und in unzähligen Beziehungen wieder. – In allen lernte man auf seine Mitmenschen als auf eine stumpfe, niedrig geborene, verquälte und versklavte Masse in kraftvollem Stolz herniederzuschauen. In allen erging man sich in seliger Einsamkeit – oder doch nur mit ganz wenigen gleichdenkenden Edelmenschen zusammen – auf freien, sturmgepeitschten oder von ewig heiterem Äther umspielten Bergeshöhen.
Es war ein stetes Weihrauchopfern, ein unersättliches Sichsattrasen, ein süßes Morden, eine hymnensingende Vergewaltigung in diesen Blättern, die nur von Rausch und Traum, von Lebensfesten und Verzückungen zu reden wußten.
Und eine Decke von Rausch und Traum breitete sich auch über Lillys Seele. Ihr war, als säße sie in einem saphirblauen Nebel, den ferne Gluten mit purpurnen Bändern durchflochten. Als höre sie Musik, eine heiße, zornige Musik, die in unaufgelösten Dissonanzen vorwärts stürmte, wie ein Mänadenhaufe alles niederreißend, was ihr in den Weg trat … Als klettere sie an senkrechten Felsen hinan, immer höher, immer höher, mit stetem Schwindel kämpfend, der sie hintenüber in den Abgrund zu reißen drohte. Doch sie sank nicht, sie stand an glasharte Grate geklammert, die ihr die Hände wund schnitten, und lachte hinunter – lachte – lachte – – über all das arme Gesindel, das unten herdenweise einherkroch und sich in Not und Kot für sein bißchen tägliche Nahrung zu Tode schinden ließ …
Dann wieder tat es ihr leid, daß sie allein so hoch gestiegen war, daß es ihr auf diesen wilden, sonnengoldenen Höhen so gut ging, während alle die anderen von der nahen Erlösung keine Ahnung hatten. Sie wollte den armen, hungernden Brüdern und Schwestern die Hand reichen, um sie mit sich emporzuziehen. – Aber die vermochten sie und ihre Heilsbotschaft – »Heilsbotschaft« hatte er gesagt – nicht zu verstehen. Sie sah verfallende Gesichter, von denen der Schweiß des Todes troff – stiere Augen, die von dem blanken Lohnpfennig sich nicht lösen konnten – hochschwangere Leiber, die aufgedunsen waren und ausgemergelt zugleich.
Die Arbeiterin fiel ihr ein in Richards Packsaal, die mit fiebrigen Händen die halbeingewickelte Puppe vor sich tanzen ließ. Sie und die anderen alle mit dem scheuen Haß und der hoffnungslosen Sehnsucht in den müden Augen.
Und so erstand die Liebe zur Fabrik, die jener Tag der Schmach für immer ausgelöscht zu haben schien, aufs neue in ihr. Als eine stille, schmerzliche Zärtlichkeit, ein Vorfrühlingsbangen, wie es im Schnee des Februar unsere Seele erzittern macht.
Dies freilich mochte der Sinn und Zweck der Bücher des Herrn Doktor Salmoni nicht gewesen sein. Einen anderen aber erfüllten sie umso vorzüglicher: Der »leise Zahnschmerz« wuchs zur Qual. Das Verlangen nach einem Manne – irgend einem, der sie verstand und mit sich riß, irgend einem, wenn es nur nicht Richard war – dieser grelle, schneidende Wunsch überfiel sie so mächtig, daß sie nicht aus, nicht ein wußte, daß sie unter seinen Geißelhieben hinzusterben meinte.
Irgendwo mußte der eine doch zu finden sein. War es nicht möglich, daß ihn in diesem Menschenozean eine gnädige Welle ihr entgegenwarf? –
Und eines Abends kleidete sie sich an – schlicht, dunkel, einem heimkehrenden Schneiderfräulein gleich – und schlich sich auf die Straße hinunter, wie es früher ihre Gewohnheit gewesen war, als noch Richards Haus sie mit tausend heimlichen Fäden an sich gezogen hatte.
Da sie aber im Herumtreiben nicht bewandert war und irgend ein Ziel haben mußte, so schlug sie, der neu erwachten Liebe folgend, den gewohnten Weg zur Alten Jakobstraße ein, ging schaudernd zwei alten Stutzern und einem frechen Ladenjüngling aus dem Wege und landete schließlich vor dem berühmten Marmorportal, dessen vergitterte Tore ihr, der Ausgewiesenen, ein eisernes Halt entgegenriefen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße stand sie lange, an ihre alte Tür gedrückt, und starrte nach dem Hause hin, an dem ihr Schicksal sich festgeankert hatte.
