Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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38. Die Weide und die Eiche

Eines Morgens, nach einer furchtbar stürmischen Nacht, ging Vater Richard mit seinem Sohne Anselm auf das Feld hinaus, um zu sehen, ob der Sturm Schaden angerichtet habe. Der kleine Anselm rief: Ei, sieh doch, Vater, die große, starke Eiche liegt dort auf dem Boden, und die schwache Weide hier am Bache steht noch schlank und aufrecht da. Ich meinte doch, der Sturmwind wäre mit der Weide leichter fertig geworden, als mit der stolzen Eiche, die bisher jedem Winde getrotzt hat. – Kind, sagte der Vater, die starke Eiche mußte brechen, weil sie sich nicht biegen konnte; die geschmeidige Weide aber gab dem Sturme nach, und so konnte er ihr nichts anhaben.

Mit Stolz und Trotz bringt man's nicht weit,
viel besser ist Nachgiebigkeit.


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