Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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21. Die Kastanien

Kilian war ein sehr naschhafter Knabe; wo er nur einen Kreuzer bekam, vernaschte er ihn. Eines Tages sah er auf dem Obstmarkte sehr schöne Kastanien. Er kannte sie nicht und fragte die Obsthändlerin, ob die braunen Dinger gut zum Essen wären? – Die Kastanien da? sagte sie, das denke ich! Kaufe Er einmal davon, junger Herr! Sie schmecken vortrefflich, besonders wenn man sie in heißer Asche bratet.

Kilian hatte sein Geld schon für anderes Obst ausgegeben. Indessen nahm er heimlich ein paar Hände voll Kastanien und steckte sie in die Tasche. Als er nach Hause kam, schlich er in die Küche, und da eben niemand darin war, so legte er die Kastanien in die Asche. Sie fingen bald an, von der Hitze zu pfeifen. Das freute ihn, und er legte noch einige glühende Kohlen auf die Asche, und blies mit vollen Backen darein.

Plötzlich zersprang eine Kastanie mit starkem Knall, und Asche und Kohlen fuhren ihm mit solcher Gewalt in das Gesicht, daß er nicht mehr sah, wie blind umhertappte und laut weinte und jammerte. Auf den Knall und das Jammergeschrei liefen alle Leute in die Küche, und sein Diebstahl kam nun an den Tag. Der kleine Dieb mußte viele Schmerzen ausstehen, bis seine Augen wieder geheilt waren. Er bereute es mit heißen Tränen, so schlecht gehandelt zu haben und sagte öfter:

Das Naschen führt zur Dieberei,
Bringt Schande, Schmerz und bittre Reu.


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