In den Zimmern der Mutter brannte auch heute noch Licht.
Wie ihre kalten, klaren Augen selber sahen die zwei Flammen des Kronleuchters sie an. Die anderen waren – aus größerer Sparsamkeit wahrscheinlich – nicht angezündet worden.
Von der Fabrik ließ sich nichts entdecken als die Spitze des hohen Schornsteins, die dunkel über das Dach des vorgelagerten Wohnhauses herüberragte.
Ein karger Gruß, aber doch ein Gruß! Gern hätte sie auch mit der geliebten Treppe ein stilles Wiedersehen gefeiert, aber sie wagte sich nicht mehr über die Straße hinüber.
Dann, wie nach einer vollbrachten guten Tat, begab sie sich beruhigt auf den Heimweg.
So trieb sie es im Laufe der Woche wohl drei einsame Abende lang und fing schon an, diese zwecklosen Streifereien als eine Art von Lebensbedürfnis zu empfinden.
Da geschah es, daß, während sie sich gerade in dem schützenden Dunkel der gewohnten Türnische häuslich einrichten wollte, ein schlanker, eleganter Herr, der desselben Weges gekommen war, stehenbleibend vor ihr den Hut zog.
Sie erkannte Doktor Salmoni.
So erschrocken war sie, daß sie sogar das Wiedergrüßen vergaß.
Wenn er sie an Richard verriet, war sie gebrandmarkt. Der mußte ja annehmen, daß Eifersucht – oder gar noch Schlimmeres – sie heimlich vor sein Haus trieb.
»Tja, meine Gnädige,« begann er, die Worte wohlgefällig im Munde wälzend, »daß wir beide uns gerade vis-a-vis der bahnbrechenden Liebert & Dehnickeschen Kunstrichtung begegnen, hat ja an sich etwas Rührendes … Ich bin, wie Sie wissen, eine leise Natur – eine Seele auf Socken, wenn ich mich so ausdrücken darf … und darum frage ich gar nicht erst, welch ein Zug des Herzens Sie hierher verpflanzt hat … Man kennt das alte Märchen von der Königin, die auszog, ihren König zu suchen und am Ende einen Schweinetreiber fand … So kann eine Perle schließlich auch in eine Zinkgußfassung hineingeraten … Absichtlich hätte ich mir übrigens nicht erlaubt, Ihnen zu folgen … Eine gewisse stumme Linienmusik verführte mich dazu … Vielleicht schillerte auch eine gewisse Ahnung von Glanz – so durch … Aber man soll einen jungen Fasan nicht vor der Zeit schießen … Ausreifen lassen, teuerste Frau, ist ein höchst gesunder Wahlspruch, und nicht bloß in der soi-disant-Liebe … Da ist nun freilich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, sich an Wahlsprüche zu halten … Das schmeckt nach Biederkeit … Und Biederkeit schmeckt nach virginischem Rollentabak … Der stinkt und wird weit und breit gepriesen, weil er stinkt … Merken Sie den Tiefsinn, der da drin liegt, gnädige Frau?«
»Ich möchte fort,« bat sie. »Wenn wir hier zusammen gesehen werden!«
»O, hier – dürften wir – allenfalls zusammen gesehen werden,« erwiderte er mit einem kindlich-frohen Auflachen, »denn es gehört schon eine etwas perverse Phantasie dazu, um anzunehmen, daß wir uns grade den Platz vor diesem Hause zu einem geheimen Stelldichein ausgewählt haben sollten. Aber wie Sie befehlen.«
Er bot ihr den Arm, den sie jedoch ablehnte.
Und dann schritten sie nebeneinander durch krause, dunkle Straßenzüge dem fernen Westen zu.
Er redete weiter auf sie ein. Ein Einfall brachte den anderen. Aus einem Feuerrade löste sich ein neues los. Manchmal war es ihr, als habe er sie ganz vergessen, als spreche er nur, um sich an den Spielen seines Geistes zu ergötzen. So ganz schien dem, was er sagte, eine Bezugnahme auf sie selbst und ihr armes Dasein zu fehlen. Aber dann fand sie sich wieder zurecht. Nein, sein Gold war doch für sie gemünzt gewesen. Er gab nur zu viel. Ihrem Hirne fehlte der Raum, es aufzusammeln.
Mit elastischen, ein wenig trippelnden Schritten ging er neben ihr her. Der Spazierstock, dessen Knauf er in die Tasche gesteckt hatte, wippte an seiner Schulter. Sein weißes Seidenhalstuch glänzte. Sonst sah sie nichts von ihm. Und er redete, redete. Manchmal war's ihr, als klatsche eine Ohrfeige auf sie nieder, manchmal fühlte sie sich von leisen Zärtlichkeiten gestreichelt.
