Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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190. Der sterbende Vater

Ein guter Vater war sehr krank und dem Tode nahe. Da rief er noch am letzten Morgen seines Lebens seine Kinder an sein Sterbebette zusammen und ermahnte sie zu allem Guten; besonders aber befahl er ihnen, den christlichen Unterricht immer fleißig zu besuchen und mit Aufmerksamkeit anzuhören. – Liebe Kinder, sprach er, ich habe fünfzig Jahre lang gelebt und in dieser Welt viele Freuden genossen; die reinsten, seligsten, ja wahrhaft himmlischen Freuden aber hat mir die Religion gewährt; sie bewahrte alle meine irdischen Freuden rein, erhöhte und veredelte sie. Dieses bezeuge ich vor Gott.

Ich habe fünfzig Jahre gelebt und in dieser Welt vieles gelitten und manchen harten Kampf zu bestehen gehabt; in allen Leiden aber habe ich den besten Trost und die sicherste Stütze einzig in unserer heiligen Religion gefunden. Dies bezeuge ich vor Gott.

Ich habe fünfzig Jahre gelebt, bin öfters dem Tode nahe gewesen, ja ich werde jetzt den Abend sicher nicht mehr erleben und bezeuge es aus Erfahrung und vor Gott: Nur die göttliche Kraft der Religion kann dem Tode seine Schrecken benehmen; nur der heilige Glaube an unsern Erlöser kann uns Mut und Stärke geben, den wichtigen Schritt in die Ewigkeit getrost zu tun und vor Gottes Richterstuhl zu erscheinen, bestrebt euch daher, ihn, unsern göttlichen Erlöser, recht kennen zu lernen und seine heiligen Lehren zu befolgen, so werdet ihr Gott wohlgefällig sein, zufrieden leben und einst selig sterben. Die Kinder vernahmen diese Worte unter heißen Tränen. Der Vater starb in der nächsten Stunde; die Kinder aber bewahrten seine letzten Worte ihr Leben lang in ihrem Herzen, befolgten sie und lernten nun aus Erfahrung, daß sie die lautere Wahrheit seien.

Gottes Wort führt uns den Weg zum Heil;
wer ihm folget, wählt den besten Teil.


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