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III.
Aus dem Wartburgkrieg.

Erster Theil.
Im Thüringer Herren Ton.

Heinrich von Ofterdingen.
                  Das erste Singen hier nun thut
Heinrich von Ofterdingen in des edeln Fürsten Ton
Von Thüringen; der theilt' uns stäts sein Gut
Und wir ihm Gottes Lohn.
    Der Meister steht bereit im Kreiß,
Und ruft zum Kampf mit sich heraus die Sänger fern und nah;
Obgleich er nicht die Namen alle weiß,
Ein Kämpe steht er da.
    Nun höret, wie er kann des Kampfs mit allen Meistern pflegen:
Des Fürsten Preis aus Oestreich will er auf die Wage legen,
Ob man ihm die weiß aufzuwägen
Mit dreier Fürsten Milde: stellt die Besten ihm entgegen.
    Verdienen alle drei so hohen Preis
Durch mildes Leben,
In Diebesweis
Will er besiegt sich und gefangen geben.
 
Walther von der Vogelweide.
    Nun heb ichs hier mit Fechterschlägen:
Walther von der Vogelweide, so bin ich genannt.
Unbilde will zum Zorne mich bewegen
Mit Dem aus Osterland:
    Zum Haße bin ich ihm erweckt;
Auf seiner werthen Ritter Gunst thu ich zumal Verzicht.
Ihr Feind zu werden hab ich mich erkeckt:
Unbilde duld ich nicht.
    Morgen laß ich schauen, wer denn sei der edle Degen,
Der über alle Fürsten milde heißt und tugendreich.
Ich will ihn gegen Frankreich wägen:
Der König hat mehr Preises, als der Held aus Oesterreich.
    Wem nun im Kampf der Unsieg wird zu Theil,
Hört mein Begehr,
Daß Strang und Seil
Ihm schaffen soll ein Henker morgen her.
 
Der tugendhafte Schreiber.
    Herr Walther, laßt ihn heute frei.
Ich tugendhafter Schreiber tret ihm zu mit Sangesgier.
Wie möcht ein Fürst wohl werther sein als drei?
Nun saget, Meister, mir
    Mit Singen alle seine Tugend,
Wie er nach Gottes Hulden strebt, der Welt ein Vorbild gar,
So kenn ich Einen wohl von Kindes Jugend,
Ob dem ein edler Aar
    Zu allen Zeiten ist bereit zu hohem Flug gewesen;
Auch hat er vor den Feinden wohl des kühnen Löwen Muth.
Alexanders Buch hab ich gelesen:
Das ist der König, dem er gleich in milder Gabe thut.
    Seine Hand den Armen und den Reichen freut:
Sein Löwenmuth
Ist unbedräut;
Er freut sich, wenn er spenden mag sein Gut.
 
Ofterdingen.
    Wo nun Grießwärtel? Kampf ist kommen!
Der Kämpe Oestreichs steh ich hier und kann die Widerschläge.
Zwei Meister rühmen sich so gar vollkommen,
Daß sie Niemand zwingen möge.
    Im Angriff ist ihr Singen scharf,
Obgleich sie süße Sprüche drein zu flechten wißen auch.
Reinmar von Zweter, da ich dein bedarf,
Herbei nach treuem Brauch!
    Von Eschenbach der weise soll der andre Kieser sein:
So bleiben wir wohl vor Gewalt auf beiden Seiten frei.
Nun helfe mir das Recht gedeihn:
Von dem es sich noch niemals schied, der hat der Namen drei.
    Ihr Fürsten heißt sie kiesen auf den Eid!
Wer Tod begehrt,
Mir ist nicht leid,
Wenn er mit voller Wage wird gewährt.
 
Ofterdingen.
    Ihr Herren, wollt ihr hören mich,
So will ich von des Oesterreichers Tugend euch erzählen:
Vermag er wohlzuthun, so freut er sich.
Gott selber möcht ihn wählen,
    Da keine Tugend ihm gebricht,
Und stäts nach Gottes Huld sein Sinn auf Erden ringt und strebt.
Im Himmelreich man ihm die Krone flicht;
Nach Priesterlehr er lebt.
    Die Fraun sind seines Herzens Spiel, er grüßt auch jede Maid;
Er ehrt die Frauen alle um die Magd, die Gott gebar.
Bedrängten büßt er gern ihr Leid;
Was weiser Sinn erdenken mag, die Tugend hat er gar.
    Er hält auch wohl vor Königen sein Ziel;
Er ist kein Kind:
Wers merken will,
Vor ihm sind alle Fürsten nur ein Wind.
 