Wenn er Richard und dessen Genossen verhöhnte, hätte sie ihm gerne widersprochen. Aber er nannte ja niemals einen Namen. Zudem schien es ihr, als habe sie schon immer dasselbe gedacht.
Mit Vorsicht spielte er auf ihre aristokratische Vergangenheit an, wählte Bilder aus dem Landleben, pries die verschwiegenen Wonnen der Ritte zu zweien und den Rausch, den die rotgoldene Morgenfrühe gibt. Manchmal schien es, als sei er überall mit dabei gewesen.
»Ich habe viel auf Schlössern gelebt,« fügte er erklärend hinzu. »Ich kenne das alles.«
Ja, wenn er auch die gleiche Vergangenheit hatte!
Und so bohrte er sich immer weiter in ihre Seele hinein.
Als er von den Büchern zu sprechen begann, die er ihr gebracht hatte – den abgewiesenen Besuch überging er schonend – da wagte sie einen matten Widerstand.
»Bitte, leihen Sie mir nie mehr so was,« flehte sie.
»Und warum nicht?«
»Es macht mich wirr und krank und – ich weiß nicht … Sie sagten, es würde mich zu mir selber führen. Aber im Gegenteil! … Manchmal ist mir, als würde ich allem fremd, was ich immer für recht und für heilig hielt.«
»Vielleicht soll das so sein,« erwiderte er und ließ den Spazierstock tanzen. »Vielleicht ist dies die erste Forderung, die ich sozusagen im Namen eines höheren Lebens an Sie zu stellen habe … Lassen Sie mich Ihnen übrigens eine kleine Geschichte erzählen, die hierher gehört: Es waren einmal zwei alte, tüchtige Missionare. Die wollten, um einem tiefgefühlten Bedürfnis abzuhelfen, im Innern Afrikas das Christentum verbreiten … Es muß solche Käuze nicht grade geben, aber es gibt sie nu mal … Und um ihre Bekehrungspredigten besonders feierlich und überzeugend zu gestalten, hatten sie eine kleine, tragbare Orgel mitgenommen. Die schleppten sie mit saurer Mühe in der hoffnungsvollen Tropenhitze viele hundert Meilen bis in das tiefe Innere hinein, wo die armen, nackten Heiden wohnten, die sie aufs Korn genommen hatten … Dort stellten sie die Orgel auf, und so konnte es denn losgehen … Aber kaum hatten die armen, nackten Heiden den ersten Ton vernommen, da langten sie sich ihre Keulen und schlugen die tüchtigen Missionare tot – wegen der Geister natürlich, die in dem Kasten wohnten … So macht's das Leben mit uns, meine Teuerste, wenn wir ihm auf der alten, braven Orgel unserer moralischen Forderungen etwas vorspielen wollen.«
Lilly fühlte, daß sie gegen diese geistige Übermacht nicht anzukämpfen vermochte. In schweigender Unterwerfung neigte sie den Kopf.
Und als er jetzt, ohne zu fragen, ihren Arm in den seinen legte, wagte sie nicht einmal zu zucken.
Sie schritten an finstern Fabrikmauern entlang, in deren schwarze Massen ab und zu eine Laterne ihren milchweißen Lichtkreis schnitt … Baugerüste streckten ihre Knochenarme gegen den schwefelgelben Wolkenhimmel. Hin und wieder drang die Glocke elektrischer Bahnen aus gleichlaufenden Straßen herüber.
»Wo gehen wir?« fragte sie ängstlich.
»Wir gehen der menschlichen Gesellschaft aus dem Wege,« erwiderte er. »Und wenn ich die Konjunktur des Augenblicks ausnutzen wollte, so würde ich Ihr Verlorensein, Ihr Gefühl der Schutzbedürftigkeit wohl zu meinen Gunsten zu verwenden wissen … Aber ich bin nun einmal keine berechnende Natur. In allen Sachen der Empfindung bin ich wie ein Kind. Was mir der Himmel schenkt, das nehme ich. Sind Sie nicht auch so?«
»Ich bin zu schwer geartet,« antwortete sie, bereit ihm ihr Innerstes zu öffnen. »Ich mache mir über alles Gedanken.«
»Es fragt sich nur, welche,« sagte er heiter.
Sie wollte reden. Wollte ihm alles sagen … Ihr war, als müsse sie ihm ihr Herz auf der flachen Hand entgegentragen, damit ihm ja nichts verborgen bliebe. Aber die Scham vor seiner allzu großen Klugheit hielt ihr den Mund versiegelt.
