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29. Walther von der Vogelweide.

12. Das letzte Lob.

    Die Herren gebens Schuld den Frauen,
Daß der Welt Verfall so groß:
Sie sähen nieder in den Schooß
Und wagtens kaum empor zu schauen.
    Klagen hab ich auch gehöret,
All ihre Freude sei zerstöret,
    Längst schon seien sie verzagt
Wie am Glücke, so am Leben,
Trost woll ihnen Niemand geben:
Richtet nun: hier ist geklagt.

    Die Herrin scherzt mir zu empfindlich:
Sie sagt, ich habe ausgelobt;
Sie irrt, ich glaube gar, sie tobt!
Noch niemals lobt ich so verbindlich:
    Dürft ich vor den Ungetreuen
Die Guten sollte Lob erfreuen;
    Aber davon kehrt den Muth:
Nimmermehr lob ich sie alle,
Wie's den Losen auch missfalle,
Werden sie nicht alle gut.

    Ich kenn ein Weib, die es nicht neidet,
Lobt man sonst ein reines Weib:
So rein ist ihr holdselger Leib,
Daß sie der Guten Lob wohl leidet.
    Schönheit und ein reines Leben
Hat ihr der sie schuf gegeben:
    Der die zwei zusammenschloß,
Ei wie künstlich konnt er schließen!
Immer sollt er Bilder gießen,
Der dieß eine Bildniss goß.


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