Der Schreiber.
    Sieben Fürsten sind des werth,
Den römschen König zu erwählen liegt in ihrer Hand:
Die kiesen Wen der Thüringer begehrt,
Hermann ist er genannt.
    Ist der König ihm zu kurz, zu lang,
Daß er dem Reich und all der Welt nicht schafft der Freuden viel,
So nimmts ihm Hermann wieder frei und frank
Und ordnet wen er will.
    An Kaiser Otto saht ihr das, genannt von Braunesweig:
Den schied er von dem Reiche, daß er alle Ehren misst.
Heinrich von Ofterdingen, schweig,
Und vergleiche mit einander nicht, was unvergleichbar ist.
    Ein Leithund, wenn er falsche Fährte spürt,
Das ist bekannt,
Und irre führt,
So straft mit Recht ihn seines Meisters Hand.
 
Ofterdingen.
    Herr Schreiber, ihr und eure Hand,
Sie mögen nicht mein Meister heißen euern Worten nach.
Reinmar von Zweter ist dazu benannt
Und Der von Eschenbach.
    Herr Walther zwingt sie allzumal,
Wieviel man guter Meister je in deutschen Landen sah.
Zum Edelfalken sprach die Kräh einmal:
Herr Kukuck, seid ihr da?
    Ihr thatet sicherlich an mir der frechen Krähe gleich,
Herr Schreiber, da ihr euch vermaßt, vom Leithund mir zu sagen.
An Künsten bin ich euch zu reich:
Drum müßt ihr wie ein Wolf zurück auf eigner Fährte jagen.
    Mein Dichten ist der Meisterkunst gerecht;
Ihr mögts nicht wehren,
Ruprecht mein Knecht
Soll euer Haar in Thorenweise scheren.
 
Der Schreiber.
    Nun werde friedlos unser Sang,
Da euer Knecht mein krauses Haar soll scheren Thoren gleich.
Herr Walther, kommt als Richter mit dem Strang,
Den Henker bringt mit euch.
    So zeig ich, was ich Kunst vermag:
Das sollen an mir schauen bald als Zeugen Weib und Mann.
Hab ich gesungen diesen ganzen Tag,
So heb ich recht erst an,
    Und ernt ich auch von Oesterreich des werthen Fürsten Groll.
Nun hört wie unser Singen hier mit Worten ist bewehrt.
Stempfel von Eisenach, der soll
Hier über beiden Kämpfern stehn mit seinem breiten Schwert.
    Wie einen Räuber soll er richten den,
Der unterliegt;
Die für ihn flehn,
All Herzeleid sei denen zugefügt.
 
Ofterdingen.
    Vom Fuße bis zur Scheitel hin
Lobt nun die Welt den reinen, werthen Herrn von Oesterreich.
Alle Fürsten sind ein Nebel gegen ihn;
Er ist der Sonne gleich.
    Die Milde mach ich euch bekannt,
Die Der von Oestreich pflegt; davon ist seine Ehre breit.
Welchem edeln Mann er giebt Gewand,
Seinem Weib wird auch ein Kleid.
    Der Frauen schickt er es ins Haus mit seiner milden Hand,
Daß sie mit Ehren sprechen mag: dieß gab der Edle mir.
Herr Schreiber, sucht in allem Land,
Wo findet ihr an dreien Fürsten solcher Tugend Zier?
    Meine Meisterschaft giebt euch den vierten auch
Noch willig frei:
Ihr dummer Gauch,
Nun bringet höher Lob nach Wahrheit bei!
 
Der Schreiber.
    Seine Mild' ist hohen Ehren gleich,
Wie Der von Ofterdingen meldet von der Fraun Gewand:
Die Tugend lieh dem Herrn von Oesterreich
Der aus Thüringerland.
    Der Landgraf hat den Ruhm erstrebt,
Daß aller Preis bei ihm zu Hause war von Kindesjugend:
Was in der Christenheit der Könge lebt,
Die danken ihm die Tugend.
    Er tilgt uns alle Schande, wie der Priester sühnend thut,
Wenn er den Sünder in der rechten Reue schaut.
Drum fließt ihm zu der Herren Flut;
Bedrängten büßt er gern ihr Leid: die Menge zeugt mir laut.
    Ihr reinen Fraun aus Thüringen, nun seht,
Der mich hieß Gauch,
Nicht ungeschmäht
Blieb' seine Mutter, wehrtet Ihrs nicht auch.
 