»Warum geben Sie sich die Mühe, mit mir dummem Ding hier rumzugehen?« fragte sie, um ihm wenigstens ihre Demut zu zeigen.
»Weil ich vielleicht eine Mission in Ihrem Leben zu erfüllen habe,« erwiderte er. »Vielleicht, sage ich … Denn man kann ja nie wissen, ob Reflexe sich in Gefühle umzusetzen vermögen. Gewisse moments psychologiques werden uns das erst lehren.«
Was er hiermit meinte, verstand sie nicht, aber ein banges Glücksgefühl kam über sie bei dem Gedanken, daß ein so mächtiger Mann sich wirklich und wahrhaftig in Großmut ihrer annehmen wollte.
»Du bist nun ganz in seiner Gewalt,« dachte sie, »und was er mit dir machen will, das wirst du sein.«
Als er jetzt ihren Arm ein wenig fester an sich zog, drückte sie heftig dagegen, so daß seine Hand für einen Augenblick auf ihrer Brust zu liegen kam.
Da übermannte sie der Schrecken darüber, daß er denken könne, sie biete sich ihm an, sie werfe sich fort.
Wenn er sie heimgeleitete, wenn er verlangte – –
»Ich möchte in eine Bahn steigen,« stammelte sie, »ich bin sehr müde.«
Er pfiff nach einer Droschke, die grade aus dem Nebel daher gewackelt kam.
»Nein, nein,« stieß sie hervor, nur bedacht, das Glück seiner Freundschaft nicht zu verscherzen. »Nicht mit Ihnen … Ich muß allein nach Hause … Der Leute wegen. Und auch – –«
Sie riß den Arm aus dem seinen und rannte der nächsten Haltestelle zu, so rasch, daß er gerade zu folgen vermochte. In den ersten besten Wagen sprang sie und sagte ihm kaum »Adieu«.
Aber es war kein trauriges Lächeln, mit dem er ihr nachsah.
Er mochte, er sollte nur triumphieren.
Sie, Lilly Czepanek, strebte ja wieder zur Höhe empor.
Drei Tage später trafen sie sich von neuem. Diesmal in großer Gesellschaft … Man kam aus einem Chantanttheater des Nordens und wollte den angebrochenen Abend in dem Hinterzimmer eines bürgerlichen Weinhauses faschingsgemäß zu Ende führen.
Ein unglücklicher Zufall fügte es, daß der Platz an ihrer Seite, den sie ihm sorgfältig offen gehalten hatte, in die Hände eines anderen geriet.
Der Sekt erhitzte die Gemüter.
Lilly – aus Trotz und Langeweile – trank mehr als ihr gut war.
In ihren Augen entbrannte herausfordernde Lustigkeit … Ihre Wangen färbten sich mit dem Rotapfelhauch, den alle an ihr liebten … Ihr Lachen wurde heller, ihre Glieder bewegten sich lässiger.
Plötzlich wurde der Ruf laut: »Lilly soll sich produzieren!«
Der Schreck fuhr ihr heiß zum Herzen.
Noch nie hatte sie gewagt, in seiner Gegenwart etwas zum besten zu geben. Man hatte auch kaum danach verlangt, denn wo er war, bildete er ja den Mittelpunkt.
Aber sie fühlte: Heute kann ich es – heute will ich ihm zeigen, wer ich bin.
Sie stand auf, warf die Haare aus der Stirn zurück und schüttelte sich. – Wie sie's gewohnt war, um die Lilly des Alltags, die Lilly der Zaghaftigkeit, der Herzbeklemmungen, der Menschenfurcht und der Gliedersteifheit mit einem Rucke von sich abzuschütteln.
Und dann ging's los.
Zuerst kopierte sie die schöne Otero und krähte und oléte, so daß alle vor Lachen sich wanden … Dann ging sie zu einigen Kabarettgrößen über … Flötete in fingerlutschender Einfalt: »Laß mich ein – in dein Kämmerlein …« Gröhlte mit drolligem Brummbaß in einen hohlen Topf hinein: »Ich war Ambassadeur …« Und girrte, hinter dem Kleiderständer halb versteckt, das Lied von der leidenschaftlichen Gurrtaube: »Gurre – gurre – gurre – kiek.«
Zum Schlusse sollte sie noch einen Fandango tanzen. Sie wehrte sich, aber es half ihr nichts.
Die Tische wurden an die Wand geschoben, und zwischen den Zähnen Musik machend, jagte sie toller denn je im Zimmer umher, bis sie halb ohnmächtig in einer Ecke zusammenfiel.
