Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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152. Der junge Korbflechter

Der junge Eduard hatte sehr reiche Eltern. Er verließ sich auf ihren Reichtum und wollte nichts lernen. Der kleine Jakob aber, der Sohn des armen Nachbars, lernte mit großem Fleiße das Korbmachen. Eines Tages stand Eduard am Ufer des Meeres und angelte zum Zeitvertreib. Jakob hatte einen großen Büschel Weidenruten geschnitten und wollte sie eben nach Hause tragen. Da sprangen plötzlich einige Seeräuber aus dem Gebüsche hervor und schleppten die beiden Knaben auf ihr Schiff, um sie als Sklaven zu verkaufen.

Das Schiff wurde von dem Sturme weit fortgetrieben und an dem Felsen einer fernen Insel zerschmettert. Nur die zwei Knaben retteten sich an das Land, das von grausamen Mohren bewohnt war. Jakob dachte, seine Kunst könne ihm vielleicht Gnade vor ihnen verschaffen. Er zog sein Messer heraus, schnitt Weidenzweige ab und fing an, ein niedliches Körbchen zu flechten. Mehrere schwarze Männer, Weiber und Kinder kamen herbei und sahen ihm neugierig zu. Als das Körblein fertig war, schenkte er es dem Vornehmsten unter ihnen. Da hätten nun alle, groß und klein, gern solche Körblein gehabt. Sie räumten dem Jakob eine Hütte ein, die von fruchtbaren Bäumen beschattet war, damit er dort ungestört arbeiten könne. Auch versprachen sie, ihn reichlich mit Lebensmitteln zu versehen.

Hierauf verlangten sie, Eduard solle auch einen Korb machen. Als sie aber merkten, daß er nichts gelernt habe, schlugen sie ihn; ja sie hätten ihn gar umgebracht, wenn Jakob nicht für ihn gebeten hätte. Eduard mußte auf ihren Befehl seinen Samtrock dem Jakob geben, Jakobs schlechten rauhen Kittel anziehen, ihm als Knecht dienen und ihm die Weidenzweige zutragen.

Die fleißige, geschickte Hand
Erwirbt sich Brot in jedem Land.


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