Ofterdingen.
    Der Landgraf ist von Kindesjugend
So milde, seiner Landesfürsten Keiner thuts ihm gleich;
Jedoch gewinnt er nie so hohe Tugend
Als Der von Oesterreich.
    All meine Finger schwüren wohl,
Daß er in seinem reinen Herzen höhern Wunsch nicht trage,
Als wie er dort die Seele bergen soll
Und hier der Welt behage.
    Man sieht in Oestreich zu dem tugendreichen Fürsten fliehn
So manchen freudenlosen Mann, den er von Kummer heilt,
Gleichwie die Bienen freudig ziehn
Zu ihrem Korbe, wenn ihr rechter Weisel drin verweilt.
    Nichtsoll mein Stempfel schonen, wenn euch dieß
Mein Herz ersinnt;
Ein Adler hieß'
Er wohl, wenn andre Fürsten Falken sind.
 
Biterolf.
    Ich Biterolf muß nun herbei,
Nicht länger schweigen mag mein Zorn: Herr Schreiber, weichet mir.
Ich sah ein Aas, der Haut schon bar und frei,
Und nah in Rabengier.
    Ein Kater deuchte sich so zart,
Daß er die Sonne freien wollte, da sie früh aufgieng,
Und nahm doch bald nach angestammter Art
Ein Thier, das Mäuse fieng.
    Ein Dummer stieß der Pfanne Stiel ins Fenster bei dem Thor.
Was ward daraus? die Schaufel selber konnte da nicht nach:
Das Breite ist noch jetzt davor.
Walther, Reinmar, ihr aller Meister, Der von Eschenbach,
    Mein Zorn läßt euch wohl schauen, was ich kann.
Tritt bald beiseit,
Du dummer Mann,
Heinrich von Ofterdingen, es ist Zeit.
 
Ofterdingen.
    Reinmar, laß von solchem Wahn,
Dein Dräuen und dein Gleichniss hat mein Singen nicht verwirrt.
Greifen Mäuse einen Kater an,
Wenn der bezwungen wird,
    Da müßen viel der Mäuse sein.
Ihr dummen Sänger gleicht dem Zorn des kleinen Thiergeschlechts;
Ich selber trete für den Kater ein
Und beiße links und rechts.
    Ich hätte wohl Thüringens Herrn zu rühmen selbst die Pflicht,
Daß würdiger kein König und kein Kaiser selber lebt,
Wär Der von Oesterreich nur nicht,
Der über alle Fürsten in so hoher Würde schwebt.
    Wer den edeln Herzog hat erschaut
Von Oesterreich,
Der zeugt mir laut,
Dem Adler wohl ist seine Milde gleich.
 
Biterolf.
    Tritt näher, Stempfel, mit dem Sehwert,
Und mög ich nun erstochen werden wie man Diebe sticht,
Find ich nicht einen Grafen Preisens werth.
Ich nenn ihn, es ist Pflicht:
    Wer war zu Mainz, an jenem Tag,
Da man dem Fulder Fürsten kränken wollte hohes Recht?
Der Thüringer den Stuhl von Köln zerbrach
Und machte Krumm gerecht.
    Da sah man werther Degen viel zu großem Zorn entbrannt,
Wohl tausend Schwerter rasch gezückt zu mannhaft kühner That:
Von Henneberg der Held erkannt,
In eines Löwen Wuth er vor Thüringens Herren trat.
    Wohl ward der Stahl der Bickelhaube roth
Des Tags genug,
Bis man für todt
Den edeln Vogt hin vor den Kaiser trug.
 