Der Jubel wollte kein Ende nehmen.
Die Frauen küßten sie ab, die Männer streichelten ihr Arme und Haar, der steife Assessor schlug einen Tusch an, und Richard stand, vor Stolz ganz blaß, in seiner Napoleonsstellung da und knuspelte an seinen Schnurrbartenden.
Doktor Salmoni aber blieb traurig und bescheiden lächelnd abseits, als ob ihn das alles nichts im mindesten anginge.
Nur aus einem kurz aufzuckenden Blicke des Verständnisses, der sie traf wie ein Lorbeerwurf, erkannte sie, daß er wohl wußte, für wen das alles gewesen war.
Als man aufbrechen wollte, glühte sie noch in Sturm und Rausch.
Ja, das war der Rausch, der echte, von dem er jüngst gesprochen hatte! Wie eine singende Flamme brannte er durch Herz und Glieder.
Er selber holte ihr den Pelzmantel, – denn Richard hatte grade mit dem Bezahlen zu tun – und während er die Zobelboa behutsam um ihre Schultern legte, flüsterte er dicht an ihrem Ohre: »Darf ich morgen kommen?«
»Ja,« schrie sie heraus, über sich selbst erschreckend. Aber dann – im Trotze gegen die eigene Feigheit – kehrte sie sich auf dem Hacken kurz nach ihm um und rief ihm vier-, fünfmal ins Gesicht, grell, als geschehe es im Zorne: »Ja, ja, ja, ja!«
»Was ist denn?« fragte man ringsum.
Aber sie lachte nur kurz auf. Was gingen die andern sie an? … Denn strebte sie nicht wieder zur Höhe empor?
Am nächsten Morgen war alles ein spukhafter Traum. Nur eines stand klar vor ihr: Er wird kommen!
In bangem Stolze reckte sie sich, während der Jubel ihr noch in den Ohren klang.
Nun wußte er, wer sie war: Kein dumpfes, in Halbheit verschrumpftes Geschöpf der Niederungen, keine Sklaven-, keine Herdennatur, die, in Angst um Schickliches erstarrend, sich freiwillig zur Närrin jeder Formel macht … Nein, ein freier, stolzer, lichttrinkender Höhenmensch, ebenso wie er, eine von jenen mänadischen Vollweibern, die tanzend über Abgründe hinwegrasen und des Todes spotten, wenn er sie schon in den Klauen hält.
Und dann kam der Kleinmut wieder. Schließlich, was hatte sie weiter getan, als in Champagnerlaune ein paar Couplets gesungen und einen ausgelassenen Tanz getanzt? … Hatte sich benommen wie eine Tingeltangeldiva und von einem halbbetrunkenen Publikum einen höchst zweifelhaften Beifall eingeheimst.
Wenn weiter nichts dazu gehörte, um zu den Auserwählten gezählt zu werden – den Lachenden und Gewaltigen, von denen Doktor Salmonis Bücher sprachen!
Nein, o nein! Was er nach allem für sie fühlen konnte, war nichts wie Verachtung, höchstens Bedauern … Und wenn er heute wirklich kam, so geschah das nur, um es ihr ins Gesicht zu sagen. Um sie ihre Niedrigkeit fühlen zu lassen und dann in wohlwollender Unberührtheit seines Weges zu gehen.
Aber sie wird das nicht dulden. Sie wird sich an ihn klammern und ihm zurufen: »Du hast versprochen, mich zur Höhe zu führen aus dieser Jämmerlichkeit heraus, dieser Schalheit, dieser Öde! … Nun halte dein Wort! … Verlaß mich nicht … Ich will alles tun, was du begehrst! Ich will dein Geschöpf sein, deine Sache. Aber verlaß mich nicht!«
In fiebriger Erwartung kleidete sie sich an, wellte die Haare, gab den vom Nachtschwärmen blaß gewordenen Lippen ein wenig Rot und machte sich überhaupt so schön, wie sie nur irgend konnte.
Gegen zwölf Uhr klingelte es …
Er?
Nein, es war Frau Jula.
Was wollte die mit einemmal?
Wie auf eine Verabredung waren beide sich seit jenem Abend der Geständnisse aus dem Wege gegangen. Und jetzt gerade – ohne sich vorher anmelden zu lassen – stand sie da, machte ihr treuherzigstes Gesicht und wünschte eine kleine Unterredung.
»Ich werde Sie wirklich nicht lange aufhalten, mein Süßes. Ich kann mir ja denken, Sie erwarten Besuch.«
»Nicht daß ich wüßte,« erwiderte Lilly, fühlend, wie sie errötete.
