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21. Heinrich von Morungen.

3. Nachtigall und Schwalbe.

       

    Brauch ist bei der Nachtigall,
Wenn ihr Lied nun ausgesungen ist, so schweiget sie;
    Ich bin in der Schwalbe Fall:
Nicht um Liebe noch um Leid ihr Singen ließe die.
    Wenn ich nun ferner singen soll,
So mag ich wahrlich sprechen wohl:
Weh mir, daß ich dort so lange bat,
Dorthin so viel Flehens that,
Wo ich keine Gnade seh.

    Sing ich nicht und schweige still,
So heißt es, Singen stünde beßer mir, weiß Gott;
    Wenn ich aber singen will,
So muß ich dulden ihren Haß und ihren Spott.
    Wie soll man nun mit denen leben,
Die mit schönen Reden uns vergeben?
Weh, daß ihnen je so wohl gelang,
Und ich ließ um sie den Sang!
Singen will ich nun wie eh.

    Weh mir meiner besten Zeit,
Weh mir meiner lichten wonniglichen Tage,
    Die ich ihrem Dienst geweiht!
Nun jammert mich so mancher kummervollen Klage,
    Als sie hat von mir vernommen,
Die ihr nie zu Herzen konnte kommen!
Weh mir um so manch verloren Jahr!
Die gereuen mich fürwahr.
Kann ich sie verschmerzen je?

    Dinge, die sehr selten sind,
Hält man desto werther, nur nicht den getreuen Mann.
    Dem ist man nicht wohlgesinnt.
Verloren ist er, der nun nicht mit Untreu werben kann.
    Leider ward ich des gewahr,
Da ich treu ihr diente manches Jahr.
Weh, daß Treu mir nie zu Statten kam:
Darum duld ich langen Gram.
Dennoch dien ich, wies ergeh.


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