Biterolf.
    Daß Ehr ihm bei der Mannheit sei,
Scham und Milde, Treue, der Erbarmung gerne naht,
Thüringens Landesherr, Ihr steht mir bei,
Daß er das Alles hat.
    Ihm wichen viel der Fürsten gleich,
Als vor dem Thüringer er stand in eines Drachen Gier.
Das sah der edle Held von Oesterreich.
Heinrich, nun sag uns hier:
    Wo hat der Held von Oesterreich so Preisliches gethan,
Als der Hennenberger dort an Dem von Thüringland?
Er griff den edeln Fürsten an,
Dem Berner wärs genug gewesen als ihn Ecke fand.
    Da sprach der Landgraf selbst: »Er hat den Muth,
Ein Kaiserland
Und all sein Gut,
Das wär zu seiner Kühnheit wohl bewandt.«
 
Ofterdingen.
    Thüringens Herren will ich geben
Zu Hülfe Den von Brandenburg, den Hennenberger dort:
Kann Der von Oesterreich nicht schöner leben,
So thu mir Stempfel Mord.
    Zwei Augen mög ihm Gott bescheren
In den Nacken, und zwo Hände noch, das wär des Herren Leben:
Muß er mit zwein sich vor den Feinden wehren,
Daß zwo Bedürftgen geben.
    Als man den Ungarkönig mit dem Fürsten kämpfen sah,
Den Schild er zu dem Arme warf mit tugendreicher Hand;
Zu seinem Kämmrer sprach er da:
»Nun sorge, daß den Gehrenden werd ausgelöst ihr Pfand.«
    Auf Herren Tugend sollten sich verstehn,
Die Singens pflegen:
Wie schlecht bestehn
Nun, Die drei Fürsten setzten Ihm entgegen!
 
Reinmar von Zweter.
    Die Fürstin und die Frauen sind
Uns Beiden allzu nahe hier, das wird von mir beklagt:
Vor Zorn ja möcht ich zappeln wie ein Kind,
Dem man das Ei versagt.
    Deines Pralens ward hier allzuviel,
Heinrich von Ofterdingen! Reinmar will dein Feind nun sein,
Denn wer sich selbst zu Grunde richten will,
Wer hülfe Dem gedeihn?
    Wohl mag der Oesterreicher nicht so hohe Tugend tragen
Als nun vor allen Fürsten thut Thüringens Landgraf kund.
Wer überladen will den Wagen,
Der bricht ihn nur: dein Singen geht aus eines Thoren Mund.
    Gäb man nun allen Fürsten Engelnamen,
All sonder Spott,
Sprecht Alle Amen,
So wäre wohl der Thüringer ihr Gott.
 
Wolfram von Eschenbach.
    Heinrich von Ofterdingen sprich,
Weist du, wie Gott den Teufel seiner Hoffart willen band?
Muß ich dich binden, so verdrießt es mich,
In meines Herren Land.
    Von Eschenbach ich Wolferam,
Als Priester bann ich dich Beseßnen wohl aus diesem Kreiß:
Mir wären drum die Frauen alle gram,
Ließ' ich dir hier den Preis.
    Ich preise mir des Thüringers vor mancher Könge Leben:
Den Fürsten allen hat ihn Gott zum Vorbild hingestellt,
Die hier nach Würden wollen leben,
Wie sich um Gottes Huld geziemt und um den Ruhm der Welt.
    Heinrich von Ofterdingen, segne dich
Und flieh alsbald,
Eh grimmiglich
Von mir dir Blitz und Hagelsturm erschallt.
 
Ofterdingen.
    Herr Terramer, seid uns willkommen!
Nun drängt mich gar die Heidenschaft mit lautem Kriegsrufs Ton;
Doch wird noch heut ein Sturm von mir vernommen,
Daß nie Der von Narbon
    Gewaltger focht das Kriegesspiel,
Als er viel Heiden niederschlug, wie ihm gestand ihr Heer:
Auf Alischanz zerhieb er Helme viel,
Zerbrach er manchen Sper.
    Ein Frosch aus süßem Thaue sprang in eine heiße Glut;
Daß er unkunde Furt versucht, hat Mancher schon beklagt:
Wenn ihr dem Frosch nun ähnlich thut
Und suchen wollt die Furt an mir, das ist zuviel gewagt.
    Ihr Walther, Reinmar, Schreiber, Biterolf
Gleicht Gänsen traun,
Wenn sie den Wolf
Erkennen und sich wagen vor den Zaun.
 