»Leugnen Sie gar nicht erst viel … Herr Doktor Salmoni kommt … Ich kenne den Witz. Ich hab' auch mal so dagestanden, bald blaß und bald rot, und hab' auf ihn gelauert … Bloß mein Morgenkleid war nicht so engelhaft resedafarben wie Ihres … Es war bloß bordeauxrot … Ihm is es egal … Er nimmt uns auch in Bordeauxrot.«
»Was wollen Sie damit sagen?« stammelte Lilly.
»Gott, was werd' ich damit sagen wollen? … Für den Herrn Doktor Salmoni ist unser Kreis mit den vielen hübschen und legeren Weibern eine Art von Fischbassin … Da käschert er sich von Zeit zu Zeit was raus, worauf er grade Appetit hat … Jetzt sind Sie daran, mein Süßes.«
»Das ist Verleumdung,« rief aufflammend Lilly. »Nie hat er mir den Hof gemacht, nie ist von Liebe zwischen uns die Rede gewesen.«
»Is ja auch gar nich nötig,« erwiderte Frau Jula und lachte schadenfroh. »Mit solchen Kleinigkeiten gibt sich der Mann gar nich erst ab. Der weiß, daß wir ihm zur richtigen Zeit auch ohne das ins Netz rennen.«
Lilly fühlte sich immer zorniger werden.
»Zwischen ihm und mir hat es sich nur um hohe und reine Dinge gehandelt, um ein stolzes und freies Menschentum … Und wenn Sie und Ihresgleichen eine solche Sprache nicht verstehen können, wenn Sie durchaus –«
»Halt, mein Süßes!« sagte Frau Jula, »werden Sie nicht ausfallend. Ich bin in guter Absicht zu Ihnen gekommen … Bei den anderen – da war es mir toute même chose. Da hab' ich mir noch den Mund geleckt … Aber Sie hab' ich nu mal lieb. Wenn Sie auch nichts mehr von mir wissen wollen … Sie soll er mir lassen, wie Sie sind. Und als ich gestern sah, daß es wieder mal mit Gottes Hilfe so weit is, da hab' ich keine Ruh' gehabt. Ich hab' zu Ihnen kommen müssen, noch ehe er –«
»Sie irren wirklich,« sagte Lilly, konnte sich aber nicht entbrechen, verstohlen nach der Uhr zu sehen.
Frau Jula, der dieser Blick nicht entgangen war, schnitt eine kleine Grimasse.
»Lassen Sie man, wenn es klingelt, wutsch ich durchs Fremdenzimmer raus. Aber bis dahin hoff' ich meine Arbeit getan zu haben … Sehen Sie, Kindchen« – sie setzte sich in eine Sofaecke und zog Lilly zu sich nieder – »das Verlangen wieder hochzukommen, haben wir armen Weiber ja alle, oder hatten es wenigstens einmal, als wir wie Sie, dem einen noch leidlich treu waren. – Und da setzt Herr Doktor Salmoni denn ein … Bei mancher könnte er's billiger haben, aber er liebt es mal so! Er muß uns erst einspeicheln wie die Natter ihren Spatz Er hat auch verschiedene Methoden. Bei einer kalten Schnauze, wie der Karla, macht er's anders als bei uns, das versteht sich. Aber bei unsereins fängt er es so an: ›Meine teure Gnädige, ich bin immer wieder erstaunt, Sie in einer solchen Umgebung zu sehen. Sagen Sie mir, was haben Sie eigentlich hier zu suchen?‹«
Lilly zuckte zusammen.
»Na war's so – oder war's nicht?«
»Ja – aber –«
»Also ja. Mehr wollt' ich nicht wissen … Hierauf folgt die Schilderung der Gefahren, die uns drohen, wenn wir in unserer Knechtschaft so weiterleben. Besonders die Pflicht hat er auf dem Strich, die kann er nicht leiden. Die kann er partout nich leiden. Als ob wir's mit unserem bißchen Pflicht schon so ungeheuer genau nähmen – Göttchen! … Na, war's so?«
»Es war schon so,« stammelte Lilly, »aber –«
»Na also … Und dann wird er uns befreien. Er wird uns führen. Er ist ja der vereidigte Bergführer, ›empor‹ – ›zur Höhe empor‹ – was?«
Lilly wandte sich ab, um nicht zu zeigen, wie die Schamröte ihr in die Wangen schlug.
