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47. Volkslied vom Tannhäuser.

       

    Nun will ichs wieder heben an,
Von dem Tannhäuser wollen wir singen
Und was er Wunders hat gethan
Mit Venus, der edeln Minne.

    Der Tannhäuser war ein Ritter gut,
Er wollte Wunder schauen.
Da zog er in Frau Venus Berg
Zu andern schönen Frauen.

    Als das Jahr zu Ende kam,
Ihm begann die Sünde zu leiden:
»Venus, edle Fraue fein,
Ich will wieder von euch scheiden.«

    Herr Tannhäuser, ihr seid mir lieb,
Daran sollt ihr gedenken,
Ihr habt mir einen Eid geschworen,
Ihr wollt nicht von mir wenken.

    »Frau Venus, nein, das hab ich nicht,
Ich will das widersprechen,
Und spräch das Jemand mehr als Ihr,
Ich hülf es an ihm rächen.«

    »Herr Tannhäuser, wie sprecht Ihr nun?
Ihr sollt bei uns verbleiben:
Ich geb euch meiner Gespielen ein'
Zu einem stäten Weibe.«

    »Und nähm ich dann ein ander Weib
Denn ich hab in meinen Sinnen,
So müst ich in der Hölle Glut
Auch ewiglich verbrinnen.«

    »Ihr sagt mir viel von Höllenglut,
Habt es doch nie empfunden:
Gedenkt an meinen rothen Mund,
Der lacht zu allen Stunden.«

    »Was hilft mir euer rother Mund,
Er ist mir gar unmäre.
Nun gebt mir Urlaub, Fraue zart,
Bei aller Frauen Ehre.«

    »Tannhäuser, wollt ihr Urlaub han,
Ich will euch keinen geben.
Nun bleibet, edler Tannhäuser zart,
Und fristet euer Leben.«

    »Mein Leben ist mir worden krank,
Ich mag nicht länger bleiben.
Nun gebt mir Urlaub, Fraue zart,
Von euerm stolzen Leibe.«

    »Herr Tannhäuser, wie sprecht ihr so?
Ihr seid nicht wohl bei Sinne.
Nun gehn wir in ein Kämmerlein
Und spielen der edeln Minne.«

    »Eure Minne ist mir worden leid,
Ich hab in meinem Sinne,
Frau Venus, edle Fraue zart,
Ihr seid ein Teufelinne.«

    »Herr Tannhäuser, wie sprecht ihr so,
Wie dürfet ihr mich schelten?
Verbliebt ihr länger hier bei uns,
Das müstet ihr entgelten.«

    »Frau Venus, nein, das will ich nicht,
Ich mag nicht länger bleiben.
Maria, Mutter, reine Maid,
Nun hilf mir von den Weiben.«

    »Tannhäuser, wollt ihr Urlaub han,
Nehmt Urlaub von den Greisen,
Und wo ihr in dem Land umfahrt,
Mein Lob das sollt ihr preisen.«

    Da schied er wieder aus dem Berg
In Jammer und in Reue:
»Ich will gen Rom wohl in die Stadt
Auf eines Pabstes Treue.

    »Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn,
Gott müß mein immer walten,
Zu einem Pabst, der heißt Urban,
Ob er mich möcht behalten.« –

    »Ach Pabst, ach lieber Herre mein!
Ich klag euch meine Sünden,
Die ich mein Tag begangen hab
Wie ich euch will verkünden.

    »Ich bin gewesen auch ein Jahr
Bei Venus einer Frauen:
Nun wollt ich Beicht und Buß empfahn
Ob ich möcht Gott anschauen.«

    Der Pabst hätt einen Stecken weiß,
Den stieß er in die Erde:
»Wenn dieser Stecken Blätter trägt,
Mag dir verziehen werden.«

    Da zog er wieder aus der Stadt
In Jammer und in Leide:
»Maria, Mutter, reine Magd,
Must ich mich von dir scheiden,

    »So zieh ich wieder in den Berg
Ewiglich und ohn Ende
Zu Venus, meiner Frauen zart,
Dahin mich Gott will senden.«

    »Tannhäuser seid willkommen hier,
Hab euer lang entbohren,
Seid mir willkommen, lieber Herr,
Zum Buhler auserkoren.«

    Darnach wohl auf den dritten Tag,
Der Stab hub an zu grünen.
Der Pabst schickt' aus in alle Land,
Wo Tannhäuser wär geblieben.

    Da war er wieder in den Berg,
Darin soll er nun bleiben
Bis er am jüngsten Tage fährt
Dahin ihn Gott will weisen.

    Das soll nie mehr ein Priester thun,
Den Menschen Misstrost geben.
Und will er Buß und Reu empfahn,
Seine Sünd sei ihm vergeben.


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