Walther.
    Ich Walther muß mein Singen klagen.
Heinrich von Ofterdingen sprich, wie hast du dir gedacht,
Ich würde dir den Uebermuth ertragen,
Der mich in Zorn gebracht?
    Zu vorschnell meine Zunge war,
Als von dem Oesterreicher sie verzichtend Urlaub nahm.
Daß sie verschwelle samt der Kehle gar,
Weil Zorn mich überkam.
    Adamen that ich gleich damit, als er den Apfel schlang
Auf des Versuchers Rath, und doch dabei in Zweifel stund;
Das Wort bereu ich lebenslang:
Möcht ichs ergreifen, wie das Obst, ich bräch es aus dem Schlund.
    Viel hochgelobter edler Herzog werth
Von Osterland,
Mein Ruf begehrt,
Verzeih, daß ich mich je von Dir gewandt.
 
Walther.
    Einen König und zween Fürsten reich
Nur nehm ich aus, die Andern stell ich zu der Sterne Licht.
Die Besten sind dem Morgensterne gleich,
Der durch die Dämmrung bricht.
    Nicht länger laß ichs ungesagt:
Der zweien Fürsten Einer mag wohl gleich der Sonne sein,
Wenn sie die trüben Wolken all verjagt
Und stralt in vollem Schein.
    Heinrich von Ofterdingen sprich, wer mag der Edle sein,
Des Tugend über alle Fürsten gleich der Sonne ragt?
 
Ofterdingen.
    Von Oesterreich der Herre mein;
Von seiner Tugend wird noch viel gesungen und gesagt.
    Nun hört, ob ich ihn richtig meßen kann:
Wo er nur sei
Ist Leu und Mann,
Denn beider Herz und Großmuth wohnt ihm bei.
 
Walther.
    Der Tag muß doch preiswürdger sein
Als Sonne, Mond und Sternenglanz, wie ich vermeinen will:
Das gestehen gern mir hohe Pfaffen ein
Und weiser Laien viel.
    Wenn ich noch Zeugen schuldig bin,
So weiß ich weise Meister auszufinden fern und nah,
Die in der Schrift belesen sind und in
Der Lande Chronica.
    Edle Thüringer, Hessen, Franken, Schwaben, laßt euch fragen,
Wer mag der Fürst wohl sein, der all der Welt ist übergleich?
Thüringens Landgraf mag uns tagen;
So steht ihm nach als Sonnenschein der Held von Oesterreich.
    Der Tag die Welt mit Wild und Zahm erfreut,
Das ist bekannt:
Mit Freuden streut
Uns all sein Gut Hermann von Thüringland.
 
Ofterdingen.
    Heinrich von Ofterdingen klagt,
Ungleiche Würfel hier zu Land hat man ihm vorgelegt:
Walther hat falschen Preis an mir erjagt,
Nicht wie die Treue pflegt.
    Der Sonne glich er ihn; doch eh
Einem Fürsten weichen soll des Oesterreichers milde Hand,
Ich suche dich, und wärst du über See,
Klingsor von Ungarland.
    Auf dich berufen muß ich mich, und will dich auserwählen:
Deine Meisterschaft ist nun vor allen Singern auserkoren;
Ob du den Meersand solltest zählen
Und alle Sterne nennen, Heinrich ist noch unverloren.
    Ich will ihn suchen, das ist mein Begehr,
In Ungarland.
Klingsor muß her:
Dem ist die Tugend Oesterreichs bekannt.

    Vier Meister wollten seinen Tod:
Sie riefen Stempfeln oft herbei, sein Ende sollt es sein.
Die Fürstin sprach: »Wem je die Hand ich bot,
Der läßt ihn wohl gedeihn!
    »Herr Wolferam von Eschenbach,
Walther, Reinmar, der Schreiber, Biterolf, ich will euch flehn,
Wie meine Hülfe nimmer euch gebrach,
So laßt es gern geschehn.«
    Die Kieser sprachen: »Frau, wir thun gern immer eur Begehr:
Uns war ja dienstlich alle Zeit der Sinn zu euch gewandt.
Laßt ihn den Klingsor bringen her;
Es wird vielleicht noch lang, eh er ihn bringt aus Ungarland.«
    Sie sprach: »So fahr er ledig denn und frei
Wohin er will.
An Mainz vorbei
Geht unterdes des klaren Rheines viel.«


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