»Und dann kommen die Bücher ran … Ein elendes Geschwafel. Das hat ein unreifes Kleinzeug dem großen Nietzsche nachgeschrieben … Aber reinfallen tun wir alle darauf … Das geht uns ins Blut wie spanischer Pfeffer – da werden wir ganz bedudelt von … Und was uns hinterher am meisten ärgert, ist, daß man dem Gauner sein wehleidiges Pathos geglaubt hat, obgleich ihm der räudigste Cynismus aus allen Knopflöchern guckt. Aber man ist ja so strohdumm. Und er ist so klug – so klug. Ja, klug ist er, das muß ihm der Tod lassen.«
»Wie fängt er's aber an,« fragte Lilly, die nicht mehr recht wagte, ihn in Schutz zu nehmen, »daß es so aussieht, als weiß er alles, als hat er alles Vergangene mit einem miterlebt?«
»Ja, Kindchen. Leuten in gleichen Verhältnissen muß auch ungefähr das gleiche begegnet sein … Und das rekonstruiert er sich. – Bei uns, die wir vom Lande stammen – ich bin eine Gutsbesitzerstochter – hat er Ihnen nicht auch so beiläufig beigebracht, daß er einen großen Teil seiner Jugend auf Schlössern gelebt hat?«
Lilly bejahte.
»Er ist nämlich – das hab' ich später rausgekriegt – bei einem jüdischen Domänenpächter in der Nähe von Breslau Hauslehrer gewesen, ist aber wegen seiner Frechheit bald an die Luft gesetzt worden.«
Mitten in dem Jammer ihrer Enttäuschung mußte Lilly hell auflachen.
»So ist's recht,« lobte die Freundin und streichelte ihre Hände. »Sie können übrigens wieder mal von Glück sagen. – Ich wünschte, zu mir wär' auch so eine gekommen. Denn hernach tut's bitter weh.«
»Ja, wie ist es denn – hernach?« fragte Lilly zögernd.
»Höchst einfach ist es hernach. Wenn er hat, was er will, dann ist die Geschichte für ihn erledigt. Dann knöpft er sich den Rock zu, sagt tief gerührt ›auf Wiedersehen‹, wird aber nie mehr gesehen.«
»Das ist nicht wahr,« schrie Lilly entsetzt. »Das ist nicht möglich. So hündisch kann man kein Weib behandeln.«
» Wird – nie – mehr – gesehn,« wiederholte Frau Jula. »Was denken Sie denn? – Der Mann hat Wichtigeres zu tun … Ich hab' mir die Finger wund geschrieben … Keine Zeile … Wo wird er doch! … Die Welter hat auf seiner Schwelle gelegen. Die Karla hat vor Wut die Gelbsucht gekriegt und so fort. Aber sein Name ist Haase. Wenn man ihm später am Kneiptisch begegnet, liest man noch nicht mal die leiseste Erinnerung in seinen Augen. Höchstens verulken tut er einen noch – wie die anderen.«
Erschrocken führte Lilly sich zu Gemüte, daß auch sie »später« einem Gewissen am Kneiptisch begegnet war und dann jedes Erinnern gewaltsam in sich ausgelöscht hatte, mochte er mit seinen Blicken noch so komisch-kläglich zu ihr herüberbetteln. Einer machte es wie der andere – in dieser Welt, in der man seine Würde wegwarf wie ein verpaßtes Kleid.
Sie barg das Gesicht an der Sofakante. Scham und Schuldbewußtsein schüttelten sie.
»Nu, nu,« tröstete Frau Jula. »Noch is ja alles gut.«
Und dann plötzlich klingelte es.
Lilly eilte zur Tür, um ihn wie damals durch das Mädchen fortschicken zu lassen, aber Frau Jula hielt sie zurück.
»Was fällt Ihnen ein,« flüsterte sie. »Soll er glauben, Sie fürchten sich vor ihm? Dann werden Sie ihn noch lange nicht los … Auslachen müssen Sie ihn. Verstehn Sie? Auslachen – tüchtig.«
Damit schlüpfte sie hinaus.
Lilly wollte ihr nach, wollte sie anflehen, bei ihr zu bleiben, – denn wie konnte sie ihm je gewachsen sein? – aber da trat er schon ein.
Hoch aufgerichtet sah sie ihm entgegen wie einem Todfeinde.
»Mein teures Kind,« sagte er und küßte ihr die Hand, die der seinen rasch wieder entwischte.
Er war sehr gewählt gekleidet, hatte strohgelbe Handschuhe an und hielt den Zylinder gegen die Brust gedrückt. Das Einglas tanzte auf seiner weißen Weste.
