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18. Alte Lieder von Ungenannten.

1.
        Ich bin dein, du bist mein,
Des sollst du gewiss sein.
    Du bist beschloßen
In meinem Herzen;
    Verloren ist das Schlüßelein:
So must du stäts darinnen sein.
 
2.
          Floret silva undique:
Nach meinem Gesellen ist mir weh.
    Der Wald grünt allenthalben:
Wo ist mein Gesell so lange?
    Der ist geritten hinnen:
O weh, wer soll mich minnen?
 
3.
            Die Nachtigall, die sang so wohl,
Daß man ihrs immer danken soll,
    Und andre kleine Vögelein.
Da dacht ich an die Fraue mein:
    Meines Herzens Köngin soll sie sein.
 
4.
        Wär die Welt nun alle mein
Von dem Meer bis an den Rhein,
    Des wollt ich gerne darben,
Daß die Königin von Engelland
        läg in meinen Armen.
 
5.
          Zergangen ist der Winter kalt,
Der mich so lange mühte,
    Gelaubet steht der grüne Wald,
Des freut sich mein Gemüthe.
    Niemand kann nun werden alt,
Freude hab ich mannigfalt
Von eines Weibes Güte.
 
6.
          Komm, komm, Geselle mein,
Mit Verlangen harr ich dein.
Mit Verlangen harr ich dein,
Komm, komm, Geselle mein.
    Süßer rosenfarbner Mund,
Komm und mache mich gesund.
Komm und mache mich gesund,
Süßer rosenfarbner Mund.
 
7.
            Ich ersah den Sommer nie noch so schön und wonniglich:
Mit manchen Blumen wohlgethan gezieret hat die Haide sich.
    Sanges ist der Wald so voll,
Die Zeit thut auch den kleinen Vöglein wohl.
 
8.
            Ich hab ersehen was mir sanft an meinem Herzen thut:
Des grünen Laubes bin ich worden wohlgemuth.
    Die Haid erblühte wonniglich:
Daß sie der schönen Blumen hat soviel, des freu ich mich.
 
9.
            Springen wir den Reihen
Nun, Fraue mein,
    Und freun uns auf den Maien,
Uns kommt sein Schein.
    Der Winter schuf der Haide Noth;
Der ist nun zergangen,
Sie ist wonniglich befangen
Von Blumen roth.
 
10.
        Edle Herrin mein,
An Gnade mahn ich dich:
    Dein wonniglicher Schein
Will gar verderben mich.
    Erkenne, Süße, dich:
Du bist mir allzu wonniglich.
Refr.:       Nach dir ist mir Noth,
    Süße Fraue, Gnade, ich bin todt.
 
11.
              Ich will den Sommer grüßen   so gut ich immer kann.
Der Winter hat mir heuer   Leides viel gethan.
    Darum will ich ihn rufen   in der Frauen Bann;
Ich seh in lichter Farbe   den grünen Haideplan.
    So gehn wir mit Verlangen
Den Sommer zu empfangen;
Beginnen will ich selbst den Tanz,
        tragt Ihr darnach Verlangen.
 
12.
            In lichter Farbe steht der Wald,
Der Vögel Sang ertönet,
    Die Luft ist worden mannigfalt;
Des Maien Schönheit krönet
    Des Herzens Wunsch: wer wär noch alt,
Da sich die Zeit verschönet?
Herr Mai, euch wird der Preis alsbald,
Der Winter sei gehöhnet.
 
13.
            Nun laßt uns all nach Freuden gehn,
Die Zeit mit Sange wohl begehn:
Wir sehen lichte Blumen stehn,
Die Haid ist wonniglich und schön.
    Tanzen, Reihen, Springen mit Freuden und mit Schalle,
Das üben gute Kinder wie man soll,
Und Werfen mit dem Balle.
Mein Lieb ist aller Tugend voll;
Sagt, wie sie euch gefalle?
 
14.
            Sollt ich nun in Sorgen immer leben
Und andre Leute wären froh?
    Guten Trost will ich mir selber geben
Und mein Gemüthe tragen so
    Wie mit Recht ein selger Mann:
Sie sagen Alle, Trauern steh   mir allzu kläglich an.
 
15.
        Trauern sei nun abgethan:
Gehn wir auf den Haideplan,
    Wonnige Gespielen mein,
Da sehen wir der Blumen Schein
    Ich sage dir, ich sage dir,
Mein Geselle, komm mit mir.
Süße Minne, warte mein,
Mache mir ein Kränzelein:
Tragen solls ein stolzer Mann,
Der wohl Frauen dienen kann.
 
16.
            Frau, ich bin dir unterthan:
Laß mir Heil ersprießen:
    Ich diene dir soviel ich kann:
Soll dich das verdrießen?
    Nun willst du meine Sinne
In meine Macht beschließen;
Ich sollte deiner Minne,
Süße Minne, nun genießen.
Viel reines Weib,
Dein süßer Leib
Will mich zu heftig schießen.
Ich komme nicht aus deinem Dienst,
        ob alle Fraun michs hießen.
 
17.
            Ich hab alleine sehnlich Leid,   das thut mir also weh:
Daran ist Schuld der Winter kalt,   dazu der weiße Schnee.
    Käme mir die Sommerzeit,   so wollt ich zieren meinen Leib
Um ein wunderschönes Weib.
 
18.
            Der Winter zeigt die Meisterschaft
Den Blumen und der Weide,
    Zergangen ist all ihre Kraft,
Darüber klagt die Haide;
    Weh thut ihr Reif und kalter Schnee,
Davon so falbt der grüne Klee.
Die Vöglein schweigen von der Noth,
Sie leben all in Sorgen,
Weil ihnen Frost und Kälte droht,
So liegen sie verborgen.
 
19.
    Uns kommt die lichte Sommerzeit,
Die Haide prangt in grünem Kleid,
Gras, Blumen, Klee sie viel verleibt,
Die wachsen all im Widerstreit.
Refr.:       Wer nach Freuden werben will,
    Der habe Muth und Sinne viel.
 
20.
            Die Brünnlein, die fließen,   die soll man trinken,
Wer einen lieben Buhlen hat,   der soll ihm winken,
Ja winken mit den Augen   und treten auf den Fuß:
Es ist ein harter Orden,   wer seinen Buhlen meiden muß.

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