Ein beruhigtes Selbstbewußtsein, ein schlichtes Herrengefühl lag wie eine sanfte Glorie über sein Wesen gebreitet … Wie er sich in dem Sessel zurechtnestelte, wie er die Beine freundlich übereinanderlegte, ging eine selbstverständliche Unterjochung von ihm aus.
Aber in Lilly war nichts mehr von Angst oder Zagheit. Auch das Herzweh der Enttäuschung spürte sie nicht. Eine kühl bewußte Neugier war alles, was sie empfand.
Mit erstaunten Augen folgte sie jeder seiner Bewegungen. Wie er über das blanke Bürstenhaar strich. Wie er die Beinkleider hochzog, so daß die rottüpfligen Seidenstrümpfe über dem Knöchel zum Vorschein kamen.
Und immer wieder sagte sie zu sich: »Also das bist du. Das bist du.«
Und dann hub er zu reden an, mit einer leisen, nachsichtig liebkosenden Stimme, während seine eingekniffenen Augen an ihr auf und nieder strichen: »Sie sind erregt, mein teures Kind … Ich kann das wohl verstehen … Wenn zwei Menschen wie wir zum ersten Male im Leben ganz aufeinander angewiesen sind, geht die Empfindung leicht mit ihnen durch … Schämen Sie sich ihrer nicht … Was uns zusammengeführt hat, ist ein so zartes und subtiles Verstehen … Das Fluidum zwischen uns ist von einer so seltenen und flüchtigen Art, –«
»Ja, – besonders flüchtig,« dachte Lilly.
»– daß es wirklich schade wäre, wollten wir es nicht bis in alle seine Ausstrahlungen hinein kosten und genießen. Und dieser seelischen Gourmandise gegenüber wäre dann allerdings ein Übermaß von Gefühl – bei Ihnen, wie auch vor allem bei mir – leicht ein Hindernis.«
Wie er das sagte, sich mit leisem Schmatzen nach vorne und wieder zurückwiegend, fiel ihr der Kehrreim eines Wiener Liedchens ein, das auch zu ihrem Repertoire gehörte: »I hob' vül z' vül G'fühl.«
»Er hot vül z' vül G'fühl,« sagte sie zu sich, und ohne daß sie es hindern konnte, glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
Er sah das Lächeln wohl, das sie im tief geneigten Kinn zu verstecken suchte, aber er deutete es falsch.
»Es ist doch eine schamhafte Jungfräulichkeit in Ihrem Wesen,« sagte er mit bewunderndem Kopfschütteln, »die mich immer wieder in Erstaunen setzt.«
»O du Hanswurst,« dachte Lilly und lächelte wieder.
Nun stutzte er doch ein wenig. Denn er war nicht umsonst mit allen Hunden gehetzt. Und durch seine Lider brach ein Blitz von Gier und Argwohn.
»Oder aber,« fuhr er fort, »sollte gar von dem graziösen Humor, den Sie gestern abend in so überraschender Weise entwickelten, auch für heute noch etwas übrig geblieben sein?«
»Vielleicht,« erwiderte sie mit einem Augenaufschlag, der beinahe kokett war.
»O, das wäre ja durchaus famos,« sagte er und verklärte nun gleichfalls sein Gesicht zu einem spitzbübischen Lächeln, in dem Ulk und Dämonie einander die Wage hielten. »Gehören Sie zu denen, die heimlich zu lachen verstehen über – über – was weiß ich? – über den ganzen Weltenschwindel – über den ganzen Feetz – auch über sich selber, mein Kindchen – über sich selber, das ist die Hauptsache – dann sind wir eins in unserem Wesen – dann trennt uns nichts mehr! Dann – –«
»Verzeih mir Gott,« dachte sie und preßte das Taschentuch vor den Mund, um ihr Kichern zu verstecken.
»Auslachen,« hatte Frau Jula gesagt.
Er aber schien es für eine Lockung zu halten, einen freundlich zarten Wink, die Voranstalten abzukürzen.
Denn in demselben Augenblicke sprang er auf sie los, umgriff ihren Leib – –
Sie schleuderte ihn zurück – sie rang mit ihm.
Tränen der Scham und der Empörung stürzten ihr aus den Augen.
»Was ist aus mir geworden?« schrie es in ihr, während sie mit den Fäusten nach ihm schlug.
Mitten im Kampfe gelang es ihr den Knopf der Klingel zu erreichen.
Das Dienstmädchen erschien.
Er hob seinen Hut vom Teppich auf, murmelte etwas wie »Kanaillen« und verschwand. –
Verschwand in Zukunft auch aus dem kleinen Kreise, den er bisweilen beehrt hatte.
Von nun an strebte Lilly nicht mehr zur Höhe empor.